Thema:
Re:Ich möchte mich für meine Aussagen entschuldigen flat
Autor: Hunk
Datum:06.12.19 22:11
Antwort auf:Ich möchte mich für meine Aussagen entschuldigen von token

Lieber token!

Schön zu sehen, wie krass unterschiedlich Meinungen sein können. Du findest das Gameplay von Remake 2 kacke, frustig und nervig. Ich finde es einfach nur phantastisch, grandios und clever.

Du hattest von Anfang an irgendwie keinen Spaß und dir dann den Cheat-DLC geholt in der Hoffnung, dass es damit besser wird. Ich glaube bei den wenigsten Spielern resultiert mit den Cheat-Waffen eine wirklich bereichernde Spieleerfahrung. Wie auch? Es macht das eigentliche Gameplay bzw. den spielerischen Ansatz ziemlich kaputt. Aller spätestens wenn man den Raketenwerfer oder die Gatling-Gun auspackt ist's ganz aus. Das Spiel bietet ja schon drei unterschiedliche SKGs und der Leichteste davon ist wirklich gut zu meistern und verzeiht dem Spieler viele Fehler. Ich will damit sagen, wenn man auf dem leichtesten SKG keinen Spaß hat, dann helfen auch keine Cheat-Waffen, dann kann man persönlich einfach nichts mit dem grundsätzlichen Gameplay anfangen.

Resident Evil 2 will ein atmosphärisches Survival Horror-Spiel sein, dass den Spieler in ständige Anspannung und Angst versetzen möchte und er sich stets den Feinden unterlegen fühlen soll. Also ein ziemlich konträrer Ansatz zu z.B. Resident Evil 6 wo die Figuren allesamt schon fast Superhelden geworden sind, die mal eben im vorbeihüpfen 20 Monstern die Rübe runterschießen und dazu noch nen flotten Spruch auf den Lippen haben.

Genau dieses Survial-Horror Spielgefühl gelingt Resident Evil 2 imo hervorragend, man muss den grundlegenden Ansatz natürlich mögen (und wieder, da helfen halt auch Cheat-Waffen nicht.). Der Spieler soll ständig mit wenig Munition, wenig Heilkräutern in unangenehme, stressige Situationen versetzt werden aus denen er es dann doch schafft sich irgendwie wieder raus zuschlagen.
Das hat Capcom sehr gut hingekriegt. Mit unendlich Munition ist ein elementares Gameplayelement schonmal kaputt bzw. einfach weg und ein großes Stück der Spannung hinüber. Ich verstehe schon, dass das auf den ersten Blick reizvoll ist und man denkt: „Ja super, mit den Cheat-Waffen alles wegballern macht Bock!“ Doch beraubt man sich damit (wahrscheinlich unbewusst) einer wichtigen spielerischen Säule. Bitte verstehe mich nicht falsch, mir geht es nicht darum dass du gecheatet hast und man das ja nicht zu tun hat (Wer cheaten will und Spaß daran hat bitteschön.), ich glaube nur dass das letztlich einem absolut nichts bringt wenn man das Spiel vorher schon nicht mag, das Gameplay wird dadurch sicher nicht besser.

Ich habe z.B. den Raketenwerfer und die Gatling-Gun „legal“ freigespielt (D.h. Mit Leon und Claire auf dem höchsten SKG mit nur 3 mal speichern und unter 2:30 Stunden im A-Plot) hab sie aber nie benutzt (Einmal ein neues Spiel gestartet zur Kiste gerannt und testweise abgefeuert, das wars.). Mir ging es nur um die Herausforderung den S+ Rang zu schaffen und alle Boni freizuschalten. Die zu benutzen macht halt das Spiel kaputt, es ist als Bonus witzig wenn man das Game schon ein paar Mal durchgespielt hat und man mal sinn frei die Sau rauslassen will, mehr aber auch nicht.

Auch der adaptive Schwierigkeitsgrad ist ein cleveres Mittel den Spieler keine Munition horten zu lassen, damit der Spieler sich eben nie zu sicher fühlen kann. Ich kann verstehen, dass man das irgendwie blöd findet, aber ich denke man kann schon nachvollziehen was der Gedankengang  der Designer bei Capcom war. Gerade in so einem phantastischen Setting mit Monstern ist es doch kein Problem, dass ein Zombie mal 3 und ein anderer Zombie mal 7 Schüsse verträgt. Genau das spielt dem angestrebten Ziel einer gruseligen Horror Erfahrung doch auch wieder in die Hände, der Spieler kann nicht die Schüsse abzählen bis der Gegner garantiert umfällt, sondern jede Auseinandersetzung verläuft ein wenig anders und bleibt dadurch spannender. Ich fühle mich jetzt nicht bestraft beim zocken, sondern rechne es den Entwicklern hoch an, dass sie die Balance da ziemlich gut hingekriegt haben, denn es ist ein weiterer Baustein der zur angestrebten Survival-Horror-Erfahrung gelungen beiträgt. Übrigens ist das nichts Neues, es gab schon bei Resident Evil 4 einen adaptiven SKG, das hat es anscheinend aber niemand gestört.

Mr. X ist ein weiteres Rädchen im Getriebe der ebenfalls die angestrebte Anspannung intensivieren soll. Dies macht er eigentlich auch ganz gut ohne großartig zu nerven. Natürlich ist man erstmals geschockt (Und das ist ja auch beabsichtigt..) wenn man merkt, dass man da einen unerbittlichen Verfolger im Nacken hat, doch sein Auftreten wird nicht überstrapaziert und er bleibt auch nie lange (Wenn man weiß was zu tun ist, ist er sogar sehr schnell wieder weg.). Auch Mr. X in der Form ist übrigens nichts neues, Jack in Resident Evil 7 macht an einem Gewissen Punkt im Spiel im Herrenhaus auch Jagd auf den Spieler, genau wie Mr. X. Auch dort läuft er im kompletten Haus umher, verfolgt Ethan und man kann Jack nicht vollständig töten, er steht immer wieder auf, bis man (wie auch bei Resi 2) in der Story weiter voranschreitet. Fast das selbe passiert dann später in dem Schuppen mit Marguerite, die schleicht auch durch die Räume und man weicht ihr besser aus, ich glaube man kann sie aber mit genug Waffengewalt permanent zur Flucht bringen.

Du schreibst weiter irgendwo, dass das Verhalten der Gegner völlig Random sei. Das stimmt nicht, jeder Gegnertyp hat bestimmte Verhaltens- und Angriffsmuster die man im Laufe des Spieles lernen kann zu lesen. Es ist z.B. sehr wohl möglich an vielen Lickern vorbeizulaufen, dass ist auf dem höchsten SKG auch sehr ratsam, da sie sehr viel aushalten und großen Schaden austeilen (Da hab ich die allerwenigsten Licker gekillt.). Zombies kann man auch munitionssparend abfertigen, z.B. in dem man ihnen in ein Bein schießt bis sie wanken und dann an ihnen vorbei rennt. Ich will damit sagen, es gibt einige Kniffe die man sich aneignen kann und die auch immer wieder funktionieren.

Du hast dich auch so über die Fenster aufgeregt, dass man nicht alle verbarrikadieren kann. Das ist ja der Witz daran. Du sollst dich entscheiden welche Fenster du zunagelst, das ist bewusst so gemacht auch hier um dem Aspekt der permanenten Anspannung Rechnung zu tragen bzw. dem Wunsch der Designer, dass du dich nie sicher fühlen kannst.

Munition spawnt übrigens nie einfach so neu, alle Items haben ihren festen Platz. Falls du wirklich deine komplette Munition verballerst hast du ein Problem, so wie schon in den alten Resis.

Apropo alte Resis, ich finde, Capcom hat das alte Spielprinzip meisterhaft einer Frischzellenkur unterzogen. Sie haben die alte Formel perfekt und trotzdem behutsam modernisiert. Dabei war das nicht etwas, dass ich unbedingt wollte. Ich liebe die Resi-Games nach der alten Formel und die Spiele machen mir auch heute noch einen Heidenspaß, aber Capcom hat mich da echt überrascht wie gekonnt sie das alte Gameplay ins hier und jetzt übertragen haben. Chapeu! Viel von der ursprünglichen Resident Evil-DNA ist nach wie vor im Remake wiederzufinden.

Da sind wir wieder beim meinem ersten Gedanken und der Grund für mein ewig langes Geschreibsel. Ich finde das Remake herausragend, habe es zifgach durchgespielt, auf der PS4 platiniert und alles was möglich war freigespielt. Ich hatte eine wahnsinnig gute Zeit und das Spiel ist ganz klar mein GOTY dieses Jahr. Dich stößt der ganze spielerische Ansatz ab und du bist nur genervt. Das merkt man an den ganzen Aspekten die du blöd findest, die ja aber allesamt bewusst von Capcom genau so implementiert wurden. Das ist natürlich sehr schade, aber ich denke dann ist das zweit REmake einfach nichts für dich. Da man davon ausgehen kann, dass das Nemsis-Remake sich stark an diesem Teil orientiert wirst du mit dem Teil wohl auch nicht glücklich werden. Aber ist einfach schön zu lesen wie unterschiedlich eben Meinungen sein können.

Ich wünsche dir mit deinem nächsten Spiel auf jeden Fall viel mehr Spaß! :)

Cheers,

Hunk


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