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Re:Schon gut, aber die Superlative der Kritiker... flat
Autor: FWE
Datum:19.04.20 01:08
Antwort auf:Schon gut, aber die Superlative der Kritiker... von MOGli

>Das Spiel hat schon ziemliche Probleme in der Mischung, wozu auch der Zeitdruck beiträgt. Man nudelt die Paläste und Mementos-Abschnitte am besten in einer Sitzung durch. Dadurch stundenlang Kämpfe. Und dann wieder stundenlang Story, der man aber eigentlich nur beiwohnt. Rollenspiel ist diese Hälfte nicht, eher ein Terminplaner- und Speichellecker-Simulator. Man wählt das aus, was am effizientesten ist, man sagt das, was am nützlichsten ist - man beeinflusst die Geschichte nicht, und bei den Multiple-Choice-Dialogen ist zu gefühlt mehr als 50% die "beste" Antwort vorausgewählt. Zudem Lesen, lesen, lesen.

Ich kann deine Kritik komplett nachvollziehen und hätte sie noch vor ein paar Wochen ähnlich vorgebracht. Persona 5 ist eine seltsame Mischung aus Lebens- und Dating-Simulator, RPG und Visual Novel. Das muss einem liegen bzw. da muss man sich drauf einlassen. Das fiel mir anfangs sehr schwer, da ich RPGs normalerweise wegen des Kämpfens, Levelns und der hoffentlich vorhandenen Taktik spiele. Meine Erwartungen wurden da gehörig enttäuscht. Irgendwann habe ich mich aber zurückgelehnt und das Spiel mehr als Visual Novel begriffen, bei der ich ein bißchen MinMaxen kann. Jetzt gehe ich da ganz relaxt ran und lasse mich mit Freude mitziehen.

Klar kann man versuchen, in den Gesprächen usw. das beste Ergebnis für sich rauszuholen. Das muss man aber nicht. Persona 5 geht auch voran, wenn man nicht versucht alles "richtig" zu machen. Das muss man eigentlich nur für Trophies. Das ist allerdings bei sonstigen RPGs auch nicht anders. Da wähle ich auch gerne mal eine Option, die eigentlich nicht meiner Einstellung entspricht, wenn ich dafür z.B. einen Gegenstand erhalte.

Ich bin übrigens erst im zweiten Anlauf mit dem Spiel glücklich geworden. Beim ersten Mal brauchte Persona 5 für mich zu lange, um in eine Art Flow zu kommen. Der Anfang war sehr zäh und alles wurde x-mal erklärt. Beim zweiten Anlauf habe ich einfach weitergespielt. Als es ab der Mitte dann so angenehm vor sich hinplätscherte, fand ich es immer besser und bin mittlerweile richtig angetan. So angetan, dass für mich auch die Top-Wertungen voll in Ordnung gehen.

>Befriedigung stellt sich ein, wenn sich die Pflege der Personas auszahlt, man ordentlich levelt, gute Neukombinationen schafft, levelt, ausrüstet. Das Kampfsystem ist unverändert spannend, auch wenn die ganzen Zusätze durch Beziehungs-Verbesserungen permanent "Du kommst aus dem Gefängnis frei" bedeuten.

>Die Geschichte ist halt ganz gut. Aber die westliche Interpretation von "Rollenspiel" gefällt mir deutlich besser.

Meine Definition von Rollenspiel ist immer noch The Bard's Tale, Wizardry und Might & Magic. Wenn das allerdings mein einziger Maßstab wäre, hätte ich heute keine Freude mehr. Das RPG-Genre hat sich halt extrem erweitert und mit anderen Genres gemischt.


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