Thema:
So einfach ist das nicht flat
Autor: membran
Datum:14.11.19 10:21
Antwort auf:Re:Ernsthaft jetzt? von Wurzelgnom

>>Am besten wirklich alles nur noch auf Disc kaufen.
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>>Gesendet mit M! v.2.7.0
>
>Sag das dem „modernen“ Gamer der zu faul ist um in den Laden zu laufen und das Spiel gerne als DL hätte.


Was das mit "faul" zu haben sollte, oder "Gamer", möchte ich mal wissen. Die gleiche Entwicklung läuft bei Filmen, Serien und Musik ab und ist da teils schon viel weiter.

Zudem: Als wären die Disc-Version von GTA IV davon nicht betroffen. Okay, die _kann_ man dann zwanghaft offline halten und behält die Mucke, muss sich dann aber mit der Vanilla-Version ohne die etwa sieben Patches, die Rockstar für GTA IV veröffentlicht hat, begnügen. Neuere Spiele auf Disc sind teilwese nur wenig mehr als Beta-Version Hüllen, die mit 50 Gigabyte Day 1 Patches befüllt werden wollen. Discs, abseits von echten Complete Edition Releases 12+ Monate später, kann man sich heute mehr und mehr in die Haare schmieren. Dafür darf man sich beim nächsten Umzug totschleppen; mich gruselts jetzt schon beim Gedanken daran, meine seit Jahren ungeöffneten Kisten mit 360-, PS2-, Gamecube-, N64-, Xbox-, DC-Games in die nächste Wohnung (bzw dessen Abstellraum) zu wuchten. Die Lizenzen wiegen nichts. Im Gegenzug gibt man mehr Kontrolle auf, als man es mit Discs hätte, aber wie gesagt ist auf den Discs immer weniger drauf und die sind natürlich auch anfällig gegen Verlust; Diebstahl, Unfall, Zerkratzen und dann soll es ja noch den sog. "Disc-Rot" geben, wo einem nach ein paar Dekaden die Silberscheiben zerotten und nicht mehr lesbar sein sollen (wobei ich da Widersprüchliches gelesen habe, u.a. dass das Panikmache sei und zumindest die neueren Discs locker 100 Jahre halten sollen; weiß da jemand mehr?). Lizenzen können Emulator- oder Backwards Compability-Versionen auf neueren Geräten freischalten, wie man es aktuell auf der Xbox One schon sieht (wobei das bei der Xbox zugegeben auch mit Disc-Versionen geht, die dann als Lizenz fungieren. Und Wii Games kann man in einer WiiU abspielen. Aber ob das der Standard wird, bleibt abzuwarten. Aber für viele Plattformen braucht man für alte Discs / Module auch ebenso alte Konsolen als Abspielgeräte). Jedenfalls ist's nicht klar, wer in 30 Jahren noch Zugriff auf mehr seiner Spiele hat - der reine Digital- oder Retail-Käufer. Wenn die Download-Server eines Services (Steam, Xbox Live, PSN) weg sind und keiner mehr an ihre Onlinebibliotheken kommt, ist die Option zum Patchen auch weg und Disc-Käufer sitzen auf ihren Rumpfversionen fest.

Natürlich stellt sich auch die Frage, wer in 20 oder 30 Jahren noch die ollen Kamellen von heute spielen will. Ich komm ja heute schon nicht mehr dazu, alle ollen Kamellen von vor zwei Jahren und die neuen Releases von heute zu zocken. Man muss sich ja nur angucken, wie man es selber heute mit Spielen von 1995 hält, wie oft und wie lange man die noch spielt, Retro-Zocker mal außen vor. Die Qualität und Masse der Spiele von heute und damals lässt sich aber auch schwer vergleichen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es heute mehr Perlen gibt (vom Indiegame bis AAA), die man in 30 Jahren nochmal zocken will, als dass das heute der Fall mit Zeug aus der SNES Ära ist.

Ich glaube, ich vertraue einfach darauf, dass die Karibik-Archivare dafür sorgen, dass man sich 2039 die gesamte Xbox One-, PS4- und Switch-Bibliothek besorgen kann, sofern man das will, unabhängig davon, ob die Herstellerserver noch laufen, oder ob der Hersteller einem das Spiel nicht mehr digital verkaufen will oder darf (siehe: Scott Pilgrim vs The World The Game, Little Witch Academia, Deadpool, Outrun 2, Blur, Age of Booty, F1 2013, ältere Fifas und PES, etc).

>Das sind alles erwartbare Szenarien, da dürfte Niemand überrascht sein

Dass sie einem nach dem Kauf Zeug zensieren oder entfernen, ist imho nicht erwartbar oder haltbar, aber sie kommen halt damit durch, weil keiner dagegen vorgeht. Und das bezieht sich nicht nur auf solche Änderungen am Spiel, sondern auf alle Änderungen. Eigentlich müsste man Anspruch haben, sich jederzeit jede Version des Spiels installieren zu können (wie es z.B. im Minecraft Launcher möglich ist oder iirc auch bei allen Spielen auf GoG - da gibt's glaube ich eine Rollback-Option in deren Galaxy-Launcer drin, man kann sich aber auch die Vanilla-Version eines Spiels und alle Patches einzeln von der Website laden). Wenn man mit einer alten Version unterwegs ist, können sie einem ja gerne den Weg in die Online-Modi versperren, das ist ja allein wegen in neueren Versionen geflickten Sicherheitslücken nachvollziehbar. Der Rest des Spiels sollte jedoch die Spielwiese des Spielers sein. Aber das beißt sich natürlich mit dem Willen v.a. der AAA-Hersteller, keine Kontrolle an die Kunden abzugeben und dass alle Spieler auf der neuesten Version sein sollen und online dazu, für Microtransactions und Analytics.

Zwangspatches eben. Das ist was, was mir an Steam z.B. extrem auf die Nüsse geht. Klar ist das bequem, aber den Patches kann man sich kaum entziehen. Selbst wenn man automatische Updates für ein Spiel deaktiviert hat, checkt Steam, ob ein Update dafür bereitstünde, was man dann manuell anstarten soll, sonst kann man das Spiel aus Steam heraus nicht mehr starten. Man kann glaube ich mit dem File Explorer ins Installationsverzeichnis gehen und dort von Hand die .exe starten, aber das kann ja nicht die Lösung sein. In dem Sinne ärgere ich mich auch, dass ich mir nicht mehr Zeug auf GoG gekauft habe (und das immer noch nicht groß tue, weil ich ein Gewohnheitstier bin, was alle Spiele gerne)


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