Thema:
Re:Antwort an Bronco (Spoiler) flat
Autor: membran
Datum:03.07.20 13:42
Antwort auf:Antwort an Bronco von Sachiel

>Gute Punkte. Insgesamt wirkte das für mich dennoch sehr organisch. Dieses Reden über die Vorfälle eines Party-Vorabends kennt man ja nur zu gut.

Aber gerade, weil Bronco seine Show, don't tell-Kritik an der Szene aufhängt, muss man schon erwähnen, dass genau diese Szene, die man zu Beginn nur erzählt bekommt, später gegen Ende in voller Länge gezeigt wird.

Und auf einer Meta-Ebene hatten viele Spieler diese Szene sogar schon gesehen, bevor sie das Spiel überhaupt das erste Mal gestartet haben - es ist ja die Eröffnungsszene aus dem E3 2018 Reveal Trailer. Es war somit gar das Allererste, was die Spieler jemals von TLou2 gesehen haben. Im Endeffekt war es Show - Tell - Show. :)

>Token findet das auch "verschwurbelt".

Ich tue mich schwer mit Laienkritiken an der Erzählstruktur. Aber da ich da auch nur ein Laie bin, fehlt mir auch das Handswerkszeug, solche Aussagen kompetent zerlegen zu können, also versuche ich da eher, nicht drauf zu antworten. Dennoch frage ich mich, was die Leute letztlich von einer Videospielstory erwarten. Und welche Videospielstorys überhaupt in die Liga eines TLoU2 kommen. Token kritisierte in seiner WoT z.B. Abbys Albträume rund um den Krankenhausgang als "plump" oder "Holzhammer", oder so ähnlich. Ich sehe da schlicht wiederkehrende Elemente mit leicht geändertem Inhalt, um Charakterveränderung anzuzeigen, was man so in Film und Serien hundertfach sieht und was dort auch nicht immer super subtil rüberkommt. Letztlich sind viele dieser Techniken "short hand" und solche Keulen müssen eine gewisse Größe haben, damit auch der letzte Depp schnallt, was Sache ist. Oder wie erklärt man sich sonst die eigentlich überflüssige Fight-Clubbige Flashback-Erklärung in Joker, dass, Achtung, Spoiler, .

Im Spiel geht's auch um "peace of mind", wie der Ami sagt. Ellie und Abby haben beide Schlafstörungen, short hand dafür, dass sie eben keinen Seelenfrieden haben. Bei Ellie erfährt man das glaube ich erst später (auf der Farm mit "I don't sleep, I don't eat"; weiß gerade nicht, ob sie auch in Seattle aus unruhigen Träumen erwacht), aber bei Abby sieht man das ständig. Ich glaube, sogar das direkt das allererste Mal, wenn man sie nach dem großen Wechsel spielt, wacht sie aus einem Albtraum auf. Und es ist jedesmal der Krankenhausgang. Ist das plump und Holzhammer? Ich weiß nicht. Ich hab das so oder so ähnlich jedenfalls schon oft anderswo gesehen, ohne dass diese Technik dort kritisiert wurde. Jedenfalls sieht sie erst ihren ermordeten Vater dort liegen. Im nächsten Traum, da hatte sie die beiden Kinder schon kennengelernt, liegen aber auf einmal die Lev und Yara dort tot da. Nun mag man das plump und Holzhammer nennen, aber für einen Charakter, der anscheinend seit Jahren von dem immergleichen Albtraum geplagt wird, der jedesmal mit der Leiche des Vaters endet, dürfte das ein ziemlicher Aha-Moment sein, wenn auf einmal da jemand anderes liegt. Und im Gegensatz zu ihrem Vater kann sie die beiden noch retten, da ist es noch nicht zu spät. Also tut sie es (hier ist auch der Moment, wo die meisten Spieler sie zähneknirschend anfangen zu mögen dürften) und als sie das nächste (und dritte Mal, glaube ich, Rule of Thirds?) im Traum den Krankenhausgang langgeht, was ist da dann am Ende? Ihr Vater ist am Leben und begrüßt sie lächelnd. Und sie wacht anscheinend das erste Mal seit Jahren beruhigt und entspannt auf.

Ist das plump und Holzhammer? Muss wohl jeder selbst entscheiden. Ich finde, nicht.

>Neil, lass ma Schwangere einbauen. Trifft die Zielgruppe bestimmt", aber für mich funktioniert das so als Slow Burner trotzdem gut.

Kann dem Spiel dafür auch keinen Vorwurf machen. Wäre auch ein seltsamer Vorwurf. Warum sollte es auch keine Schwangeren geben? Gerade in der Welt, in der man dringend "Nachschub" braucht? Geh mal davon aus, dass von den ganzen NPC-Patrouillen, die man weggemäht hat, auch Schwangere dabei waren. Das waren schon auffällig viele Frauen mit dabei, das ist eine reine Sache der Wahrscheinlichkeiten.


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