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Autor: | gameshirtz | ||
Datum: | 05.06.20 13:20 | ||
Antwort auf: | Final Fantasy VII Remake - Thread 3 von Leviathan | ||
Monstertext und Monsterspoiler incoming: Gestern habe ich den Abspann nach ca. 50 Stunden Spielzeit sehen dürfen. Ich kann nur sagen das es für mich die besten 50 Spielstunden der letzten 10 Jahre gewesen sind und meine Erwartungen bei weitem übertroffen wurden. Selbst wenn nun kein weiterer Teil mehr rauskommen würde, ich wäre zufrieden. Aber wie kann das sein und warum glaube ich das dieses digitale Goldstück nachhaltig Einfluss auf die Spieleindustrie haben wird? Meine Geschichte mit Final Fantasy 7 beginnt im Jahre 1998, da war ich 14 Jahre alt. Mein ältester Bruder hatte mich schon lange darauf eingestimmt, dass er bald dieses besondere japanische Rollenspiel von der PS1 für den PC kaufen würde. Ich war als kleines Nerdkind schon immer in der Videothek um dieses mythisch anmutende weiße Cover mit den Anime Figuren herumgeschlichen. Und nun sollte es bald ins Haus kommen. Ein anderer Freund hatte sich das Spiel auch besorgt, der Programmier-Daddy hatte was spendiert. So konnte ich meinen Freund und meinen Bruder beim daddeln zugucken. Aber es kribbelte mir selbst in den Händen, so begann ich also heimlich im Keller unseres Hauses am Brüder-PC einen weiteren Spielstand anzulegen und loszuspielen. Irgendwie dachte ich, mein Bruder wollte es erst alleine vor mir durchspielen, daher erzählte ich ihn nicht davon. Jetzt ist mir aber klar, dass er es mitbekommen haben musste, da er ja beim Laden auch meine Spielstände sehen konnte. Damals war mir das aber irgendwie nicht so bewusst. Und das machte das Ganze auch noch spannender. Auf jeden Fall spielte ich ohne Ende, teilweise auch nachts bis in die Morgenstunden. Die Charaktere wuchsen mir ans Herz, ich probierte viel aus. Ich hatte von einigen Dingen keine Ahnung. So Geheimnisse wie die Ritter der Tafelrunde oder die Weapons kannte ich nur vom Schulhof und sah auch nur wenig davon. Aber ich liebte das Spiel und das Ableben Aeriths brachte mich wirklich zum Weinen. Ich zockte und zockte und irgendwann war ich durch. Was für immer blieb war die Musik, die Charaktere, das Materia System, die integrierten Rendervideos in die Spielumgebung. Und natürlich die Bosskämpfe. Bis heute erinnere mich an sie als wäre es gestern gewesen. Und Sephiroth ist und bleibt einer der spannesten Antagonisten der Spielegeschichte. Den Film und alle weiteren Spiele die um FF7 entstanden sind wollte ich nie anfassen (sie waren in meinem Epfinden kein Kanon). Ich hatte Angst, dass sie die Geschichte verwässern würden, dass sie Sephiroth wieder auferstehen lassen würden. Das wollte ich nicht. Das Ende von FF7 war für mich der Abschluss der Geschichte. Sprung 22 Jahre in die Zukunft. Bis heute habe ich mich mit keiner der Ableger oder Filme beschäftigt. Vielleicht ein Fehler? Auch das Spiel selbst hatte ich einmal zwischendurch angefangen, um dann aber zu merken das die Zufallskämpfe mich genervt und die Grafik stark gealtert war. Das war nicht das FF7 aus meiner Erinnerung. Ich weiß bis heute auch nur noch paar wichtige Eckdaten, der Rest ist irgendwo im Erinnerungsnirvana. Und dann kam die Ankündigung des Remakes auf der E3. Ich war außer Häuschen. Die Musik, die Protagonisten, das Design. Alles war wieder da, alles so wie ich es mir in meinen Träumen vorgestellt hatte. Aber halt – kein Rundenkampfsystem? Ui, das kann doch nichts werden. Nur Midgar? Warum nur so wenig? Ich hatte gemischte Gefühle, aber entschied mich offen zu bleiben und keine weiteren Trailer, Infos usw. bis zum Release zu konsumieren. Und vor ca. einem Monat hielt ich das Spiel dann in meinen Händen. Nicht direkt bei Release, weil ich eigentlich noch auf einen Patch warten wollte und evtl. auf die PC-Version. Irgendwann probierte ich aber die Demo und wurde so hibbelig, dass ich zum nächsten Gamestopp gelaufen bin und den richtigen Vollpreis gezahlt habe, den ich sonst eher nicht mehr zahle. Ich hatte keine große Erwartungshaltung. Insgesamt hatten Remakes nie so eine große Faszination auf mich und ich war in den letzten Jahren oftmals enttäuscht wurden. Viele Filme- und Spielremakes hatten mich eher kalt gelassen. Aber die Demo hatte mich geflasht. Da ich eine 2-Jährige Tochter habe und meine Frau und ich beide arbeiten, hatte ich allerdings nicht super viel Zeit zum Zocken (Corona my ass). Abends konnte ich meistens eine bis ein und halb Stunde reinschieben. Dadurch konsumierte ich FF7 Remake in Maßen und die Spielzeit schreckte sich über einen ganzen Monat. Ich konnte jeden Tag kaum abwarten weiterzuspielen, ich fühlte mich wieder wie mein 14-Jähriges ich, das abends ganz still und leise in eine wunderbar mystische fremde Welt hineinglitt und mit Freunden ein episches Abenteuer erlebte. Und jetzt komme ich mal direkt zum Spiel. Ich stellte meine standard PS4 auf Englisch und begann das Abenteuer auf Normal. Direkt weckte die Musik wunderbare Gefühle in mir. Eine Mischung aus Nostalgie, Freude und Spannung. Die Umsetzung aller Figuren, ob Cloud, Barett, Tifa und Aerith gefiel mir sofort. So hatte sich mein jugendliches Ich diese Begleiter vorgestellt. Überhaupt ganz Midgar war genauso wie ich es in meiner Fantasie ausgemalt hatte. Die Farbgebung der einzelnen Distrikte, insgesamt diese Einzigartigkeit der Schauplätze. Die hell-sonnigen Slum mit ihren herumtreibenden Bewohnern, die immer eine Geschichte auf Lager haben. Der dunkle-farbige Wall Market mit seinen verschwurbelten Passagen und tollen Reklamen. Der Eisenbahnsfriedhof mit seiner nebeligen Aura und kühlen Maschinen, die durch die Geisterbemalungen abschreckend wirken. Die blauen monumentartigen Gebäude von Shinra. Das Haus von Aerith. Und der Garten. Einfach nur phantastisch. Dann die variantenreiche Mischung aus Kämpfen, Unterhaltungen, Erforschen, Optimieren und Mini-Spielen. Mir war nie Langweilig. Besonders die Anzahl der Kämpfe. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Das Kampfsystem an sich wurde mit jedem Kampf für mich zur absoluten Perle der Kampfsysteme Überhaupt (etwas unter Dark Souls). Das fluffige switchen zwischen den Charakteren, das chillige auswählen der Fertigkeiten in Superzeitlupe, die Soundeffekte beim Kampf, das Shock System mit seiner dynamischen Anwendungsmöglichkeit. Analysieren, Zauber, switchen, heilen, Limit – boom – Beschwörung – bam, switchen – Spezialfähigkeit – Shock – Yes! Voll druff. Dazu noch rollen, abwehren mit Cloud in den Punisher Modus wechseln und alles ab metzeln. Was für ein Rausch. Und dabei immer fair, ja manchmal nervt die Kamera, manchmal nervt das Log-on. Aber ich habe nie einen Kampf mehr als dreimal beginnen müssen, ich lernte immer dazu und wurde mit jedem Versuch besser Besonders bei den Bossen. Und ja die Bosse. Ich liebe Bosse, in fast jedem digitalen Spiel. Ob Mother Brain bei Super Metroid, fast jeder Souls Boss – ich bin immer am Start und habe Bock. Das Kribbeln mit noch wenig Gesundheit den Boss zu besiegen. Dieses übermächtige Wesen was bezwungen werden muss. Mit Taktik, Wissen und Geschicklichkeit und einer Prise Glück. Und da liefert FF7 Remake und bietet dir eine Palette von Endgegner die sich gewaschen haben. Ob riesige Bestie, oder einer voll bewaffneter Kampfroboter, ein Haus aus der Hölle, großen Drachen oder „menschlichen“ ´Gegner die dich richtig mit ihren schnellen Attacken einheizen. Alles am Start. Und jeder erfordert unterschiedlich Nuancen deiner Kampfskills. Hier mehr auf Attacke, da mehr auf Defensive und Staggern, dort mehr Zauber einer bestimmten Art und warten auf den richtigen Zeitpunkt. Und ja, um die Jungs und Mädels zu besiegen braucht man geile Waffen, geile Fertigkeiten geile Materia und geile Items. Und auch hier ist wieder die Einzigartigkeit im Vordergrund. Jede Waffe hat eine spezielle Fähigkeit die gelernt werden kann und die unterschiedlichen Taktiken ermöglicht. Sie kann aufgelevelt werden um die Ausrichtung des tragenden Charakters zu unterstützen. Gleichzeitig können Materia in eben diese sowie Armbändern gesetzt werden. Sowieso – Materia. Schon im Original supergeil, hat sich dieses System mit dem Remake nun endgültig in mein Lieblingszaubersystem gemausert. Die Kombination, Optimierung zwischen den einzelnen Typen hat mich am Bildschirm gefesselt. Soll Cloud mit seinem normalen Angriff immer Feuerschaden machen? Ja super. Bis dann der Haus Boss kommt, der dadurch immer sein Element wechselt und sich über meine Attacken Tod lacht. Ich saß über eine Stunde an dem. Welches Materia soll aufgelevelt werden? Immer maximale Slots nutzen oder lieber die plus Werte auf Verteidigung Angriff usw.? Wer bekommt das Materia das von Gegner/Freund zu Gegner/Freund springt. Tifa, die eine Manawall auf alle zaubert? Geil! Aerith die einen Heilzauber an alle weitergibt? Ich könnte ewig darüber philosophieren. Und das ganze eingebettet in einem dem guten alten ATB System. Hätte nicht gedacht, dass diese Transformation in ein Action Kampfsystem so smooth vonstattengehen konnte. Aber auch hier habe ich das Gefühl, das sich die Entwickler extrem viele Gedanken gemacht haben und dafür auch die nötige Zeit brauchten es so umzusetzen. Fülle ich nur ein Balken auf um schnell Zauber zu spammen (z.B. in Kombination mit Aerith Zauber-Verdopplungsfähigkeit) oder warte ich auf den zweiten Balken um die heftigen Attacken durchzuziehen, wie z.BG. Inifintys End von Cloud, der richtig reinbumst und meines Wissens auch nicht unterbrochen werden kann – im Gegensatz zu den Zaubern. Was manchmal sehr nerven kann. Besonders bei den Bossen sind hier jede 5-10 Sekunden sehr interessant Entscheidungen zu treffen, je nach Taktik die gespielt wird. Und dann gibt es noch die Möglichkeit, die ATB Aufladung zu bescheinigen mit Haste, oder die der Gegner zu verlangsamen oder gar zu stoppen. Oder auch ganz geil, mit der Spezial Materia Refocus einfach mal drei ATB Balken zu haben um mit Vollgas Fähigkeiten rauszuhauen. Dann noch das Blocken und die Ausweichrolle (leider ohne iFrame), die auch geschickt genutzt werden können um Schaden zu vermeiden oder schneller ATB aufzuladen / zu kontern. Oder auch das die Positionierung im Kampf eine Bedeutung hat, so dass bestimmte Gegner von hinten anfälliger gegenüber Stagger sind, oder bestimmte Teile eines Gegners besonders viel Schaden nehmen bzw. erst zerstört werden müssen, um das Gegenüber überhaupt besiegen zu können. Ich bin einfach entzückt wie durchdacht und verzahnt alles miteinander ist. Ja und es gibt auch Beschwörungen. Und die bringen Spaß, weil sie nicht einfach eine minutenlange Sequenz mit Schadensoutput sind. Nein auch hier kann taktisch gehandelt werden, denn die Aktionen von Shiva und Co. Benötigen ebenso ATB Balken zur Aktivierung. Hier muss abgewogen werden, da die Summons nur für eine bestimmte Spielzeit auf dem Feld sind. Aber was machen, wenn die HP der Gefährten down sind. Nochmal schnell heilen und Zeit verlieren, oder die krassen Attacken der Halbgötter spammen, um die seltene Gelegenheit nutzen zu können, mal richtig aufs Fressbrett zu geben oder den Stagger Counter hochzubringen. Ich fands auch ganz knorke, dass man mit den Jungs und Mädels in einigen Fällen erst einmal die Summons besiegen musste, um diese Freizuschalten. Und das macht bei so einem androgyne Dude, der neben den Kämpfen gegen die Beschwörviecher auch andere Herausforderungen anbietet, durch die sich die Gang neue Materia verdienen kann. Und das ist echt fluffig, weil läuft alles schön nebenbei. In Kämpfen muss man einfach nur daran denken die Analyse Fähigkeit zu nutzen, oder den Stagger ganz weit hochzutreiben. Schon purzeln besonders nice Materia in den virtuellen Rucksack. Und gleichzeitig lernt man die Feinheiten des Kampfsystems. Und was macht man sonst so? Mini Spiele zum Beispiel. Vom Dartwerfen über eine Situp Challenge bis hin zum jetzt schon legendären Dance Battle. Schön ins Spiel integriert und bis auf letzteres rein optional. Gibt aber schöne Items abzustauben und machen grundsätzlich Spaß, da auch mehrere Schwierigkeitsstufen angeboten werden. Ich wollte unbedingt alle schaffen, musste mich aber bei eine Minispiel Aufgeben. Da reichten meine Skills nicht mehr aus, hehe. Aber Dartchampion bin ich! Daneben gibt es auf dem Wall Markt noch eine Arena, die in der Story und auch optionale Kämpfe anbietet. Ich persönlich hab immer Bock auf sowas. Da muss ich irgendwie immer an Elder scroll Oblivion denken. Solche Arenen strahlen eine Gewisse Faszination auf mich aus. Sie lehren einem das Kampfsystem nochmal auf einer anderen Ebene und am Ende ist man der Stärkste der Stärksten. Allmachtsfantasien galore. Und vom Haus Boss habe ich oben schon gesprochen. Das war ein Ritt. Komplett falsch ausgerüstet ging der Kampf ungefähr 72 Minuten. Ich war aber zu stur neu zu starten, obwohl mir das bereits nach 5 Minuten bewusst war, wie hart es kommen könnte. Am Ende gabs für meine erlöste Seele das obligatorische Hände in die Luft reißen und eine kleine Mediation oben drauf. Ja, die Arena fand ich schön, dort gab es dann auch noch nach und nach optionale Kämpfe für einzelne und/oder Teilgruppen zu bestreiten. Und da fließe ich mal direkt über in die Nebenaufgaben, die dem Spieler angeboten werden. Das sind meistens sehr simple gestrickte Quests die in netten Zwischensequenzen eingebettet sind die der Welt noch mehr tiefe bereiten. Meistens läuft die Truppe von A nach B um dort einen speziellen Gegner zu besiegen oder Item zu finden. Gleichzeitig gibt es nach noch Suchaufgaben, wie z.B. das Finden von ausgebüchsten Katzen in einem Stadtteil. Hier wird das Rad nicht wirklich neu erfunden, aber trotzdem habe ich alle vorhanden Quests im Spiel gefunden und erledigt. Das liegt zum einen daran, dass die mir kleinen Nebengeschichten gefallen haben, sie außerdem gut dokumentiert wurden und jederzeit ein Überblick bestand, wie viele Nebenquests noch in diesem Kapitel zu finden und zu erledigen sind. Und das sind meistens nur eine Hand voll, wobei sich manche auch direkt innerhalb der Main Story erledigen lassen. Dabei springen dann mach nette Items bei raus, hier wird sich aber eher zurückgehalten. Cool auch das Features, direkt zum Questgeber zu zurückzubeamen, wenn die Aufgabe erfüllt ist. Ein weiterer Punkt der mir an den Nebenquests aber auch am gesamten Spiel gefallen hat ist die Levelstruktur. Nicht nur, dass ich am Ende die gesamte Karte auswendig kannte, da alles von Hand designt ist und es zahlreiche Orte mit hohen Wiedererkennungswert gibt. Sondern auch weil es verdammt viel Abwechslung gibt. Die oben besprochenen Farbdesigns tragen ihren Teil dazu bei. Ob enger Schlauch mit ein paar Abzweigungen, „Open Schlauch“ in den Stadteilen, integrierte Vertikalität bei z.B. der großen Säule, kleine Rätsel in den verschiedenen „Dungeons“. Viel mehr geht meiner Meinung nicht bei einem Spiel, das sehr sehr weit weg ist von Open World. Und das macht mich glücklich, den ich habe mittlerweile eine ziemliche Abneigungen gegen solche Spiele entwickelt (Zelda BOTW mal außen vor). Und wenn ich von hohen Abwechslungsreichtum, starker Einzigartigkeit spreche, geht es hier nicht nur um Levelstrukturen, Farbgebungen, Materias, Waffen, Bossen und Story (da gibt’s gleich mehr zu). Sondern auch bei den Standardgegner. Viele Spiele in den letzten Jahren haben mich mit den immer gleichen Gegnern genervt. Irgendwie so 10 verschiedenen Gegnertypen, dann noch unterschiedliche Farbdesigns um daraus 50 Varianten zu generieren, oder – auch ganz geil: Einen anderen Namen davor klatschen. Champion oder sonst watt. Bei FF7 Remake ist das anders. Unzählige Gegnerarten, bei denen die meisten ihre eigenen Designs, Angriffstypen, Sounds und Animationen besitzen. Ich habe mal nachgeschaut (https://finalfantasy.fandom.com/de/wiki/Gegnerdatenbank_(FFVII_Remake). Anscheinend so um die 115 Gegnerarten inklusive Bosse. Das finde ich persönlich heftig und krass, da hier ja „nur“ Midgar im Zentrum steht. Daumen hoch. Dazu gibt es dann unzählige Cutscenes und hochwertig produzierte Videos. Auch hier mal nachgeschaut: https://www.youtube.com/watch?v=a-mE7fhkzao 9 Stunden sind es allein and Zwischensequenzen und Videos. Ich habe da gerade kein Vergleich, aber das ist für mich eine Hausnummer. Natürlich steht Qualität über Quantität, aber ganz ehrlich. Zu 95% fand ich die Dinger sehr gelungen. Von den Schauwerten, der geilen Vertonung, den Insides zu den Protagonisten, dem Spannungsaufbau, der Trauer. Alles mit drin. Ganz besonders fand ich dabei das Zusammenspiel der Hauptgruppe, mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeitstypen und Agenda. Und wie sie die dann nach und nach immer mehr ein Team werden und zusammenschweißen. Auch schön wie kleine Rollen wie Marlene oder die „Mutter“ von Aerith in die Geschichte eingebunden werden, sie machen das ganze Universum noch einmal greifbarer. Ihr fragt euch mittlerweile vielleicht was mit diesem Kerl los ist der das gerade schreibt. Wieso soll das jetzt ein Meisterwerk sein das das Medium prägen wird? Du Hyper, bekommst du Geld dafür das zu schreiben? Ich hoffe das kommt nicht so rüber. Ich schreibe solche langen Texte nie, dies ist der Erste seit meinem aktiven Start im Forum vor 15 Jahren. All die geschrieben Dinge oben sind nur das Grundgerüst, warum ich glaube, dass das digitale Spiel in Teilen über FF7 Remake weiter erwachsen wird. Und nun erkläre ich warum: Die Story. Es gibt vielfältige Meinungen zu eben dieser. Speziell den Änderungen gegenüber dem Original. Das Nerd-Internet ist voll davon – und das ist auch gut so. Doch mir geht es hierbei nicht nur um meine Meinung zu Ingame Story, sondern eine Betrachtung der Metaebene zwischen dem Original und dem Remake. Denn was ist denn die Prämisse jedes Remakes? Es soll doch im Besten Fall für ein Unternehmen die alten Fans zufriedenstellen und neue zu generieren um den Profit zu maximieren. Dabei wird das Spielkorsett genommen, an die aktuellen Genrestandards angepasst (Grafik, Gameplay, UI) aber ja nichts Großes an der Story oder wichtigen Grundpfeilern geändert. Mut ist hier in den meisten Fällen Fehlanzeige. Beispiele die das nicht so gut umsetzen sind meiner Meinung nach z.B. Secret of Mana (2018) oder Teenage Mutant Ninja Turtles (2014). Gute z.B. Resident Evil 2 (2019) oder Links Awakening (2019). Ich glaube aber FF7 Remake wischt selbst mit den guten Remakes den Boden auf. Die Erwartungen der Supernerds waren gigantisch (Es war eines der meist gewünschte Remake aller Zeiten) und für mich wurden sie übertroffen. Denn die Entwickler, die jahrzehntelang Angst oder zumindest hohen Respekt davor hatten dieses Spiel zu entwickeln (zu groß, zu teuer, zu hohe Erwartungen) trafen unter diesem enormen Druck mutige Entscheidungen und betteten ihre Gefühle und Gedanken des gesamten Prozesses in das Remake mit ein. Und das auf eine kluge Weise, mit der ich über eine innere Verbeugung Respekt zollen will. Sie programmierten zum einen ein geiles Spiel (Grafik, Gameplay, UI) was perfekt in die Neuzeit passt und das aber gleichzeitig nicht seine Wurzeln vergisst. Zum anderen fokussierten sie sich nur auf Midgar, um das Experiment überhaupt durchführen zu können. Darüber hinaus, und ja nun komme ich endlich zum Punkt, integrierten sie die Geister (Dark Shadows, Moiren), die es in dem Original nicht gab und welche die Story auf eine neue Ebene katapultieren. Im Storykontext stehen die Geister für das Schicksal. Im Metakontext sie sind imo die Geister der Vergangenheit, die gebündelten Erwartungen der Fans, das Schicksal aller Gegebenheiten aus dem Original. Sie sind aber auch die eingeschränkte Kreativität der Künstler, die danach streben mit jedem Kunstwerk etwas Neues zu schaffen, und das auch bei einem Remake. Sie kämpfen gegen den Willen bestimmter Square Enix Mitarbeiter, noch mehr aus Final Fantasy 7 zu machen, als es jetzt schon ist. Denn sie befürchten einen Shitstorm sondergleichen, falls sie etwas zu sehr vom roten Faden abweichen. Also integrierten die Entwickler in das Spiel Schicksalsgeister, die jederzeit danach streben, die „alte“ Storyline beizubehalten. Sie sind von Anfang an da, haben ein Auge auf die Ereignisse und greifen ein, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. Sie ermöglichen den Künstlern Ausreißer, die aber wieder geradegebogen werden können (Barrets „Tod“, Umknicken von Jessie, …). Sie werfen aber auch Fragen auf, die imo sehr spannend sind. Ist das alte FF7 eine Paralleldimension? Werden Sephiroth, oder gar Cloud die Möglichkeit bekommen, dass Schicksal zu ändern? Und wenn ja, was kann verhindert werden? Der Tod Aeriths? Nun ist einfach alles möglich, und das Gefühl erzeugt Spannung. Es kann so kommen, dass alles normal laufen wird. Aber denkt mal an die Möglichkeiten. Z.B. Aerith zu retten, aber dafür im letzten Endkampf zu verlieren? Oder eine Rettung von Midgar, z.B. aber auf Kosten von Barret oder Cloud? Es ist nun alles möglich. Besonders weil auch dieser Zack noch aufgetaucht ist. Und ich spring im Kreis vor Freude, weil ich weiß oder zumindest hoffe, dass die Entwickler vom Remake ein Grundgerüst gebaut haben, mit der Sie so viel Geniales anstellen können. Klar, sie können es verkacken. Aber wieso, nach so einem tollen ersten Teil? Der sich auch super verkauft hat. Ein Remake das eine Metaverbindung zu dem Original herstellt, und dass die Fans nachdenken lässt was möglich sein kann. Eine komplette Spielwiese für die Entwickler. Die Frage ist: Wird jemand so mächtig werden und den Geister Einhalt gebieten? Oder hat Cloud das bereits getan, also er den Obergeist besiegt hat? Selbst wenn nicht, ist wird es spannend sein das Scheitern zu verfolgen und dadurch z.B. einen noch dramatischeren Tod von Aerith zu erzeugen. Was habt ihr für Ideen? Zacks Auftreten ist dabei auch noch eine interessante Wendung, er scheint ja den Kampf mit den Soldaten überlebt zu haben. Aber warum und wie? Hatte Sephiroth da seine Finger im Spiel? Sephiroth scheint hier einfach der entscheidende Faktor zu sein. Ist es der Sephiroth aus FF7, der es irgendwie in dieses Paralleluniversum/Zeitlinie geschafft hat und versucht, die Truppe aufzuhalten, damit er seinen eigenen Tod verhindern kann? Das aber anfangs nicht schafft, da die Geister dagegen angehen. Und dann aber Cloud in den Kampf mit dem Obergeist verwickelt und auch am Ende besiegt, was vielleicht genau das war was Sephiroth wollte, um nun endlich das Schicksal ändern zu können? Das was am Ende, nachdem die Gruppe das Portal betreten hatte, noch abgegangen ist geht auf jeden Fall auf keine Kuhhaut mehr. Die Szene im Weltraum mit Cloud und Sephiroth hat sich dabei in mein Gehirn eingebrannt. Sieben Sekunden. Ich war ganz aufgeregt und hatte mega Angst es zu verkacken, die ganze Bosse am Ende und dann auch noch Sephiroth. Da musste ich echt nochmal alles geben, um das durchzustehen. Am Kampfende war ich erleichtert und Glücklich. Für mich ist FF7 Remake ein Meisterwerk, weil es einfach ein geniales Spiel voller einzigartiger Momente ist, dass es darüber hinaus schafft eine Art Metaverbindung zum alten Teil herzustellen und gleichzeitig die Gefühle und Gedanken der Entwickler mittels Story-Veränderungen in das Spiel integriert. So etwas ist mir vorher in dem Medium digitales Spiel noch nicht untergekommen und daher glaube ich das eine hohe Chance besteht, dass andere Künstler dadurch inspirieret werden mutige Entscheidungen zu treffen. Und diesen Mut hoffe ich auch für die kommenden FF7 Teile (über z.B. alternative Storylinies je nach Spielerentscheidung). Das Medium kann das gebrauchen, denn aus meiner Sicht gibt es einen künstlerischen Stillstand, insbesondere auf Triple A Ebene. Die Mitarbeiter von Square Enix könnten zeigen, dass ein interaktives Medium über Filme oder Bücher hinauswachsen kann, indem sie Künstler und Spieler in eine Art Tanz verwickeln und so eine Kommunikation durch das Gamedesign auf der einen Seite und Spielerentscheidungen auf der anderen Seite entstehen kann. Das der Spieler sich z.B. mit den Geistern auseinandersetzen kann, indem er Gespräche führt, sie bekämpft oder auf andere Weise beeinflusst. Vielleicht wird es dort möglich sein, explizit mit den eigenen Erwartungen (Aerith muss sterben, Midgar muss zerstört werden) konfrontiert zu werden und diese über Entscheidungen beeinflussen zu können. Was natürlich auch Seiteneffekte mit sich tragen wird. So würde der Spieler Lernen mit der eigenen Erwartungshaltung umzugehen und diese zu reflektieren und eventuell anzupassen. Das würde mir sehr gefallen. Die letzte Frage die ich mir noch stelle ist, wie sie es mit dem Transfer der Charaktere in den nächsten Teilen hinbekommen wollen. Gibt’s da schon was zu? Die Gruppe ist aufgelevelt, sie haben viele Zauber und Waffen. Kompletter Reset? Übernahme bestimmter Fähigkeiten? Da kann ich mir noch keinen Reim draus machen. Aber egal, ich bin sehr gespannt wie es weitergeht. Ich hoffe ihr konntet meinen Ausführungen gut Folgen. Manches ist vielleicht etwas konfus. Für Kritik und Anregungen bin ich offen, ich neige sogar dazu bei guten Argumenten auf der anderen Seite meine Meinung zu ändern :). Jedoch wird das nicht die Zeit verändern mit der ich das Spiel unglaublich glücklich durchgespielt habe. „The unkown journey will continue“. Machts gut, euer gameshirtz |
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