Thema:
Re:Es ist unglaublich schwer flat
Autor: token
Datum:29.12.19 11:08
Antwort auf:Re:Es ist unglaublich schwer von Klees

>Ich habe das Spiel "platiniert" (auf Steam...) und weiß hier wirklich nicht was du meinst. Wie in jedem Souls Spiel ist halt jeder Boss erst tot wenn er tot ist, also man kann auch einen Sieg durchaus mal herschenken wenn der Gegner nur noch einen hauchdünnen Faden HP-Leiste übrig hat, aber ansonsten habe ich grad wirklich nicht im Kopf was du meinst.

Eine extrem kurze time to kill bei Bossfights. Es gibt Fehler, die darfst du bei Bossen nicht machen sonst bist du trotz voller Healthleiste innerhalb einer kurzen Kette platt.
Ein konkretes Beispiel etwa ein Lanzenboss.
Kanji-Attacke Stoßangriff, man geht mit Mikiri-Konter rein aber das sitzt aus irgendwelchen Gründen nicht. Jetzt ist man gestaggered und verliert über die Hälfte seiner Healthleiste. Weglaufen ist nun nicht mehr, man muss den Stagger entweder per Dodge oder Pariertaste lösen. Checkst du den Stagger nicht und versuchst per Laufen zu flüchten bringt dich der nächste Hit um. Der nächste Hit ist aber ein Reichweitenangriff, heißt, löst du den Stagger mit Dodge bist du auch tot. Du musst parieren.  
Ergo, dein Gegner kann dich extrem schnell töten wenn du einen bestimmten Einstandsfehler machst und dann nicht geistesgegenwärtig die richtige Reaktion zum Einstandsfehler zündest.
Das dauert keine drei Sekunden.
Das ist nur eine von sehr vielen „Wie sterbe ich trotz voller Healthleiste in unter drei Sekunden“-Geschichten die das Spiel zu erzählen hat.

Das weiß auch From, und genau deswegen gibt es ja auch...

>Siehe oben, nur dass man in Sekiro immer noch einmal aufstehen (sich selbst rezzen) kann pro Bossfight.

Genau deswegen ist diese Mechanik drin, bei From gibt es nichts geschenkt, der Revive zollt genau diesem Aspekt wie schnell man durch einen einfachen Fehler sterben kann Tribut. Nur, nach dem Revive ist die Situation ja keine andere.
Die Faszination Schwertkampf trifft das natürlich gut, eine falsche Unachtsamkeit und aus die Maus.
Ich kritisiere ja auch nicht das Kampfsystem, das was sie da machen, machen sie fucking gut. Ich sage nur, ICH hab damit große Probleme weil es volle Pulle die Dinge einfordert wo ich selbst Handicaps habe, und keine Räume anbietet diese Anforderungen zu umschiffen.

>Kann es sein dass es doch mal öfter der Coop war? ;)

Nein, meine Soulsbosse habe ich alle Solo gemacht, egal wie sehr mir der Arsch geblutet hat. Lediglich beim Old Hunters DLC hab ich ein Coop-Angebot angenommen, weil ich da schon auf dem Weg zum Boss keinen Zugriff bekam.
Ansonsten verweise ich auf Sportplatinierer Pfroebbel dem bei Sekiro auch der Arsch platzt, falls hier wieder versucht wird die bekloppte Wurzelkarte zu spielen ;)
Auch ein Soulskenner wie Beetle attestiert Sekiro andere Regeln die Soulsfreunden durchaus das Genick brechen können.

>In Sekiro kann man rumdashen wie ein wahnsinniger + mit dem Greifhaken eigentlich immer abhauen + Stealth teilweise selbst zum instakillen bzw. dem Abnehmen einer Leiste nutzen + wenn man irgendwo runterfällt ist man nicht tot im Gegensatz zu allen anderen Spielen.
>Ich finde es in mancher Hinsicht also sogar deutlich einfacher bzw. freundlicher für Einsteiger.


Ich rede ja auch explizit von Bossen, in der Welt bringen diese Sachen eine gewisse Entzerrung mit die es punktuell einfacher macht als Souls. Aber nicht bei Bossen. Und es gibt so viele viele viele Bosse.
Was bringt dir etwa Stamina oder Flucht bei Bossen? Nichts. Du kannst wenn du dich dem Kampf entziehst lediglich dabei zusehen wie sich die Frucht deiner Bemühungen, nämlich der Haltungsschaden beim Gegner, auflöst.
Schaden auf Health ist ja in erster Linie das Bremsen der Regenerieren der Haltung. Quasi die Eintrittskarte um Fights zu deinen Gunsten zu kippen.

Das ist halt ein entscheidender Unterschied zu Souls. Es hatte offene Kampfsysteme. Du konntest auf Tempo setzen, oder auf massive Hits mit viel Schaden und wenig Tempo, auf Schild, auf Dodge, auf Parry, auf eng am Gegner oder auf Distanzattacken usw. etc.
Und du konntest wenn du mal vor einer Wand standest kucken, ob du von deinem Angang abweichst und mal was komplett anderes probierst, was bei dem Boss besser funktioniert.
Schaut man diverse Soulsborne-Bossfights von anderen Spielern an, unterscheiden sich die Abläufe teils massiv. Schaut man auf Bossfights bei Sekiro sehen die im Grunde alle gleich aus.
Der Rahmen ist klar, die Regeln fest, darauf hast du dich einzugrooven. Und wenn du in den Regeln dieser Kämpfe keine Handicaps hast, super, wenn dir dieser Rahmen liegt, dann ist das gut lesbar und immer klar was das Spiel von dir erwartet.

Mich erinnert es irgendwie an Guitar Hero. Der Boss ist der Song, seine Signalhaltungen die Noten die auf dich zugeflogen kommen. Seine Patterns die immer wiederkehrenden Abläufe. Klonk...Klonk...Klonklonkklonk...Springen...Klonk.
Aber mich fickt das halt. Ich zock auch kein Street Fighter weil ich Probleme hab Gegner zu lesen und das ratzfatz zu verarbeiten und entsprechend zu reagieren. Und ich brauche sehr viele Wiederholungen um Rhythmen und Abläufe abzuspeichern.
Sekiro will aber genau das und schnürt gezielt alle Räume ab sich diesen Anforderungen mit anderen Ansätzen zu entziehen.

Nichtsdestotrotz entwickelt sich auch bei mir eine bessere Beherrschung. Ich weiß noch das erste Mal Schmetterling, da rein und nur ein großes WTF! Unmöglich. 40 Anläufe. Es bleibt obwohl ich zumindest Phase 1 ab und an knacke weiterhin das Fazit: Unmöglich. 10 Stunden später wieder rein da. Huch? Das war doch alles so unglaublich viel schneller, wieso kann ich das lesen, wieso hab ich das Gefühl die Zeitfenster für Reaktionen sind human? First try, und sie liegt! WTF? Aber dann, nächster Mini-Boss und es ist alles wieder auf Anfang. Wiederholen Wiederholen Wiederholen Wiederholen Wiederholen Wiederholen Wiederholen.
Nie hab ich das Gefühl, jetzt hast du es kapiert, jetzt bist du über den Berg. Jeder Bosskampf ist ein neuer Berg. Es ist unglaublich zäh und durch die extrem schnellen Tode auch so frustrierend. Dieses Spiel macht mich immer wieder derart zornig dass ich vor lauter Wut abbrechen muss, weil ich sonst irgendwas in meiner Bude kaputt schlagen würde.

>Ich weiß nicht wie ich es formulieren soll ohne elitär zu wirken - ist auch wirklich null böse gemeint. Es gibt Spiele die mir zu schwer sind aber da suche ich den Fehler halt wie immer bei mir. Kann es sein dass dir Sekiro einfach zu schwer ist? Ist ja kein Problem. Man muss auch nicht alles spielen :)

Ich hab eigentlich schon im Ursprungsposting versucht genau das deutlich rüber zu bringen, dass das auch mit persönlichen Schwächen zu tun hat. Die Message dahinter war auch ein Stück weit, dass Sekiro kein Nobrainer für Soulsborne-Freunde ist, und dass es einen recht eng geschnürten Gürtel hat, sprich, es gibt genau den einen Weg des Samurai, und nicht wie bei Souls die Freiheit sich seinen eigenen Weg zu suchen. Ich glaube viele Spieler dürften auch diesen klaren Rahmen begrüßen der ihnen sagt was er von ihnen will und dass sie genau daran zu arbeiten haben, statt viele Angebote an die Hand zu kriegen aber nicht sicher zu sein was ihnen liegt und was am besten funktioniert und rumprobieren zu müssen. Mich wundert entsprechend auch nicht dass Sekiro bei einigen Casuals zündet und sie das anspornt.

Ist ja auch okay. Allerdings glaube ich dass Sekiro so oder so viel schwerer ist, zumindest ist mein Eindruck dass die Anzahl meiner Retrys bei Bossen in den Soulsgames eher am oberen Ende war, und bei Sekiro ist so eine Hausnummer 30 Versuche irgendwie gang und gäbe wenn man hier quer liest, wie auch, dass Leute teils mehrere Tage einen Boss trainieren bis er kippt.
Kommt mir jedenfalls so vor.

>Der größte Mindfuck für mich war als ich nach dem Durchspielen den Tutorialboss im NG+ einfach ohne einmal getroffen zu werden und mit vollgas angreifen komplett weggehauen habe. Ich war so übelst perplex weil man selbst gar nicht merkt wieviel man gelernt hat in der Spielzeit.

Genau so ging es mir beim Schmetterling, war da auch regelrecht perplex weil es mir initial irrsinnig schnell vorkam, so komplett durchgeknallt, und plötzlich kann ich das lesen und hab das Gefühl die Zeitfenster sind fast schon großzügig.
Das ist für sich aber auch nicht neu, genau das hatte ich auch bei den Soulsborne-Games.
Ich kritisiere Sekiro auch nicht für seine Mechanik, die ist schon verdammt gut, ich finde das Spiel gut. Ich hab ja auch Fallen Order vorher gespielt was Sekiros System zu kopieren versucht, und wenn du dann von sowas kommst und dann das Orginal zockst, lol, das ist qualitativ so weit weg vom copyjob dass es fast schon fassungslos macht.

Es ist einfach nicht mein Ding und ich würde mir von FROM eine Rückkehr zur Soulsformel wünschen, weil die rockt mich und weckt meinen Ehrgeiz und gibt mir die Räume meinen eigenen Weg zu finden.


< antworten >