Thema:
Re:spielerisch ist's IMHO eine kleine Revolution flat
Autor: token
Datum:20.11.19 12:53
Antwort auf:spielerisch ist's IMHO eine kleine Revolution von tonynash

>Was hier an verschiedensten Genre- + Spielelementen durchdacht zusammengesetzt wurde ist schon einzigartig.

+1
Nichts von alledem ist WIRKLICH neu, aber wie das vermixt wird, ist absolut einzigartig. Alles kommt einem bekannt vor, dennoch hab ich sowas vorher eigentlich noch nie gespielt.
Es zeigt vor allem auch auf was im Open World Genre drin stecken könnte, wenn man das wirklich kreativ angeht, da war eigentlich schon MGS5 ein sehr geiles Ausrufezeichen, zuletzt BotW, und nun Death Stranding.

>Zu Beginn war DS für mich 'nur' der bisher beste Wander/Klettersimulator, garniert mit gekonnten Open-World Stealth-Bestandteilen und interessanten Charakteren, sowie einer erwartet abgedrehten Story.
>Mittlerweile muss ich beim Zocken des Öfteren an klassische PC Strategie- und Aufbauspiele denken, wie z.B. die Siedler.
>Im Gegensatz zum großen Vorbild bin ich allerdings nicht nur der ungreifbare, irdisch entrückte Stratege, welcher die Routen plant, Wege absteckt und Konstruktionen sinnvoll zu positionieren hat.
>Ich bin ebenfalls der kleine Träger ganz am Ende der Hierarchie, der für die tatsächliche Umsetzung verantwortlich ist, was in einem irrwitzigen Detailgrad ausufert, da jeder Schritt im unwegsamen Gelände wohl überlegt sein muss.
>

Ja, find ich auch von dir gut beschrieben wie es oberste und unterste Ebene fusioniert. Das Spiel hat bei mir schon früh Assoziationen mit Ports of Call wachgerufen. Das ist zwar auf dieser Ebene alles ziemlich Lite, aber greift auch leichtfüßig mit der Exekution der Logistik, die spielerisch vollwertig ist, ineinander. Dazu noch die shared world wo man sich Online die logistischen Kontruktionen teilt, alles ziemlich einzigartig von der Gesamtmischung in so einer Ausführung. Und vor allem, total gekonnt, das merkt man anfangs gar nicht mal WIE gekonnt das ausgeführt wurde, wirklich ganz hohe Schule des Gamedesigns, speziell was Progression angeht und wie sich das nach und nach sinnhaft ausfaltet, ohne das was war obsolet zu machen.

>All das lässt mich über die schwachen Kämpfe gegen die MULES oder BTs hinwegsehen, die stellen mittlerweile allenfalls eine kleine Randnotiz im großen Ganzen dar.
>Bin gespannt, ob der aktuell exzellente Eindruck bis zum Ende hin gehalten werden kann. Derzeit genieße ich das Game wie einen guten Wein :-)


Ey, ich hab mit boc, mit dem ich normalerweise Online spiele mittlerweile regelmäßig Chat-Kaffeekränzchen wo wir nur über Death Stranding quatschen und was dieses Spiel treibt. Ausladend. Und das Thema diskutiert sich nicht aus, weil es zwei Sessions später wieder was neues zu bequatschen gibt. Unfassbares Spiel.
Ich gehe jetzt auf 50 Stunden zu, und anstatt zu ermüden beeindruckt es mich mit jedem Mal noch ein Stück weit mehr. In meinen Augen ein Masterpiece, nicht nur das gleichzeitig erfrischendste und beste Spiel des Jahres in meinen Augen, sondern in der Top 5 der bemerkenswertesten Spiele der Generation. Ich meine das komplett ernst.
Ich hab noch nie gesehen wie bei einem Spiel fucking ALLES ineinandergreift, alles was mechanisch passiert ist im Narrativ erklärt. Du sollst nicht töten, kriegst die Mules so aber auch nicht wirklich weg. Warum man das mechanisch macht, das ist nicht neu, neu ist, es ergibt im DS-Universum alles Sinn, Spielprinzip und Erzählung sind immer eine Einheit. Paketbote als Held? Teh fuck? Ergibt Sinn. Vernetzung als Prinzip? Narrativ, und wie das mechanisch eingebunden und ausgeführt wird, da fang ich besser gar nicht an, weil ich nicht weiß wo ich aufhören sollte.

Also mal das worauf ich hier eigentlich angesprungen bin. Mules.
Bis gestern hätte ich deine Einwertung unterschrieben. Mules als eine Art rote Ampel in der Spielwelt die einfach nur behindert, wo es jetzt aber auch so ist, dass man schnell merkt, da sind keine Bullen, ich kann hier einfach über Rot gehen. Rockt jetzt nicht, aber erfüllt schon eine Art Zweck, dennoch recht unspannend und ein Spielelement was man umschifft.

Und jetzt geht es los wie das alles ineinander greift. Mein erstes Höh hatte ich, als ich mit meinem wie gewohnt durch einen Mulebereich laufe und einfach laufe und mir plötzlich einer mit einer Gepäck klaut. Wo hat der die her, hier bin ich doch so oft durch? Wie lame, leveln die etwa mit mir mit? Und dann denk ich nach. JA NATÜRLICH! Mules machen nichts anderes als Fracht zu klauen. Und wir sind in einer shared world mit vielen Boten. Wenn ich als Bote über Vernetzung die Kompetenzen an Land ziehe die mir neues Gear für den Drucker eröffnen, dann ist dieses Gear natürlich auch Fracht, sobald das Gear also in der Welt ist, steht es natürlich auch Mules zur Verfügung weil die ja Fracht moppsen.
Ergibt also Sinn.

Weiter. Ich hatte das erhalten und hab da nur gedacht, was für ein nutzloses Stück. Akkufresser vor dem Herrn. Also nix für dauerhaft sondern situativ. Und mit den nun gepimpten Mules war aber die situative Relevanz gegeben, denn jetzt reicht es nicht mehr im gleichen Tempo zu laufen und Haken zu schlagen um sich nicht von Speeren treffen zu lassen, und irgendwann lassen die ab. Die schälen dich. Die kommen aber nicht mehr mit wenn du das trägst. Aber irgendwie hab ich da gedacht, ja fuck, so als Standard-Setup für solche Situationen ist es zu sperrig und schwer, für dauerhaftes Tragen ist der Einsatzzweck wo es Mehrwerte schafft zu speziell. Und was passiert. Auf Level drei wiegt das nur noch 2 Kilo und ist nun genau das was ich gegen gepimpte Mules zum reinen Durchqueren der Lager brauche.
Wie sich da alles fügt und alles einen Zweck erfüllt, super.

Whatever, das ermöglicht ja eigentlich nur das was man vorher gemacht, nur etwas komplexer von den Abläufen und im Zusammenspiel. Und jetzt gestern. Ich nehme wieder eine Frachtbeschaffungsmission in einem Mule-Lager an. Und spiele so wie immer, ich nehme die nicht ernst. Und krieg komplett auf die Fresse. 5 Anläufe, aber all das was funktioniert hat, funktioniert nun nicht mehr wenn Mules ihr neues Gear benutzen, sie trollen dich nicht nur auf Distanz, .
Also Anlauf 6, Strategie wechseln, Fracht runter, Sneak, hohes Gras und so. Und das klaptt nun einwandfrei und ist sogar ziemlich spannend.
Mules sind in meinem Ansehen gestern jedenfalls massiv gestiegen, und all das an Sneakmechaniken wo ich dachte, brauchste eh nicht, brauchste halt doch.

Wie sich das Spiel immer wieder verändert und einen bei Laune hält und was neues gibt wenn sich was ausgereizt hat. Wie gesagt, jetzt geht es auf die 50 zu und ich bin null gesättigt oder müde, und immer noch überrascht es mich. Und es macht mir alles echt Bock.
Ich komm aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus wenn man das Kunstfurz oder Selbstkasteiung tituliert. Ja, Death Stranding ist speziell, warum das nicht jedem Spaß macht ist leicht zu verstehen, so wie es leicht zu verstehen ist warum man selbst an manchen Genres keine Freude hat, obwohl die Games gut sind. Aber das ist halt der Punkt, das was es macht, macht es brillant. Es ist auch insgesamt eines der in sich rundesten Gesamtpakete weil halt alles auf allen Ebenen ineinander greift, und eben auch die Progression total gut aufgebaut ist.
Ich wiederhole mich: Masterpiece!


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