Thema:
Castlevania: Aria of Sorrow (auf MiSTer FPGA) flat
Autor: JPS
Datum:24.05.20 01:00
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 38 - Vorwärts immer! von Lynne

Am verlängerten Wochenende habe ich endlich mal Castlevania: Aria of Sorrow durchgespielt, nachdem ich vorher schon 2x recht weit gekommen war, es aber nie wirklich mit dem vollständigen Ende durchgezogen habe.

Wobei das nicht die Schuld des Spiels ist, sondern an meiner generellen Herangehensweise an Spiele liegt, bei der ein Durchspielen auf absolute Ausnahmen, die auch von Rahmenbedingungen abhängen, beschränkt ist.

Eigentlich wollte ich auch die Map zu 100% schaffen, habe aber offenbar irgendwas übersehen und stand dann am Ende auf 98.5%, obwohl auf der Karte nur ein kleiner Fleck unter einer längeren Treppe offen war, an den ich von keiner Seite weit genug hingekommen bin um ihn aufzudecken - keine Ahnung ob das überhaupt möglich ist und zu den fehlenden Prozent zählt.  

Vermutlich fehlt mir irgendwo auch noch mindestens ein Secret-Room hinter einer zerstörbaren Wand. Die Seele um diese Wände anzuzeigen hatte ich leider nicht, hätte sie aber wohl ohnehin nicht durchgehend genutzt, da ich alles auf hohen Luck-Wert optimiert hatte, um möglichst viele Seelen zu bekommen.

Trotzdem hatte ich am Ende nur ca. 55% der Seelen. Der Soul Eater Ring, um die 100% in erträglicher Zeit zu schaffen kostet 300.000 und ich konnte insgesamt nur 60.000 ansparen, obwohl ich an ein paar Stellen gegrindet, mir allgemein viel Zeit gelassen und wenig Geld ausgegeben habe.

Alle Seelen zu sammeln, ist daher eine extrem aufgeblähte und monotone Fleißaufgabe, die nur mit einem Vielfachen der eigentlich notwendige Spielzeit zu schaffen ist - egal ob man jetzt Geld für den Soul Eater Ring oder direkt die Seelen grindet.

Wenn nicht der Hard-Mode, den man durch das Durchspielen freigeschaltet, deutlich mehr Geld abwirft (was AFAIK nicht der Fall ist) reicht auch ein zweiter Durchlauf im New Game+ nicht ansatzweise aus um ohne extremen Grind das nötige Geld oder direkt die notwendigen Seelen zu bekommen.

Häufig droppen die Seelen erst nach gefühlt 50-150 Versuchen, obwohl ich schon mein komplettes Setup auf hohen Luck-Wert ausgerichtet hatte. Rechnet man das auf die ca. 50 fehlenden Seelen um wären das tausende Kills, teilweise von Gegnern die nur ein einziges Mal oder extrem selten im Spiel auftauchen.

Insgesamt würde ich daher dem durchschnittlichen Spieler klar davon abraten Zeit in die Vervollständigung der Sellen zu stecken. Nachträglich hätte ich mir manchen Grind und auch die starke Ausrichtung meines Setups auf "Luck" sparen können, da ich das 100% Ziel am Ende halt nicht nur knapp sondern um fast 50% verfehlt habe - zieht man die einfachen Seelen der Standardgegner ab, fehlten mir realistisch vermutlich sogar über 50%.

Das erweiterte Ende lohnt sich zumindest für den ersten zusätzlichen Endkampf ein wenig - der Rest ist spielerisch und design-technisch aber auch nicht gerade das Highlight des Games, so dass man mit beschränkter Zeit nicht zu viel verpasst, wenn man es einfach nur in vielleicht 5-6 Stunden mit dem normalen Ende durchzieht.

Online musste ich 2 Sachen nachschauen, weil ich keine Bock hatte die ganze Karte stundenlang nach der Stelle abzusuchen wo es weitergeht. Die Karte ist zwar brauchbar, enthält aber keinen Hinweis darauf warum man einer bestimmten Stelle nicht weitergekommen ist und auch die Bezeichnungen der Gebiete werden nicht angezeigt, so dass es zumindest mir schwer viel das Wunschgebiet immer einwandfrei auf der Karte zu identifizieren.

Insgesamt ist die Spielwelt aber recht übersichtlich, mit meist gut abgegrenzten Gebieten, so dass man auch ohne Guide gut durchkommen sollte, wenn man bereit ist in ein paar Ausnahmefällen 30-60 Minuten alle in Frage kommenden Stellen manuell abzuklappern.

Kritisch ist es eigentlich nur dann, wenn man übersehen hat eine der wenigen essentiellen Fähigkeiten aufzusammeln - dann kann es sein, dass die Karte das Gebiet als aufgedeckt anzeigt und man daher wirklich alles absuchen muss, weil man ohne die Fähigkeit feststeckt. Das ist mir einmal passiert.

Spielbarkeit und Steuerung sind einwandfrei und die große Anzahl an Gegnertypen sorgt für die notwendige Abwechslung - zumal durch das Seelen-System jeder Gegner auch gleichzeitig eine Quelle für zusätzliche Fähigkeit für das eigene Arsenal darstellt, was über die komplette Spielzeit hinweg immer wieder Lust auf Experimente und unterschiedliche Herangehensweisen an die Kämpfe ermöglicht.

Mit seiner hervorragenden Pixel-Grafik, gelungenem Soundtrack und ohne störende Mängel ist das Spiel IMO ein zeitloser Klassiker und spielt im Metroidvania-Genre ganz oben mit und stellt zusammen mit SOTN die Referenz der Castlevania-Reihe dar.

Die anderen 5 GBA/DS-Teile sind zwar auch gut bis sehr gut, haben aber alle die eine oder andere unnötige Macke (hoher Schwierigkeitsgrad, schlechtere RPG-Elemente oder Stylus-Features) im Vergleich zu AoS.

Auf MiSTer und mit den speziellen LCD-Scanlines hat es sich hervorragend gespielt, sah toll aus und war vom Bedienkomfort ein deutlicher Fortschritt gegenüber Gameboy Player + Swiss auf meinem umgebauten Gamecube.


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