Thema:
Re:Kann ich akzeptieren :) flat
Autor: membran
Datum:28.06.20 19:30
Antwort auf:Kann ich akzeptieren :) von Scarface

>Wenn ich nicht so lange am Stück Abby gespielt hätte, die auch viele Sachen abseits von der Storyline mit Joel erlebt, hätte ich als Spieler niemals den Raum in meinem Kopf freimachen können, sie ebenfalls in mein Herz zu schließen.

Das stimmt wohl, es hat auf jeden Fall geholfen, dass man sie so lange am Stück spielt und im Endeffekt ist ja ihre Storyline ein wenig wie der von LoU1, sie ist hier in der Joel-Rolle und beschützt jugendliche Begleiter, mit denen sie erst nichts am Hut haben wollte. Kein Wunder also, dass man mit ihr schnell sympathisiert. Ich fand's in Jackson noch doof, dass ich die spielen "musste", weil direkt in einer der ersten Szenen mit ihr aus dem Dialog mit Owen klar wird, dass sie nicht nur was im Schilde führt, sondern dass sie einen bestimmten Jackson-Bewohner auf dem Kieker hat; dass es sich dabei um Joel handeln würde, lag für mich absolut auf der Hand. Aber sie haben es dann später echt krass gedreht, wo ich dann echt für Abby war und Ellie weniger und weniger mochte. Von daher kann die Art und Weise, wie sie die Geschichte zusammengeschnitten haben, so verkehrt nicht sein.

Es war dann nur erstmal so ein harter "Reset", als auf den vermeintlichen Höhepunkt im Theater (wo ich wirklich schon dachte, ich wäre am Finale angekommen, haha), mit Abby nochmal von vorne losging und man nach spätestens einer halben Stunde merkte, uff, krass, wir spielen jetzt nochmal die vollen drei, vier Tage in Seattle aus Abbys Sicht nach. Das war im ersten Moment erstmal sehr antiklimaktisch, ein wenig wie kurz vorher rausziehen. Es dauerte dann eben ein wenig, bis genug Dinge in Abbys Story in Stellung gebracht wurden, dass es wieder spannend zur Sache ging.

Alternativ könnte man Abbys Geschichte vorziehen und dann erst Ellies spielen. Keine Ahnung, was besser ist. So, wie es jetzt im Spiel ist, tötet man einen Haufen NPCs (und mindestens einen Wachhund), erfährt erst hinterher, dass das eigentlich ganz knorke Leute waren (hat einen Effekt von nachträglichen Schuldgefühlen, aber gleichzeitig weiß man auch, dass sie auf jeden Fall sterben werden und so ist in deren Szenen ein wenig die Spannung raus) und man wird von Abbys Überfallszene im Theater überrascht. Andersherum würde man erst die Leute (und den Hund) kennenlernen, nicht wissen, wer von denen überleben wird, bis man Ellies Perspektive spielt und dann müsste man als Spieler damit klarkommen, diese eingeführten und symphatischen NPCs abzumurksen, auch wenn Ellie sie so nicht kennt. Und man wüsste halt, dass Abby einen irgendwann im Theater überfallen würde. Aber da hätte man ja Abbys Story abbrechen können, als sie die Leiter vom Theater hochklettert und ins Fenster einsteigt.

Spontan kommt's mir so vor, als wäre die zweite Option besser, aber dann hätte man ja direkt nach dem Verlassen von Jackson Abby spielen müssen, das wäre auch schräg gewesen. Schwierig. Ich gehe mal davon aus, dass die Macher da sehr viel mehr länger drüber nachgedacht haben als wir jetzt hier, von daher sollte man immer vorsichtig sein mit vermeintlichen Verbesserungsvorschlägen. :)

>Wenn die Storylines mehr verdrahtet wären, hätte ich Abby immer nur als die Feindin gesehen, die weg muss, selbst wenn sie ihre Beweggründe gehabt haben sollte.

Weiß nicht, man würde ja dennoch merken, dass Abby einen sehr guten Grund für die Rache an Joel gehabt hatte, mittlerweile auf Vergebung aus ist und trotz allem ein tendenziell gutes Herz hat.


>Die Sache mit den Sammelobjekten sehe ich auch so.
>Das fand ich im ersten Teil besser. Das ist ein klassisches Beispiel für weniger ist mehr.>Hier findet man doch etwas zu viele Zettelchen und Einträge und dadurch wirkt es belangloser.


Zumal sie diese Dinger auch verteilen, wenn man gerade gejagt wird oder unter Zeitdruck steht (z.b. wenn man die Medizin für Yara besorgen soll und angeblich nur wenige Stunden Zeit hat), das wirkt dann einfach seltsam, wenn da überspitzt gesagt in jedem zweiten Raum in den Tagebüchern anderer Leute gelesen wird. Klar, es wirkt auch seltsam, wenn ich als Spieler einfach nicht weitergehe, obwohl von der Story her (aber nicht spielerisch) Zeitdruck herrscht, aber das Spiel unterstützt diesen Effekt dann eben von sich aus. Man könnte ja in diesen Szenen entweder keine Zettel hinlegen oder es zumindest so machen, dass der Charakter die Zettelchen erstmal nur fix einkassiert, aber nicht sofort in die Leseansicht wechselt. Einmal hat sie das sogar gemacht, aber ich weiß nicht, ob das ein Fehler war oder ob ich da was anders gedrückt habe, Zeitdruck gab's da jedenfalls nicht und es waren auch keine Gegner anwesend.

>Man erfährt aber auch deutlich mehr über die Welt, leider wie du sagst nicht ganz auf dem hohem Niveau des Vorgängers.

Ja, aber die Notizen sind teilweise so verwirrend geschrieben, dass mir manchmal nicht klar war, welche Fraktion das nun war oder von wann der Zettel war, von vorgestern oder von vor 15 Jahren?

Was ich im Ausgangsposting auch noch ansprechen wollte, wo es gerade um die Spielwelt geht, waren die Zeitsprünge beim Reisen. Es ist natürlich nachvollziehbar, warum man nicht auch noch Episoden auf der Reise nach Seattle, zurück, nach Kalifornien und zurück spielen kann, das hätte den Rahmen gesprengt, aber mir fiel das schon ein wenig negativ auf, so dass ich den Umstand aus den Gedanken schieben musste. Der erste Teil wirkt ja mehr wie eine "Reise", obwohl man auch nur die besuchten Städte wirklich spielt, aber das waren mehrere Locations und da fiel es mir irgendwie nicht so auf, dass man zu keinem Zeitpunkt mal eine kurzen Ausschnitt von "unterwegs" spielt, man ist erst in Boston, dann Pittsburgh, dann Jackson, dann in der Denver Uni, dann der Part im Winter, keine Ahnung wo das war, und dann Salt Lake City. Das hatte Reisefeeling, ohne dass man die wirkliche Reise wirklich sah. In Teil zwei bricht man einmal von Jackson nach Seattle (was zugegeben extrem abwechslungsreich designt wurde und locker als mehrere Locations gelten könnte) auf und dann von der Ranch, keine Ahnung wo, nach Kalifornien. Und es kam mir direkt seltsam vor, wie man von Jackson (Wyoming) losreitet und sofort vor den Toren Seattles einreitet, Distanz laut Karte 600km, ich hatte nicht damit gerechnet, sofort "da" zu sien. Es wird auch nicht groß thematisiert, ob und dass diese Reisen gefährlich sind (ich hab auf ResetEra gelesen, dass es wohl im Tagebuch einmal drinsteht, dass sie auf der Reise ein paar Räuber umgebracht hätten; hab ich übersehen). In einem Flashback reitet Ellie alleine von Jackson nochmal zu der Uni aus Teil 1, sind wohl so um die 200km, kein Ding, und Joel kommt kurzer Zeit hinterhergeritten (woher wusste der eigentlich, wo sie hin wollte?). Ellie bekommt mit gebrochenen Arm eine mit Pfeil durchbohrte und am Kopf verletzte Dina und einen mit Bein- und Augenwunde versehenen Tommy nach Hause geschafft. Nach Kalifornien sind's über 1000km. Natürlich *kann* man das nicht spielen, aber dieses konsequenzlose und anscheinend gefahrenlose Herumreisen in einer postapokalyptischen Welt, wo es sonst in jeder Stadt mindestens eine wirre Fraktion zu geben scheint, wirkt so in Summe etwas schräg. Erinnerungen an die Teleports aus Game of Thrones werden wach.


>Auch krass, wie brutal sich das Verhältnis zu den Hunden ändert im Laufe des Spieles. Was habe ich diese Mistviecher verachtet am Anfang und plötzlich spielt man mit denen Ball fangen und streichelt sie und sie helfen einen im Kampf und man merkt, wie wertvoll sie für die Wolfes sind. Genial gemacht.

Bei mir war's anders. Ich hab durch die Hunde überhaupt erstmal versucht, zu schleichen, damit ich die nicht umbringen muss. Gegen Ende hab ich die als erstes erledigt.

>Zu dem Sound. Der Sound ist für mich momentan Referenzklasse. Bei der Musik, die ebenfalls geil ist, finde ich aber den Soundtack vom Vorgänger besser. Das war fokussierter imo. Hier gibt es zwar die brillianten Musikeinlagen, das eigentliche Theme kann sich aber nicht so recht entscheiden imo und macht viele Referenzen an den Vorgänger und setzt etwas wenige eigene Akzente. Ich sag das jetzt aber auch nur, weil ich den Soundtrack vom Vorgänger bisher ungeschlagen finde zusammen mit dem MgS 4 Soundtrack.

Stimmt, ich habe die Melodien und die musikalischen Momente von Teil 1 auch mehr im Kopf, obwohl ich den eine Woche vor Teil 2 gespielt habe. Von Teil 2 habe ich hier v.a. verschiedene Gitarrenklampfeinlagen von Joel und Ellie im Ohr, einen ziemlich nach vorne gehenden Action-Soundtrack bei Shootouts (du-dunn, du-dunn, du-dunn!) im Kopf - und dann erst so wieder richtig wie in Last of Us 1, als die Credits liefen und da wieder Santaolallas Akustikgitarre mit den so schön hörbar knarzigen Akkordwechseln, wenn er über die Seiten schleift.


< antworten >