Thema:
Re:Mal was ganz grundlegendes. Was macht Turrican aus? flat
Autor: Shoryuken
Datum:10.06.20 08:45
Antwort auf:Mal was ganz grundlegendes. Was macht Turrican aus? von Amian_3rd

>Aber mal ganz grundlegend. Was macht Turrican aus, und was ist daran so schwierig zu kopieren?

Eigentlich gar nichts. Nur bezweifle ich das jemand ernsthaft heute eine Kopie von T1 oder T2 spielen möchte. Und sobald das Spiel modernisiert wird, kann es nur ein Baller-Metroidvania sein oder etwas in die Richtung Blazing Chrome - wird dann aber sicher die Hardcore-Fans ankotzen.

>- eher zugänglicher Schwierigkeitsgrad

Ist das so? Ich erinnere mich in T2 regelmäßig am Zeitdruck gescheitert zu sein und auch die grauenhafte Hitdetection macht das Ding bisweilen ziemlich schwer (von einer unnötigen Menge an Funktionen und Extrawaffen ganz abgesehen). In Teil 1 finde ich es aufgrund diverser "random"-Elemente sogar noch schlimmer (wobei ich den Teil grundsätzlich auch sehr schwach finden)

>...das ist es jedenfalls für mich. Nichts davon ist übermäßig kompliziert oder unerreicht, es ist aber eine spezielle Mischung die es besonders macht.

Ich glaube tatsächlich das es dieser Charme von klobigen, hässlichen Sprites und Euro-Platformer-Trashgameplay ist, der super in die späten 80er passt, als Japan-Krams (und vorallem deren Designansätze) noch nicht SO auf dem Vormarsch war und man ein Turrican halt noch bringen konnte. Das Sprungverhalten (kein dedizierter Sprungknopf + Mondphysik), die oben erwähnte hit detection bzw. der Mangel an Hilfsmitteln aus einer Fehlentscheidung nicht mit komplettem Energieverlust rauszugehen, die Labyrinth-artigen teils random anmutenden Level - schwer nachvollziehbare Gegnerpatterns (wenn es überhaupt patterns waren) - das ist imo eher sperrig und sehr speziell. Hatte für mich immer was von "DIY Arcade auf Heimcomputer", über dieses Entwicklungslevel sind die Indies und Homebrew-Entwickler heute aber schon lange hinaus. IMO gab es einen Zeit und einen Ort für Turrican 1+2.

Schon der dritte Teil (unendlich viel spielbarer als beide Vorgänger und mein persönlicher Favorit der Reihe) hat das verstanden und sich direkt an Konsolenspielen orientiert und wirkt viel durchdesignter / runder. Sieht man von dem wunderlichen Super Turrican ab, ist Super Turrican 2 ja auch direkt eher in Contra-artigen Gefilden angesiedelt.

>- Was macht Turrican für euch aus?
Trashiges Europlatformer-gameplay. Ein Zusammenspiel aus fehlendem Knockback/I-Frames, wahnwitzigen und teils anstrengenden Labyrinthen und vor allem kein organisches Gameplay. Gerade in T1+2 erkämpft man sich irgendwie jeden Pixel Fortschritt, weil man einfach ständig in bullshit-Situationen ist. Das wird imo sogar noch deutlicher wenn man sich mal Super Turrican auf NES anschaut.

>- Gibt es etwas das Turrican einzigartig macht?

Die Mischung aus 80er Metal-Ästhetik mit japanischem Arcadeflair zusammenbringen zu wollen.

>- Wieviel von der Faszination dieser Serie ist Nostalgie, oder ist sie auch heute noch gut?

Wie vieles am Amiga (mein geliebtes Shadow of the Beast bspw.) ist die Atmosphäre auch heute noch toll, das Spiel selbst aber ziemliche Grütze. Nur T3 und ST2 kann man IMO noch ernsthaft spielen ohne sich selbst wieder ins Jugendzimmer zu beamen und alle Entwicklungen (gerade aus japanischer Richtung) auszuklammern.

>- Welche anderen bereits erschienenen Titel kommen Turrican am nächsten?

Targa / Rendering Ranger und mit Abstrichen Gunlord X (wobei das halt auch schon deutlich spielbarer ist und damit auch relativ schnell durch (und es mich auch nie motiviert hat da 100% zu holen).

>- Was haltet ihr von der 2007 erschienenen Fan-Fortsetzung "Hurrican", oder von den anderen Fan-Projekten? [https://de.wikipedia.org/wiki/Turrican#Inoffizielle_Nachfolger_/_Klone]

Imo alles Schrott.


Und nicht falsch verstehen, ich mag Turrican und bin auch der Meinung das es sowas wie ein deutsches Computerspielkulturgut ist, aber ein Turrican 4 kann imo nur in die Hose gehen (wobei ich mich gerne überzeugen lasse).


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