Thema:
Keinen Pixel den Faschisten flat
Autor: peppi
Datum:14.05.20 10:34

Bin beim Lesen des folgenden Artikels drüber gestolpert und dachte dass das Leute hier interessieren könnte (s. Diskussionen zu TLOU2):

[https://taz.de/Antifaschistinnen-in-der-Gamerszene/!5681843/]

Nicht alle Gamer sind Nazis, wahrscheinlich nicht mal die meisten – man lässt unter den Gamern die Nazis nur viel zu ungestört gewähren. Eine so ausdrücklich antifaschistische Initiative von Videospieler:innen hat jedenfalls Seltenheitswert: „Keinen Pixel den Faschisten“, heißt ein neues Bündnis Medienschaffender aus den Gaming-Communitys. Unter ihrem Logo versammeln sich Menschen aus Szene und Wissenschaft, Einzelpersonen wie größere Gruppen. Sie alle haben einschlägige Erfahrungen mit rechten Mitspielern gemacht und wollen künftig gemeinsam gegen Rassismus, Antisemitismus und Sexismus im eigenen Umfeld vorgehen.

„So ein Bündeln der Gegenstimmen ist seit Jahren überfällig“, sagt Lara Keilbart. Sie ist Teil der Initiative, freie Audio-Producerin und unter anderem auf der Plattform Polygamia.de aktiv. Erste Ansätze zur Vernetzung laufen schon seit Jahren, die Entscheidung aber, jetzt konkret zu werden, fiel mit dem Terroranschlag von Halle.

Am 9. Oktober vergangenen Jahres hatte der Rechtsterrorist Stephan B. vergeblich versucht, schwerbewaffnet in die Synagoge der Stadt einzudringen. Im Anschluss daran ermordete er zwei Menschen. Seine Taten hatte er nicht nur live auf der Gamingplattform Twitch gestreamt, sondern auch nach dem Muster eines Videospiels aufbereitet: Er filmt aus der Egoperspektive und setzt sich vor der Tat Bonusziele mit Titeln wie „Chosen to die – kill a Jew“, oder „Why not both – kill a Muslim and a Jew“.


Webseite:

[https://keinenpixeldenfaschisten.de/]

Zocke ja eher nicht am PC und hab das hier gar nicht mitbekommen (wird im Taz-Artikel angeschnitten):

[https://www.golem.de/news/sklavenhandel-und-kolonialismus-anno-1800-schreibt-die-geschichte-um-1905-140996.html]

Spannende Diskussion, IMO:

Natürlich wäre es abstrus, von einer Aufbausimulation zu fordern, die Geschichte seines selbstgewählten Schauplatzes so korrekt wie nur irgendwie möglich abzubilden. Das ist auch nicht der Anspruch des Entwicklerteams, wie Ubisoft auf Nachfrage noch einmal klarstellte. Und doch muss auf der Hand liegen, dass der Flirt mit der Geschichte auch Grenzen hat, die dann verletzt werden, wenn grundlegende Prozesse und Phänomene der Geschichte schlicht ausgeblendet oder umgedeutet werden.

Denn genau so, wie Spiele mit historischem Setting das Interesse und die Lust an der Geschichte wecken können, drohen derlei Umdeutungen ein Geschichtsbild in den Köpfen der Spieler zu formen, das längst nicht mehr zeitgemäß ist, wie Zimmerer sagt: "Indem Anno 1800 Kolonisation verniedlicht und den Beitrag der Sklaverei für die Industrialisierung und den Wohlstandszuwachs Europas ignoriert, hilft es, eine europäische Erfolgsgeschichte zu verbreiten, welche die dunklen Seiten einfach ausblendet."


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