Thema:
Neo Cab (Switch) flat
Autor: Amian_3rd
Datum:25.10.19 13:32
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 37 - 0/10 oder GOTY? von wantan

[https://www.youtube.com/watch?v=jzFKrqffkQg]

Der Trailer ist schon ordentlich aufgehübscht, oder die Switch Version grafisch etwas runtergefahren. ;) Ganz so schön verspiegelt und butterweich flutscht es sich auf der Konsole jedenfalls nicht.

Das Spiel war ungewöhnlich, sowohl das positive wie auch das negative sind Dinge die ich bei anderen Spielen noch nicht hatte.

Man spielt eine Uber (pardon: Neo Cab) Fahrerin, die als letzte menschliche Taxifahrerin in einer Stadt voller Dronentaxis über die Runden kommen muss. Als prekär Beschäftigte muss sie von kümmerlichen Einnahmen sowohl ihre Fahrzeugbatterien laden als auch jede Nacht eine Unterkunft bezahlen, und nebenbei darf ihr Taxi-Ranking auch nie unter 4 Sterne fallen (jeder Fahrgast gibt a la eine Bewertung ab). Gelegentliches Schmiergeld oder Spenden an Freunde gibt es auch. Dazu wählt man auf einer Stadtkarte relevante Orte, Tankstellen und vor allem Passagiere aus.

Wer jetzt eine Art trauriges Crazy Taxi im Kopf hat, liegt... fast völlig falsch. ;) In Neo Cab wird nicht selber gefahren, es ist ein rein storylastiges Adventure mit etlichen Dialogen und komplett ohne reaktionsbasiertes Gameplay oder Minispielen - an der Grenze zur Visual Novel.
Zusätzlich zum (seichten) Gameplay Unterbau gibt es eine Geschichte um eine verschwundene beste Freundin, eine politische Verschwörung und eine zwielichtigen Konzern.

Herz des Spiels sind die Dialoge mit den Passagieren. Zusammen mit dem eingängigen Soundtrack ([https://youtu.be/0K42QMz5dNI?t=1535]), den kühlen Farben der nächtlichen Autofahrten und den gut fließenden Gesprächen ergibt sich eine tolle Stimmung die für mich wirklich top funktioniert hat. Übermäßig "aufregend" wird Neo Cab nie - aber ich hatte eine leichte Erkältung und war abends müde, das war genau das richtige Spielerlebnis für mich.

Die Dialoge haben üblicherweise irgendein Utopie/Dystopie Thema, aber stets aus der "menschlichen" Perspektive. Sei es Überwachungsstaat, Gig-Economy, Macht des Geldes oder Brand Loyalität - interessant waren die meisten davon, und die gute Mimik der Figuren (auch wenn vor allem die Passagiere etwas 2D flach wirken) sorgte tatsächlich für Emotionen bei mir. Man muss aber offen für die ganze "progressive & identity politics" Bewegung aus den USA sein, die wird hier öfters thematisiert.

Negativ aufgefallen sind mir leichtes gelegentliches Ruckeln bei der Switch Version (docked), vor allem bei Übergängen (Aufheben des Handys), die flachen Passagiere, und einen deutlichen Bruch in der Geschichte. Gegen Ende des Spiels gibt es einen Streit, wo es um eine komplette Nichtigkeit geht. Dieser wird aber unendlich dramatisiert bis mich die Handlung komplett verloren hatte. Danach gibt es zwar noch ein rundes Ende, aber dieser eine Handlungstwist war kompletter Unfug, was bei einem Spiel das von der Handlung lebt natürlich schlecht ist.


+ gute Atmosphäre/Farbstimmung
+ einige interessante Figuren
+ guter Soundtrack [https://youtu.be/0K42QMz5dNI?t=1535]
+ ungewöhnliche erzählte Handlung

- Geschichte wird nie wirklich intensiv spannend
- leichte Ruckler beim Wechsel zum Handy
- seichtes Gameplay
- Fahrgäste wirken grafisch flach
- recht kurz (4 Stunden)

7 von 10

[https://www.mobygames.com/images/promo/l/495869-neo-cab-screenshot.jpg]


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