Thema:
Darksiders III flat
Autor: Shoryuken
Datum:10.01.20 12:23
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 37 - 0/10 oder GOTY? von wantan

Eine Woche lang in abendlichen Sessions durchgenudelt, Spielstand sagt ca. 15 Stunden - müsste aber etwas länger gewesen sein.

Darksiders ist schon eine lustige Serie, jeder Teil ist immer stark "inspiriert" - nach Zelda und dösigem O/W-Actionadventure geht es jetzt mit Dark Souls Lite in die nächste Runde.

Wirklich kreativ ist der ziemlich stumpfe Aufhänger (FURY! Hau 7 andere Fucker um!) aber nicht und auch die Verbindung zwischen Handlung / Spielablauf ist erstaunlich altmodisch umgesetzt (Gameplay und "Levelabschluß" wird mit Cutscene belohnt, rinse & repeat).

Gameplay besteht vordergründig aus Kämpfen und verschiedene, thematisch jeweils anders gelagerte "Rundkurse" zu absolvieren. Rundkurse deshalb weil ausgehend von einem Hub jedes Level ein mehr oder weniger verschachteltes Sammelsurium an Räumen und Gängen ist welches man nach und nach so geöffnet hat das man in der Regel einmal durchlaufen kann. Das fühlt sich sehr an ans wollte man dieses Dark Souls Abkürzungen-Freischalten-Ding bringen, aber in der Frequenz funktioniert es leider nicht und der Aha-Moment bleibt irgendwie aus. Auch fehlt es den meisten Arealen an Alleinstellungsmerkmalen und Persönlichkeit. Für mich wirklich herausstechend war lediglich ein Unterwasserabschnitt, der Rest ist Endzeitlandschaft / Hölle / Katakomben / Industrieschächte. Imposante Setpieces gibt es zwar hier und da und gegen Ende des Spiels und unter Einsatz aller Optionen zum Traversal kommt fast etwas Darksiders 1 Stimmung auf - doch insgesamt läuft ein Großteil des Spiels nach dem gleichen Schema ab (rumrennen bis es nicht mehr weiter geht, umgucken, irgendwas einhauen oder Fähigkeit kriegen -> weiterlaufen). Großartige Geschicklichkeit braucht aber niemand, das höchste der Gefühle ist mal ein Doppelsprung oder sich über einen Abgrund peitschen. Rätsel gibt es gefühlt 7 Stück - und die sind auch alle wirklich Scheiße und nervig (Schalterrätsel, Verschiebekack, Zeug einfrieren). Garniert wird das Ganze gegen Ende mit ein paar richtig ollen Insta-Death-Stellen die man SO in 2019 eigentlich nicht bringen kann, nicht mal DarkSouls hat sich sowas Schlechtes getraut - leider fällt gerade an diesen Stellen das Feedback des Spieles auch äußerst dürftig aus, ob man den richtigen Einfall hatte oder nicht ist nicht ersichtlich - an anderer Stelle hingegen wird man mit penetranten Einblendungen wie Situation X anzugehen ist genervt.

Der Entdecker wird in erster Linie mit Craftingzeug, Support-Items und XP belohnt - das umfangreichen Equipment des Originals ist weg (im Spiel erhält man 4 Fähigkeiten die jeweils bei Traversal helfen und sich im Kampf als andere Waffen mit bestimmtem Schadensattributen/Eigenschaften darstellen), Loot im Sinne des zweiten Teils gibt es auch nicht. Geblieben sind ganz dünne RPG-Elemente (Waffen aufleveln und ein Sockelitem einsetzen (welches auch gelevelt werden kann), und Seelen gegen Level tauschen -> und dann auf 1 von 3 Werten zu verteilen (HP, Angriffskraft, Magicpower), imo ein überflüssiges Element). Ansonsten ist im Menü nicht mehr viel los und alles ist deutlich reduziert, gerade noch so erkennbar um Freiheiten / Gestaltungsmöglichkeiten vorzugaukeln aber letztlich so marginal das man sich das doch hätte Schenken können.

Ähnlich "kompakt" wirkt auch das Kämpfen. Was auffällt ist das es praktisch keine fliegenden Gegner gibt, die man irgendwie aus der Luft holen müsste - auf kurz oder lang kommt alles in den Nahkampf am Boden. Die wenigsten Gegner verfügen über Spezialangriffe oder besondere Fähigkeiten, viel mehr ist es so das man eigentlich jedem Gegner auf die gleiche Tour beikommt (Ausweichrolle -> Gegenangriff). Das macht es auf die Dauer schon etwas eintönig und gerade in 1v1 Situationen sind die Gegner fast schon hoffnungslos unterlegen. Hier hat man quasi eines der Probleme von Dark Souls (sehr viele Ritter-artige Gegner) übernommen, aber die Möglichkeiten der Varianz stark eingeschränkt da es keine Builds gibt, alle Waffen über die gleichen Combos verfügen und sich nur in Arkanschaden/Aufladeangriff und Reichweite unterscheiden sicher letztlich aber gleich spielen (und mit aufsteigendem Level geringe Unterschiede in der Stärke einfach weggepowert werden). Immerhin, das Trefferfeedback ist ganz wuchtig und Viecher zu zerprügeln macht auf seine simple Art und Weise Spaß. Lock-On Feature und Kamera geht allerdings bei Gegnergruppen größer 3 komplett ins Aus, das wird dann schnell unübersichtlich und die Gegner schenken, wenn Sie treffen, schon ordentlich ein. Die Bosse sind, mit einer Ausnahme auch nur Schwertkämpfer "in fett" - bringen aber kleine Eigenheiten mit die den einen oder anderen Kampf "nett" machen. Letztlich läuft es aber auch hier nach Schema F ab und wenn man Scheiße spielt kann man die Gegner einfach mit Heilitems und Tränken totsaufen (die sich übrigens fast genauso wie in Darksouls verhalten allerdings nur nach dem Tode wieder komplett aufgefüllt werden).

Die ersten 4 Stunden des Spiels fand ich richtig zäh, aber sobald man sich etwas freier bewegen kann macht das Spiel auch wesentlich mehr Laune, leider ist es dann wenn man wirklich gut aufgestellt ist auch schon vorbei. Gibt zwar noch kostenpflichtige Bonusmodi und NewGamePlus - aber darauf habe ich keinen Bock.

Spielerisch also alles in allem eher Resterampe und Stückwerk - der Titel fällt zwar nicht komplett auseinander, aber ganz ehrlich: ohne die megageile Artdirection (Warhammer 40K meets World of WarCraft), einen wirklich tollen Soundtrack und gelungenes Sprecher/Acting hätte ich abgebrochen. Es hat seine Momente, aber zieht seinen Stiefel leider ohne Abweichung durch. Wo Darksiders 1 nochmal eine Ballereinlage hatte oder Auflockerungen wie das Engel-Wettkloppen, gibt es in Darksiders 3 einfach GAR NICHTS. Alles total zurückgefahren und trotz Spicken bei interessanteren Spielen leider nicht geschafft deren Klasse zu erreichen. Letztlich dürfte es keinen so richtig begeistern: für Zelda-Fans ist der Rätselanteil/Abenteuerpart viel zu gering, richtig Openworld ist es auch nicht, Looten & Leveln ist nicht der Rede wert und das Kampfsystem kann bestenfalls als seicht bezeichnet werden.

Technisch war es auf der PS4slim schon recht abenteuerlich - mit heftigen Ladezeiten (was gerade die dusseligen Insta-Tode wirklich zu einer Bestrafung macht), vielen Texturnachladern und stellenweise miesen FPS. Keine Ahnung ob es an meinem 4TB Game Drive liegt, der da Performance-technisch beim Dauerladen nicht so mitmacht aber smoothes Spielwelt-streaming kenne ich anders.

Insgesamt eine höchst durchschnittliche Erfahrung die eigentlich jeder der mit Darksiders nichts am Hut hat, direkt vergessen kann. Jeden Teilaspekt dieses Spiels machen andere Titel deutlich besser.

6/10 mit Darksiders-Bonus
4/10 ohne Darksiders-Bonus


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