Thema:
Okay-ish flat
Autor: Shoryuken
Datum:30.10.19 08:18
Antwort auf:Valfaris - Das neue Spiel der Slain Macher von Fred LaBosch

Bin jetzt einmal auf der Switch durch. 2000 Feinde zerlegt, fast 300 Mal gestorben und insgesamt 7,5h unterwegs.

Zu aller Erst, es ist eine riesige Steigerung zu Slain. Das hatte ich zu Release gezockt und das war schlicht großer Rotz. Valfaris ist um Welten spielbarer. Leider sind die Scanline-Optionen (zwei an der Zahl) beide nicht gut - im Handheldmodus der Switch geht die Grafik aber Grade noch so. Irgendwas zwischen hässlicher/moderner Pixelart (also die Sorte die mehr so gemalt ist statt wirklich gepixelt) und Renderoptik. Macht insgesamt einen Look der mich sehr an Mutant Chronicles (SNES) und Skeleton Warriors (SAT) erinnert. Dazu Billo-Metalmucke und Recycle-Sounds aus dem Vorgänger. Gerade von der Mucke hatte ich mir mehr versprochen, die Loops sind relativ kurz und musikalisch finde ich es oft gar nicht mal so gut (außerdem nervt es das bei Bossfights immer wieder von vorne angefangen wird, weil man vom letzten Speicherpunkt noch hinrennt und das mit der Ambient-Mucke des Levels statt der Bossmucke) - weil oft irgendein Element drin vorkommt was es wohl episch machen soll, mich aber eher schmunzeln lässt weil es doch sehr kitschig wird und aus "super hart" leider ein "super käsig" macht. Mehr so Immortal statt Gorgoroth. Stimmung, Handlung und Monster ziehen Inspiration auch eher aus Kritzeleien aus dem Matheblock eines 14-Jährigen, schlechten Metalalbumcovers mit einem Hauch von 40K. Immer so das es mich leicht peinlich berührt hat - im Endeffekt einfach irgendwie uncool (ein untoter, langhaariger Skelett-Sniper als Endboss - need I say more?) und weil es prinzipiell genau mein Ding gewesen wäre. Vor 10-15 Jahren ;)

Spielerisch fängt es seicht an und spielt sich da auch noch gut. Ziemliche Standardkost aus Springen, Ballern, Klettern, Nahkampf. Alles etwas clunky, Hitboxen bzw. Active-States passen oft nicht zu dem was man sieht, was gerade im weiteren Verlauf nervig wird. Es gibt eine Parry-Mechanik bei der das besonders ins Gewicht fällt, bevor ich anfing nach Sound zu parrieren hatte ich damit große Schwierigkeiten - weil optisch passt das imo einfach nicht und das man den Button gedrückt halten muss statt nur anzutippen war auch eine Umgewöhnung. Generell ist der Nahkampf etwas eigenartig und erinnert noch dezent an Slain, weil es (schätzungsweise um die Angriffswucht darzustellen) ein leichtes Delay gibt bevor wieder zugehauen werden darf und auch die Hitbox aktuell noch seltsam ist (erst Recht wenn man die Nahkampfwaffen upgradet).

Ärgerlich wird es dann in den späteren Geschicklichkeitsabschnitten wo viel Trial & Error angesagt ist und wo vom Spieler abverlangt wird das er sich oft über InstaDeath-Fallen und -Areale bewegt, was halt mit den kleineren Ungereimtheiten schnell einen Bildschirmtod bedeutet. Während ich die ersten drei Stunden relativ gut vorangekommen bin, gab es später Stellen die ich wirklich SO spielen musste wie es das Spiel wollte. Durch die frei wählbare Bewaffnung (aber nicht genug Upgrades um alles hochzuleveln) hat man auch gerne mal die falsche Waffe für die ungünstigste Stelle dabei. Letztlich habe ich das Spiel dann mit meinen hochgezüchteten Waffen durchgezockt und nicht mehr variiert (Sidearm, Blutschwert und Raiden-Gedenk-Schwengellaser mit Homing).

Leider ist das Spiel für meinen Geschmack viel zu lang, selbst ein Speedrun liegt bei zwei Stunden und das gameplay trägt imo nicht einmal über die Hälfte dieser Zeit. Viel hilft in diesem Fall dann auch nicht viel, weil es prinzipiell schon immer das Gleiche ist - nur die Nervigkeiten nehmen später zu und unvorsichtige Naturen beissen schneller ins Gras (was imo eben nicht immer fair abläuft, man muss bestimmte Muster oder Fallen bzw. Arenen/Räume oft auf die harte Tour lernen). Dabei hängt die Fortschritt auch gerne mal von Random-Faktoren ab, mal droppt eben ein Lebenskraft-Herz und mal nicht. Mal sind die Patterns gut, mal nicht.

Der finale Boss selbst ist dann noch einmal eine Tour de Force und nervt genau mit diesem Random-Shit hart ab, sodass ich jetzt froh bin es durchzuhaben und mich jetzt ganz auf Blasphemous stürzen kann.

Für mein Empfinden fühlt es sich von vorne bis hinten sehr nach "euro-platformer" an - alles ein bisschen janky und nicht so ganz durchdacht, nicht so schlimm wie Heimcomputer-Turrican, eher wie spätere Vertreter auf Mega Drive und SNES. Massive Steigerung zum geistigen Vorgänger, imo aber einem richtigen Contra oder auch Blazing Chrome ganz klar unterlegen.  

Wäre es nicht so kitschig und vor allem würde es nicht so viel wollen (Waffenupgrades, leichte Exploration, fette Story, Bossfights, Geschicklichkeit, Arenafights) hätte ich vielleicht noch einmal irgendwann Bock drauf, so ist mein Bedarf erstmal gut gedeckt. Für die aktuell aufgerufenen 20+  Euro würde ich es nicht noch einmal holen.


< antworten >