Thema:
Re:Der Versuch aus dem Geschehenen Sinn zu ziehen (Spoiler) flat
Autor: deros
Datum:26.06.20 15:33
Antwort auf:Re:Der Versuch aus dem Geschehenen Sinn zu ziehen (Spoiler) von Kaneda4Life

>Hab es auch just in diesem Moment beendet und sehe es anders. Kann viel verstehen, aber zwei Prämissen lässt du in meinen Augen außer Acht: Joel hat Ellie die Bürde aufgetragen, dass die lebt und die Menschheit keine Chance auf Heilung hat. Dadurch ist sie Joel irgendwie Dankbar aber auch total am Ende.
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>Gerade ihre Angstzustände zeigen doch wie kaputt sie eigentlich ist. Nicht wegen all dem Töten, sondern wegen Joel. Sie hasst sich immer mehr selber, kann im Laufe des Spiel immer weniger in den Spiegel schauen.
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>Ich glaube ein Großteil ihrer Motivation ist einfach ein psychischer Schaden und den konnte sie nur mit Joel ertragen.


Sehe ich nach einer Nacht drüberschlafen tatsächlich sehr ähnlich. Ich habe unterschätzt wie sehr die verschiedenen Faktoren auf Ellie eindrücken, ihr Handeln bestimmen und wie schwer es für sie ist, hieraus auszubrechen. Der Survivor Guilt hat sie ohnehin schon enorm belastet und all die Sachen, die Joel zugestoßen sind - das Zuschauen müssen bei seinem brutalen Tod, das Entreißen der endgültigen Versöhnung - brechen sie komplett.

Auch bei Abby denke ich mittlerweile, dass sie aufgrund ihrer Umstände nicht aus dem Racheakt hinausbrechen konnte. Sie verlor ihren Vater und schlitterte anschließend in irgendeinen merkwürdigen Bürgerkrieg, der auf beiden Seiten mit erbarmungsloser Härte gekämpft wird. Ihr ganzes Leben dreht sich um Gewalt und Gewalt wird zur einzigen Lösung, die sie kennt. Zumindest bis sie Yara und Lev kennenlernt.

>Und ich verstehe die Leute die jene Stellen nicht mögen wo man gezwungen wird etwas zu tun. Aber hey: es ist kein sandbox game sondern man spielt die Geschichte von jemand nach. Da gibt es eben keine Entscheidungsfreiheit. Man soll in dem Spiel ja nicht eine eigene Ellie oder Abby kreieren, sondern deren Denkweise nachspielen, ob sie nun gefällt oder nicht
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Ja, ich bin da zwiegespalten. Einerseits ist natürlich nicht jede Videospielfigur ein Avatar des Spielers und das ist auch völlig okay so. Das schöne am Medium Videospiel ist schließlich seine Vielfältigkeit. Andererseits empfinde ich aber dieses Aufdringen unliebsamer Entscheidungen, die aber dennoch direkt durch den Spieler getätigt werden müssen (bspw. durch ein QTE) etwas billig und manipulierend. Das könnte man auch einfach in einer Cutscene durchlaufen lassen. Oder dem Spieler tatsächlich einen Fail State anbieten, der nicht nur in einem Game Over landet - z.B. wie bei einer Visual Novel ein Bad Ending bieten, bei dem dann einfach im Zeitraffer die Credits über den Bildschirm rollen.


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