Hier ein paar kurze Eindrücke bis zum Anfang von Seattle Tag 3. Generell viel mehr Licht als Schatten. Es gibt aber ein paar Dinge, die mich irritieren. Das größte Problem ist eine gewisse Inkongruenz zwischen Gameplay und Story inklusive Hauptmotiv und daraus resultierende tonale Probleme. Ab hier Spoiler:
Die klaren Highlights waren bisher die Rückblicke mit Joel, vor allem das Museum. Writing und voice acting sind hier wirklich superb und diese Szenen waren allesamt voll wunderbarer Humanität. Einige Szenen mit Dina waren ebenfalls herausstechend, allem voran das Musikgeschäft und einige Momente im Theater. Was LoU2 weiterhin wieder einmal komplett richtig macht, ist das environmental storytelling. Die Schauplätze sind allesamt bestechend (wobei bisher homogener als in LoU2) und das Spiel ist meiner Meinung dann am besten, wenn man einfach durch irgendwelche Wohnungen oder Geschäfte streift, ein paar Infizierte beseitigt und rekonstruiert was in diesen Schauplätzen geschehen ist.
Probleme treten dann auf, wenn menschliche Gegner involviert sind und sich das Spiel doch wieder in eine shooting gallery verwandelt. Dieses enorme Qualitätsgefälle wird vor allem in der Hillcrest Szene deutlich. Zu Beginn erkundet man die Hillcrest Nachbarschaft, liquidiert einige Infizierte und kleine WLF Patrouillen und saugt die Umgebung in sich auf. Durch Briefe und die Schauplätze an sich lernt man was sich in der Umgebung zugetragen hat: Konflikte zwischen WLF und Bewohnern, Mord an Boris‘ Tochter, Boris‘ Rachfeldzug und so weiter. Als Höhepunkt trifft man den zombiefizierten Boris selber. Dieser Teil der Hillcrest Szene fühlte sich extrem organisch an. Aber schon die nächste Szene (direkt nachdem man den Bogen bekommt) ist einzig und allein ein artifizielles Schleich-Setpiece (mit kurzer shooting gallery am Ende) und kulminiert zu allem Überfluss in einer Sequenz mit Jesse, die ebenso aus Uncharted hätte stammen können. Das sind einfach extreme tonale Unterschiede, die mich sehr aus der somberen Atmosphäre des Spiels herausgezogen haben.
Die Gewaltdarstellung wurde hier bereits kontrovers diskutiert und es wurde oft behauptet (von den Entwicklern und in Reviews), dass LoU2 versucht zwischenmenschlicher Gewalt eine gewisse Wucht zu verleihen. Das hat zumindest teilweise mit den Themen und Motiven des Spiels zu tun: der zyklischen Natur von Gewalt und Rache. Manchmal klappt dies auch tendenziell, vor allem in Zwischensequenzen und einigen geskripteten Szenen. Aber letzten Endes haut man dann doch wieder dutzende Pappkameraden um – wahrscheinlich sogar mehr als in LoU1. Dass diese Namen haben und sehr unschöne Geräusche machen, wenn man ihnen die Kehle durchschneidet, macht letzten Endes doch keinen großen Unterschied. Es fühlt sich schlichtweg komisch an, dass man in einer Stadt, in der sonst keine Menschenseele mehr lebt, hunderte gleich aussehende Typen umbringt. Man merkt, dass diese Entitäten doch wieder nur existieren um Gameplay zu ermöglichen. Ich hätte es wirklich begrüßt wenn man die Zahl menschlicher Gegner um 90% reduziert hätte, sodass es wirklich ein gewisses moralisches Gewicht hätte einem Menschen zu begegnen und diesen eventuell zu töten. Weiterhin hätte ich mir zumindest ein paar Begegnungen mit anderen Überlebenden gewünscht. LoU1 war voller interessanter zwischenmenschlicher Situationen abseits von Joel und Ellie (Bill, Heny & Sam).
Zur Story werde ich noch nichts schreiben.
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