Thema:
Re:Es ist unglaublich schwer flat
Autor: token
Datum:30.12.19 11:41
Antwort auf:Re:Es ist unglaublich schwer von Klees

>Naja dann kannst du halt schonmal den einen tödlichen Fehler machen und trotzdem weiterspielen. Das hattest du kritisiert. Nach 2 tödlichen Fehlern kannste raus sein. Wieviele würdest du denn gerne verzeiht haben? ;)
>

Gar keine. Ich mag diese extrem schnellen TTKs nicht weil ich zu Flüchtigkeitsfehlern neige. Solche Bosse mit extrem schnellen Tötungsvarianten gab es auch bei Soulsbossen, genau da hab ich die meisten Probs gehabt. Aber es war die Ausnahme. Bei Sekiro ist dieser Ansatz die Basis von jedem Bosskampf.
Losgelöst wie man das findet, das ist so, das sehe ich auch bei anderen in let's plays und es erklärt auch die immense Zahl an Retrys die hier jongliert werden.

>Eben, du kannst auch wenn du kacke spielst mit vielen kurzen Angriffen und Rückzug die Healthleiste beackern was dann effektiv die Regeneration irgendwann quasi außer Kraft setzt.
>

Ja, das hab ich verstanden. Nur extrem aggressive Bosse lassen sich mit reinem Parieren zum Deathblow bringen. Man kann zwar mit mehr eigener Offensive und Dauerdruck die Regeneration blocken und den Boss zwingen zu agieren wenn er sich wieder sammeln möchte, aber das birgt auch hohe Risiken aufgrund des Instakills. In der Regel ist die Gangart keine Fehler zu machen und erstmal durch Körpertreffer den Boss zu handicappen bevor es ans eingemachte geht.
Aber ständig hast du halt das Damoklesschwert der Instakillserie über dem Kopf, das ist eigentlich durchgehend da.

>Beim letzten Endboss z.B. bin ich in die letzten beiden Phasen nie wirklich reingekommen und hab die beim Firstkill einfach outrunned. Ich bin da also ewig rumgelaufen bis ich ihn in die eine Attacke gebaited habe die ich kontern konnte. Das war billig wie sonst was aber so hats halt funktioniert für mich. Deshalb bin ich hier hier vermutlich einfach der falsche Ansprechpartner und sollte vielleicht einfach meine Fresse halten. Ich finde man kann auch hier verschiedene Herangehensweisen an den Tag legen wenn man irgendwas nicht auf die Kette kriegt und ganz oft lassen sich Gegner auch recht billig killen. Einen optionalen Boss den du noch nicht gesehen hast kann man wieder in nen Abgrund befördern. Manchen Bossen kann man ganze HP Leisten mit nem Stealthkill abnehmen (bei einem sogar 2 Leisten). Oft hilft wegrennen, oft hilft ein Tool wie etwa die Firecracker oder der Schirm. Auch gibts so einen Staub zum ins Gesicht werfen.
>

Nee, mit offenem Kampfsystem meine ich nicht den reinen Cheese. Die meisten Bosse hab ich ehrlich gelegt. Die Freiheit für Vorgehensmodelle betrifft eher sowas wie Taktik Stubenfliege die in den extrem schnellen Infight geht, oder Taktik Damagedealer mit Zweihändigem Schwert, oder die Taktik auf Spots zu gehen wo man stunnen kann, oder die Taktik Distanz zu halten und geduldig auf Eintrittspunkte zu warten und sich wenn man die gezogen hat wieder zu entziehen.
Du machst da teils komplett unterschiedliche Dinge weil mal das eine und mal das andere besser zum Boss passt.

Sekiros Bossduelle sind nicht so. Die Prothesen helfen bei manchem Miniboss, aber das sind in der Regel Käsetaktiken. Wenn eine Prothese obligatorisch ist, sind auch hier die Regeln aus Aktion und Reaktion fest, etwa der Wurfstern beim Schmetterling wenn sie in der Schwebe ihren Angriff zündet.

Es gibt in Sekiro ein Richtig und ein Falsch. Ich hab etwa gestern Nils und Simon von Rocket Beans bei Genichiro zugesehen. Es war zum einen Balsam für meinen Frust über Schadenfreude, weil die sich noch schwerer taten als ich und mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatten. Aber auch eine wunderbare Illustration vom "Falsch" und "Richtig".
Obligatorisch etwa folgende Situation. Genichiro springt und startet so einen Überkopfhieb. Simon macht den Hit mit Parry und zündet dann Mikiri auf die folgende Stoßattacke. Nils weicht dem Hit mit Dodge aus, und geht dann in die Offensive die Genichiro immer deflectet.
Simon macht es Richtig, macht immensen Haltungsschaden und landet zudem Körpertreffer, Nils macht es schlicht und ergreifend falsch, und holt sich aus der besten Öffnung die Genichiro im Angebot hat, selbst Haltungsschaden ab, statt diesen zu verteilen.

In Souls gab es das so nicht, dieses Richtig und Falsch das so klar war, und auch im Hinblick auf Bosstaktiken konnte man darüber streiten was besser war.
Da war unglaublich viel Dynamik drin. Sekiros System ist da viel näher dran an einer QTE-Logik, du kapierst die Patterns und machst das "richtige".  
Der Gebrauch von Prothesen um Kämpfe zu entzerren ist da eher kontraproduktiv für den eigenen Lernprozess. Stört nur den eigenen Rhythmus und verschwurbelt die Abläufe und macht sie so weniger berechenbar. Sinnvoll sind etwa die Cracker mit denen man sich das Zeitfenster für einen Heal freischaufeln kann. Und wenn ein Gegner einen Angriff hat der extrem viele Hiebe in extrem kurzer Zeit platziert, dann ist dieser Metallhut natürlich ein massiver Nerf für das geforderte Timing von platzierten Deflects die Haltungsschaden geben.

Sehr viel mehr sehe ich da nicht. Ansonsten kann man auch Käsereien mit Prothesen finden, aber offenes Kampfsystem<>Cheesen.

Nee, Sekiro ist wie Schere, Stein, Papier. Wenn Schere kommt, ist Stein immer richtig. Reaktionen auf Aktionen sind immer klar, das erste was man aus dem Kopf bekommen muss, ist defensives Spiel. Es gilt immer ins Rhythmus&Reaktionsspiel zu gehen, Ruhephasen bringen dir keinen Vorteil, sie helfen dem Boss. Wenn eine Ruhephase dir helfen würde, dann sieht der Boss das, und versucht sofort selbst Druck aufzubauen um deine Haltung zu brechen.
Wenn dich ein Boss in Ruhe lässt, dann deswegen, weil er das will, und dann bist du an der Reihe ihm das abzuschnüren.  

>Dieser Boss und dieser Moment kommt bei dir bald. Ein gewisser Boss (Stichwort Dächer oder Turm) ist für ganz viele Leute der Wendepunkt gewesen mit denen ich gesprochen habe. Danach hatte es bei vielen geclickt und dann kam nix großartig schlimmeres mehr. Dieser Boss erklärt dir das Kampfsystem oder bricht dich.
>

Da bin ich gerade. Und es ist ein Stück weit exemplarisch für meine Probs. Ich hatte relativ schnell Phase 1 und 2 im Griff, ich hab mich so oft in Minibossen verbissen für die ich wahrscheinlich noch zu schwach war, dass ich das von Genichiro eingeforderte Skillset nicht mehr entwickeln musste, sondern nur noch seine Patterns lernen und automatisieren musste. Ich finde das Moveset fair und den Kampf eigentlich ganz geil und packend. Aber dann kommt Phase 3, und ich hab Probleme den Blitz schnell genug zu erkennen und ausreichend schnell zu springen. Ich hatte ihn jetzt 5 Mal und jedes mal erwischt mich die gleiche Nummer. Eigentlich müsste ich genau diese eine Sache üben per Wiederholungen, da bin ich wie gesagt kein schneller Lerner, brauche aber immer den vollen Kampf um das überhaupt üben zu können, und wenn ich dann das Timing wieder versemmele bin ich sofort tot.
Ich könnte Aale essen um zumindest nicht sofort zu sterben, aber ich hab ja auch nicht unendlich viele Aale.

>Die sind eh alle so unterschiedlich dass einem aus verschiedensten Gründen ein Teil gut gefallen kann und der nächste gar nicht. Bloodborne <> Sekiro <> Demon's Souls <> Dark Souls - selbst zw. Dark Souls 1 und 2 sehe ich große Unterschiede im Aufbau.
>

Also DaS2 empfinde ich eher als Spinoff, das hab ich gedanklich gar nicht als echtes Souls verortet. BB und Souls unterscheiden sich, weil BB schneller und arcadiger ist. Aber man kann Souls 1 tatsächlich auch ähnlich wie BB spielen, BB jedoch nicht wie Souls1. Klingt komisch, ist aber so.
Souls3 empfinde ich als eine Art Merge zwischen BB und Souls1.
Jedenfalls, Sekiros Prinzipien im Kampfsystem springen schon sehr aus der Reihe, es schlägt wie BB härter Richtung Arcade und schnürt die Vielfalt von Souls hin zu klareren Regeln ab, aber wo BB dennoch weiter Offen bleibt, denkt Sekiro diesen Ansatz in voller Konsequenz zu Ende.

>Ja logisch ist es in Souls freier schon allein weil Pyro oder Caster oder Melee mit Str oder Agi oder 1h/Schild etc... in der Hinsicht: klar. Aber z.B. Bloodborne spiele ich auch komplett ohne Kontern weil ichs in dem Spiel nicht hinkriege und hab mir nen anderen Weg gesucht obwohl das Spiel offensichtlich will dass man diesen Knarren-Konter nutzt.
>

Ha! Das ist es doch. Du kannst das so machen in BB, du kannst den Parry über die Knarre ignorieren und es funktioniert. Du kannst dir die Klingen anziehen und auf Tempo und Dodge und offensives Spiel stellen, und es funktioniert. Du kannst auch eine Peitsche nehmen und Parry spielen, und es funktioniert. Du kannst auch eine Lanze nehmen, Distanz halten, und in Angriffspunkte thrusten und es funktioniert.
That's fucking it. Nicht einfach Magie, sondern unterschiedliche Playstyles wo die Reaktion auf eine Aktion des Gegners keinem festen Rahmen folgt. Und du kannst Playstyles eben wechseln, wenn du merkst, dass du mit Tempo und Infight keinen Zugriff bekommst.

Sekiro macht das nicht. Hier ist der mechanische Rahmen viel enger geschnürt und auch transparent. Und das ist nicht als Kritik gemeint, da gibt es kein besser oder schlechter, nur, ob der eigens forcierte mechanische Ansatz in seiner Ausführung gelungen umgesetzt wurde.
Und das kann und muss man Sekiro auch attestieren, das was es macht, das macht es brillant. Ich kritisiere nicht das Spiel, ich klage nur mein Leid damit ;)

>Hmmm jo bö keine Ahnung. Beim Endboss von Sekiro war ich zeitmäßig glaub ich etwa 4-6h dran.

Zumindest hier kann ich erkennen dass das was ich zeitweise als eigene Unfähigkeit reflektiert habe, offenbar zum Spiel dazu gehört ;)


< antworten >