Thema:
Eindrücke + Kritik flat
Autor: denda
Datum:22.10.19 11:47
Antwort auf:The Witcher 3: Wild Hunt #5 ist Trümpf von Sachiel

Mittlerweile bin ich Level 12 und kurz davor nach Skellige aufzubrechen. Aber vorher werde ich noch ein, zwei Tage in Novigrad Questen und herumtingeln. Gwent habe ich dort schon ziemlich ausgereizt (ich konnte es mir einfach nicht einteilen, und etwas für später aufheben) und es war einfach wundervoll. Mittlerweile kann ich auch mit fast allen Sets antreten.

Zur Technik ist alles zu Genüge durchgekaut. Ein Wort noch zur Framerate: Die Performance ist für mich zu weiten Teilen absolut ausreichend, an den bekannten Stresspunkten wird es, wie auch auf den anderen (Base-)Konsolen, leicht grenzwertig. Aber das ist wirklich nur punktuell ein Problem, und relativ schnell fängt sich die Framerate wieder, spätestens wenn man diese recht kleinen spots hinter sich lässt.
Ansonsten läuft es wirklich imponierend gut. Wenn man bedenkt wieviel schwächer die Switch-CPU dasteht, muss da wirklich enorm viel Arbeit reingeflossen sein, um es auf dieses Niveau zu bekommen. Ähnlich wie beim Ori-Port sehen wir hier die Macht der Optmierung, und weniger einen Beweis einer bisher ungeahnten Lesitungsfähigkeit der Switch-Hardware selbst.

Für mich funktioniert das Spiel auf der Switch einfach sehr, sehr gut. Ich bin weiterhin hoch motiviert und bin jetzt bald in etwa soweit wie ich damals auf der PS4 war. Aber damals hatte ich weder Gwent angerührt (und, damn, ich bin sowas von süchtig danach) noch war ich an diesem Punkt wirklich weiter an den Quests, den Charakteren und der Welt interessiert. Dieses Mal bin ich einfach mehr drin. Und, wie schonmal erwähnt, ist alleine der Gwent-Faktor für mich eine Riesensache. Neulich hatte ein Gegner die "Gerald"-Karte gespielt, und es war so, als hätte ich den Heiland gesehen. Ich _muss_ sie haben. Ich kaufe ausnahmslos _alle_ Gwent-Karten, egal ob fünffach vorhanden. Ich brauche sie _alle_.

Ich möchte aber auch mal etwas Kritik am Spiel selbst anbringen: Ich finde das Looten und die Art und Weise wie dieses Loot in der Welt verteilt ist eigentlich eher Spielspaßmindernd. MMn gibt es nicht nur viel zu viele Spots an sich, sondern sind diese auch quantitativ so vollgestopft, dass es echt teilweise etwas grotesk ist.
Viel des Spielflusses geht dabei drauf, und mittlerweile habe ich für mich den Schluss gezogen nur noch Schatzkisten zu looten, da man a.) die beste Ausrüstung sowieso bei Schmieden herstellen lässt (Stichwort: Hexerausrüstung), und b.) die notwendigen Materialien zum größten Teil auch kaufen bzw. craften lassen kann. Ich finde auch diesen Zufallsaspekt sehr ungelungen- mal ist in einer Truhe eine Flasche Wasser, und in einem Jute-Sack ein ganzer Drachenschatz mit dem geilsten Scheiß. Aber -Gott sei dank- ist es nicht wirklich von Belang, was natürlich prinzipiell eine recht traurige Einsicht ist. Von daher wird mein Flow wahrscheinlich jetzt deutlich besser werden, wenn ich den Großteil einfach links liegen lasse. Auch weil das was ich schon angesammelt habe wahrscheinlich locker für die Herstellung aller Ausrüstungsgegenstände reicht, die ich das Spiel über noch herstellen möchte.

Das Looten selbst nervt mich insofern, als dass man Gerald immer erst passend davor parken muss, mit der passenden Distanz, dann wieder einen Meter vor und leicht seitlich versetzt(um die weiteren drölfzig lootspots erreichen zu können, die sind ja sehr gerne auch recht verschachtelt gelagert). Wenn es dann in einem großen Lager teilweise ein halbes Dutzend solcher größeren Ansammlungen gibt, dann geht einfach viel Zeit dafür drauf. Ich finde auch in Höhlen z.B. gibt es einfach zu viele Truhen. Durch die Inflation ist leider absolut nichts Besonderes dabei so eine zu finden. Das führt das Gefühl wirklich einen seltenen Schatz gefunden zu haben komplett ad absurdum.
Ach so, und es ist äusserst durchtrieben in die unmittelbare Nähe vieler Lootspots eine Kerze zu platzieren. Wie oft ich diese schon versehentlich angezündet habe statt Loot aufzunehmen möchte ich gar nicht wissen. Das war definitiv eine schlechte Idee der Entwickler.

Auch das Level-Gating im Rahmen der Quests gefällt mir nicht wirklich gut. Ich wusste noch von meinem alten Stand, dass Quests die mehr als 5 Level unter einem sind quasi keine EXP mehr abwerfen (oder haben sie das mittlerweile herausgepatched?). Deshalb sah ich mich gezwungen weit vor der "gefühlten" Bereitschaft sich in manche Gegend zu wagen, alle Anschlagbretter möglichst früh anzusteuern und dann in hohem Maße linear die Quests zu abzuarbeiten, sodass möglichst keine der Quests diese besagte Distanz zu meinem Level bekommt. Das ist, nicht zuletzt auch was den Wiederspielwert betrifft, ziemlich unglücklich gelöst.

Auch ist die Vergabe der EXP für die Aktionen teilweise hanebüchen verdreht. Und für das Kämpfen erhält man mMn viel zu wenig EXP. Wenn ich einer kranken Frau einen Trank gebe, den ich bei mir habe, und 350 EXP erhalte, aber eine Quests die mich in vielen Schritten über die gesamte Karte führt am Ende 30 EXP abwirft, dann passt da etwas einfach nicht. Auch werfen mir die Story-Quests grundsätzlich zu viel EXP ab im Vergleich zu den Nebenquests.

Also Balancing-mässig gibt es wirklich einiges zu Bemängeln.

Das Hampel-, verzeiht, Kampfsystem akzeptiere ich mittlerweile so wie es ist, und sehe es als eine Art hektischen Tanz in einer Disco an....und es funktioniert dann auch dank Quen auch zweckmässig. Aber so richtig gut ist es halt nicht. Was ich hier besonders gut finde, ist die Kraft, die bei den Finishern rüberkommt. Das ist wunderbar meaty und befriedigend.

Ansonste sind die Stärken dieses Titels, wie Story-Telling, Quest-Design und Charkterzeichnung allerdings _so_ gut, dass die entstehende Atmosphäre einfach extrem gut ist. So erwachen und reif habe ich ein RPG selten erlebt.

Beste Grüße
denda


< antworten >