Thema:
Komisches Spiel flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:03.10.19 18:41
Antwort auf:Ghost Recon Breakpoint 04.10.19 von Pfroebbel

"Tom Recon's Ghost Division: Clancypoint" wäre wohl ein besserer Titel gewesen. Alle Tom-Clancy-Spiele sind auf gutem Weg dazu, zu ein und demselben Game zu verschmelzen.

Das Spiel ist bis zum Rand hoch vollgestopft mit ineinandergreifenden Systemen, Auflevel- und Upgrade-Mechanismen, über Loot, Blueprints, Mods/Upgrades. Dazu noch Crafting, Survival-Mechanics, ein gar nicht mal so unelaboriertes KI-System (Wenn es denn funktioniert, hören Wachen zB. zwar keine Kopfschüsse bei Leuten ohne Helm, aber bei Leuten mit Helm und Facemasks, und registrieren - wenn sie es denn registrieren - auch Decal-Sounds von schallgedämpften Waffen die aus sehr weiter Entfernung gefeuert wurden; alarmieren sich gegenseitig etc.

Man kann die KI aber mit Geduld und etwas Glück exploiten. Gegenbalancing-Maßnahme: Power through numbers und Drohnen als Bulletsponges. Teilweise auch so Drohnen auf Rädern die quasi wie Panzer funktionieren und mega viel HP haben. Ja, es gibt HP-Anzeigen.

Es gibt einen nervig zu manövrierenden Social Hub. Damit man seine Mitspieler und deren Gear sehen kann und möglichst über die Schiene Sozialneid getriggert wird, damit man Geld für MTX locker macht. Das Spiel hält einen ständig dazu an, es im Coop zu spielen und dass es in erster Linie als Coop-Spiel designt wurde (Hence the absence of squadmates), obwohl jetzt schon bekannt ist, dass die Devs eingeknickt sind und AI-Squadmates per Update irgendwann mal nachreichen.

Ich mochte Wildlands über weite Strecken einfach als simpel zu navigierende Content-Knallfolie, in der ich solo mit meinen Atzen auf irgendwelchen Compounds kohortenweise bösen Buben das Licht ausknipste; Breakpoint macht jetzt alles komplizerter, aus Gründen, die ich in der Theorie nachvollziehen kann, in der Praxis aber eine funktionierende, wenn auch arschrepetitive, Formel bloß verschlechtern. Zusammen mit dem Coop-Zwang hatte ich schnell auf die Mainstory keinen Bock, weil man teilweise ganze Kleinstädte (!) hops nehmen darf, was solo einfach langatmig ist wie Sau und NULL Spaß macht, ich mir aber im Coop auch nur leidlich interessanter vorstelle. Wenn einer im falschen Moment furzt, darf man dann vor der gefühlt ganzen Heeresgruppe Ost die Beine in die Hand nehmen, was durch Stamina-Meter und Fatigue-Mechanics nochmal doppelt und dreifach ätzender wird.

Ich will es jetzt nicht schlachten. Es ist kein Desaster, es funktioniert weitestgehend alles wie es soll (Bis auf die PC-Performance, die ist schlicht Arsch und für das gebotene absurd Hardwarehungrig; Wildlands sieht besser aus und performt besser auf meinem Mopped...). Manche Ansätze sind auch ganz interessant; dass die Story bspw. ein bißchen auf dem Wege erzählt wird, dass man sich an den ganz natürlich aufkommenden Fragen des Spielers orientiert. Also das Spiel meine automatisch aufkommenden Fragezeichen a la "Wo kommen DIE denn jetzt her?" antizipiert und in Menüform kontextualisiert. Eigentlich ein ganz netter Kniff, finde ich. Aber die Menüs sind wieder ein einziger überladener Abfuck, wo man mit beiden Schultertasen und beiden Sticks durch lauter Submenüs navigieren darf und selbst die Maussteuerung so suckt, dass ich die Menüs so navigiere dass ich Maus und Pad mit einer Hand abwechselnd benutze, weil das einfacher ist und zuverlässiger funktioniert mit "B" eine Menüebene zurückzugehen als auf die Clickfläche links oben oder ESC auf meiner Tastatur zu kommen.

Allein die Main Story zocken ist aber wie gesagt nur was für Masochisten. Und so viele Anreize gegenüber Wildlands, um dieses als low-key Massenphänomen abzulösen, bietet es auch nicht, als dass ich denke, da alsbald superviele Mitspieler zu finden. Was wie gesagt gar nicht die von mir bevorzugte Art wäre, das zu spielen, das ständige Wiederholen von early game Missionen fand ich bei Wildlands schon ätzend, wenn man neue Spieler erstmal ins SPiel reinführen durfte, auch damit deren Loadout besser werden konnte und mehr Skills unlocked wurden. Wenn überhaupt, ist das in Breakpoint schlimmer, weil die Questlines sich glaub ich nicht nur länger anfühlen, sondern auch länger sind.

Wirklich in den Arsch schieben kann sich Ubisoft aber diese Flyover-Mechanik. Alle naslang fliegt entweder ein Heli oder ein PUBG-mäßiges militärisches TRansportflugzeug über einem hinweg, und wenn man nicht SOFORT wenn man die Warnung sieht sich auf den Boden legt und prone camo aktiviert, wird man von einem Schwarm aus Terrordrohnen innerhalb von wenigen Sekunden komplett zerfickt, instant death. Die Sauerei ist, dass das auch während Cutscenes passiert, die man zwar abbrechen kann, aber nicht schnell genug um rechtzeitig genug camouflaged zu sein um nicht gegangraped zu werden von einem Drohnenschwarm. Das ist schlicht bekacktes Gamedesign; das Spiel gewinnt durch die MEchanik _nichts_ hinzu, es wirkt schlicht wie eine sinnlose Spielerbestrafung aus emergent-gameplay-selbstzweck. "Ja, Hauptsache jut wat los!" halt.

Bin mal gespannt, ob das Angebot von Ubisoft attraktiv genug ist, damit's in dieser vollgestopften Zeit am Ende des Jahres nicht untergeht, und ob das Potential da ist, dass es so ein slow burner wird wie der Vorgänger. Was man meiner Meinung nach machen müsste, wäre Features auszumisten, aber das wird kein Entwickler machen und hingehen, um in so großem Stil bestehende Dinge zu streichen. Bad Optics. Also wird man irgendeinen anderen Weg finden müssen, die Sache frisch zu halten. Wahrscheinlich durch nen Battle Royale Mode. Naja.


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