Thema:
Durch! Meine Gedanken dazu. flat
Autor: denda
Datum:22.09.19 22:02
Antwort auf:The Legend Of Zelda: Link‘s Awakening (GB, Switch) von Kilian

Ich brainstorme hier mal ganz keck meine Eindrücke direkt nach dem Durchspielen, und versuche ein paar der Gedanken zu formulieren, die mir während des Spielens kamen, und jetzt nach dem durchspielen durch den Kopf gehen.

Ich bin damals mit dem Original aufgewachsen (1993 war ich Drölfzehn) und habe dieses bestimmt 1-2 Dutzend Mal als Bub durchgespielt.
Ich mag dieses Zelda für seine ganz besondere Note und der sehr uniquen Atmoshäre, und um vorzugreifen, das mag ich auch am Remake.

Ich war in technischer Hinsicht äußerst skeptisch seit den frühen Videos, und auch die aktuelleren haben meinen Zweifeln da eher Nahrung gegeben.
Aber wenn es zur Wahl steht dieses Spiel entweder so wie es jetzt ist zu erleben, oder erst "säter" in vermeintlich besserer technischer Form, bin ich einfach zu sehr gehyed und begeistert, als dass ich hier jschmolle und abwarte.
Also wurde das Ding selbstredend gekauft.
Das Ruckeln ist (ich habe die eShop-Version im internen Speicher installiert) sehr spürbar, und es vergehen selbst in Dungeons nie mehr als 10 Sekunden ohne dass es in irgendeiner Form (und wenn es nur Screen-Transisions oder gefundene Item-Präsis sind) ins Stottern kommt. Ich konnte mich da recht schnell und gut aklimatisieren, obwohl ich da bekanntlich relativ empfindsam bin. Dennoch: Einen so schlecht performenden (im Sinne von Karussellfahrt) Nintendo-1st-Party-Titel habe ich glaube ich noch nie gespielt.

Ich wurde eher unerwartet mit anderen Dingen konfrontiert, die mich nicht unerheblich gestört haben. Erstmal hat es bei mir sehr, sehr lange gedauert bis ich in der Welt wirklich ankam. Ich kann es nicht besser beschreiben, wie dass ich es als zu "bemüht" empfand. Bemüht um den Spieler, bemüht schön auszusehen, bemüht besonders zu klingen...Ich _liebe_ den Grafikstil und die Qualität der Grafik an sich- das ist einfach Weltklasse in meinen Augen. Aber was den Sound betrifft fand ich allerdings nur einige der Dungeon-Themes wirklich gut. Zu oft war mir diese lasche Grundschul-Instrumentierung und der sparsam flöteske Touch zu stark im Vordergrund. Das kam mir zuweilen deutlich zu kindisch rüber. Dabei habe ich sonst wirklich rein gar nichts gegen kindgerechte und auch kindliche Darstellungen (gasnz im Gegenteil liebe ich sowas in der Regel), aber hier wurde mir teils deutlich übers Ziel hinausgeschossen. Was für mich zusätzlich auch eher das Problem war, war das Gefühl, dass Grafik und Sound nicht zu einem größeren Ganzen verschmolzen, irgendwie war das für mich einfach nicht "rund", und passte nicht so recht zusammen. Etwas wie zwei Legosteine, die nicht ganz zusammen passen, und es nicht zu diesme "klick" kommt.

Dadurch hat mich die Atmosphäre einfach lange Zeit nicht wirklich gecatcht und auch nur ähnlich vereinnahmt, wie das monochrome Original. Vielleicht (ich versuche das gerade zu ergründen) ist es auch dieser doch sehr "konkrete" Grafikstil, der absolut keinen Spielraum mehr für eine eigene Vorstellung der Dinge lässt. Alles ist bis ins kleinste Detail ausgearbeitet (was natürlich auch andererseits grandios ist, aber eben auch einen Preis kostet). Diese mystische Stimmung hat es zwar auch noch ziemlich gut hinbekommen- es fühlt sich wirklich besonders an- aber ich fand das Original tatsächlich atmosphärisch stärker. Ich bin mir bewusst, dass sich das nur sehr schwer objektiv verargumentieren lässt. Es kommt mir ein bisschen so vor als wäre die "Seele" dieses Spiels bei dem Prozess des Remakes etwas unter die Räder gekommen. Sicherlich aber nicht beabsichtigt. Vieles im Original fand eben aufgrund der sehr sparsamen Optik (und Musik) im Kopf statt. Ich glaube wirklich, ein nicht unerheblicher Teil dieses Mysteriums Kokolinth entstand bei den Spielern selbst. Dies ist unter den jetzigen Umständen einfach ein komplett anderer Schnack in meiner Wahrnehmung, und das meine ich gar nicht negativ oder als Kritik- es könnte nicht groß anders sein in so einem modernen äußeren Gewand. Sie haben zwar im Rahmen der Details wirklich bestmöglich für das entstehen einer bestimmten  Atmosphäre gesorgt, aber es hat imho trotzdem im Vergleich zu "der Geschichte im Kopf" Nachteile. Aber wie gesagt, das bringt so ein Remake denke ich mit sich, und es ist nicht den Entwicklern anzukreiden.

Weiter bei der Musik: In den Dungeons, in denen diese ernster und düster wurde empfand Grafik und Musik als synergistische Einheit, und ich hatte es direkt nicht mehr hinterfragt. Plötzlich war diese dichte Atmosphäre endlich vorhanden.
Aber Songs wie der im Zoodorf- oh, Graus. Da haben sie mMn ziemlich ins Klo gegriffen. Das ist mir zu oft einfach eher ein Noise aus unangenehmen und nervigen Sounds.

Ich finde insgesamt gibt es tatsächlich besser gealterte Nintendo-Spiele. Auf dem GameBoy waren viele der Dungeons noch das absolute Nonplus-Ultra (es war überhaupt sensationell ein an A Link To The Past heranreichendes Zelda für die Hosentasche zu bekommen) und gerade die späteren drei sind auch immer noch wirklich sehr, sehr gut designed. Aber oft empfand ich aus heutiger Sicht das Dungeon-Design im Grenzbereich zur Banalität (was es selbstredend im Original auch ist, nur war es einfach Referenz damals).

Andere (diesem Zelda eigene) Stellen finde (und fand) ich nie sehr gelungen, und teilweise auch unfair: Z.B. die Bomben mit dem Timer, die Saug-Wirbel, oder auch die 2d-Passagen. Im letzten Dungeon gibt es ja diese drei Stellen, die kleine "Rätsel" mit dem Somariastab darstellen. Die machen aus diesen Passagen wirklich eine Zerstreung des üblichen Dungeon-Alltags, der die Erfahrung aufwertet. Aber ansonsten empfand ich diese Punkte eher immer als Kuriosum denn als etwas was ich auch gerne in anderen Zeldas sähe, oder auch nur wirklich gerne spiele.
Ist natürlich wenig gewichtig, da diese Passagen in maximal 10 Sekunden abgefrühstückt sind.

Nicht zuletzt gefallen mir einige Kleinigkeiten bzgl. der spielerischen Änderungen nicht sehr gut: Viele Bosse wurden nerviger (nicht unbedingt schwerer), das Schachfigur-Werfen ist "gewöhnungsbedüftig", der gesamte Flow ist ungleich weniger gut als in ALBW. Nicht, dass es "schneller" sein müsste, mir kam es aber oft genug einen Tick zu träge vor. Aber es muss sich auch gar nicht mit anderen Zeldas messen lassen. Es ist weiterhin dieses unique kleine Spielchen, welches in seiner Gänze so enorm charmant und absolut liebenswert ist.

Es ist bestechend zu sehen wie viel dieser Titel nach all den Jahren in diesem neuen Gewand hermacht. Der Kern ist wirklich unkaputtbar und- bis auf ein paar relative Kleinigkeiten- voll auf der Höhe der Zeit (bzw. dieser in seiner bestechenden Einfachheit auch in gewisser Weise voraus).
Dicke Empfehlung meinerseits.
Als 2D-Zelda bleibt für mich aber A Link Between Worlds der King.
Mein bisheriges Spiel des Jahres (Resi 2) bleibt allerdings ungeschlagen und Link muss sich mit dem zweiten Platz zufriedengeben.

Beste Grüße
denda

P.S.: Diese Dungeon-Baukastensache finde ich prinzipiell i.O. , auch solange man sie komplett ignorieren kann. Aber nicht, dass man einige dieser "Räume" als teuerste Items ins Spiel gebracht. 1300 Rubine? Das ist sogar eine Ecke übler als die Stempel im Twilight Prinzess-Remake.

P.P.S.: Das Ende ist immer noch eines der Schönsten ever.


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