| Wildermyth (PC) - Procedural Storytelling funzt |  |
Ich besuche ja regelmäßig RockPaperShotgun und dann und wann kaufe ich mir auch mal ein Early-Access-Spiel, wenn es dort in der Premature Evaluation als tauglich befunden wird. Nun ist es gar zum "Can't Stop Playing"-Titel des Monats Januar gekürt worden und da habe ich dann mal zugeschlagen.
Das Spiel enthält bereits jetzt mehrere Kampagnen (zwei davon Story-basiert), bei denen man eine Landkarte mit verschiedenen Gebieten sieht. Diese können gescoutet, von Gegnern freigeräumt und dann besetzt werden, um nach den jeweiligen Kapitel-Enden Ressourcen abzuwerfen, mit denen das Gear der Abenteurer verbessert werden kann. Man beginnt zunächst mit drei Helden (Kämpfer, Jäger, Magier) und kann im Verlauf des Spiels weitere rekrutieren. Es gibt nie mehr als diese drei Klassen, dennoch entwickeln sich die Helden so unterschiedlich, wie ich das selten in einem anderen Spiel erlebt habe. Das liegt daran, dass Level-Ups eigentlich eher nebensächlich sind, denn eigentlich entwickelt sich der Charakter durch das Hinzufügen neuer Eigenschaften durch Ereignisse und eben die Level-Ups.
Die Kämpfe (in meinem aktuellen Spiel sind Maschinenwesen die Gegner) spielen sich ähnlich einem X-COM. Jeder Charakter hat zwei Aktionen je Zug. Das können zwei Mal laufen, einmal laufen, einmal kämpfen sein oder aber laufen und verteidigen (wie Overwatch in X-COM) und noch viele Möglichkeiten mehr je nach Charakter. Die Kämpfe haben nicht ganz die Tiefe des Vorbildes, spielen sich aber dennoch schön taktisch und sind bis jetzt auch recht abwechslungsreich. Das liegt in erster Linie auch an den Charakteren, die sich eben durch ihre individuellen Eigenschaften sehr unterschiedlich spielen, auch wenn beispielsweise beide Kämpfer sind.
Der absolute Clou aber ist das Storytelling! Immer wieder gibt es in Comic-Manier kleine Geschichten zu absolvieren, an deren Ende ein Charakter eine Entwicklung vollzieht oder Charaktere zu Freunden, Rivalen oder Liebhabern werden. Dabei ist alles prozedural generiert und hat doch einen sensationellen Charme (liegt nicht zuletzt an der hübschen Grafik). Dabei wachsen einem einige Charaktere richtiggehend ans Herz. Während die Kapitel voranschreiten, altern die Charaktere auch und bekommen eventuell Nachwuchs, der dann in die Party einsteigt. Verliert ein Charakter im Kampf den letzten Hitpoint, kann man entscheiden, ob er überlebt, aber Gliedmaßen verliert, oder aber ob er sich für die Truppe opfert: Er stirbt, aber nimmt den Gegner, der ihn plattgemacht hat, mit ins Grab. Tatsächlich ist dies eines der wenigen Spiele, bei denen man auch einen liebgewonnenen Charakter freiwillig opfert, weil man weiß, dass es sinnvoll ist oder zumindest sein kann oder aber eben einfach in die Story passt.
Hier ist mein Lieblingscharakter aus meinem derzeitigen Spiel, Yorric Robfayr, mittlerweile 50jähriger Magier:
[https://i.imgur.com/AWhADQE.jpg]
Yorric hat sich zu Beginn der Kampagne einen Splitter eingefangen, der in ihm die Seele eines alten Elm (wohl Baummenschen) eingepflanzt hat. Zunächst hatte er nur den grünen Haaransatz. Nachdem er aber im Kampf ein Bein verloren hat, ist ihm dort ein Holzbein nachgewachsen. Später in seiner Geschichte hat er dann noch seinen einen Arm geopfert, um sich und seinen Lieblingsrivalen Terbard (der Wolfsmensch, auch eine geile Geschichte...) aus einer dummen Situation zu befreien. Ja, die Charaktere haben auch untereinander Beziehungen, die dann auch im Kampf Auswirkungen haben. Das ist richtig geil!
Ist wie gesagt Early Access, aber das Spiel bläst mich derzeit total weg! Ich stehe auf Rundenstrategie und die netten Geschichten, auf die man auch großen Einfluss hat, sind wirklich bislang extrem unterhaltsam. Wenn Ihr noch mehr hierzu erfahren möchtet, dann lest Euch mal die Artikel von Sin Vega auf RPS durch. Die hat's total gerafft, dass das hier eine Perle vor dem Herrn ist!
[https://www.rockpapershotgun.com/2019/12/02/play-wildermyth-you-cowards/]
[https://www.rockpapershotgun.com/2020/01/06/cant-stop-playing-wildermyth/]
[https://www.rockpapershotgun.com/2020/01/08/wildermyth-knows-that-levels-are-bad/]