Thema:
Großartig flat
Autor: Mampf
Datum:16.09.19 13:22
Antwort auf:Kickstarter: Blasphemous von Purple Motion

Token hat ja schon einiges zum Titel geschrieben, was den bescheidenen Schreiberling in mir hemmt, selber loszulegen, aber ich versuche es dennoch mal.

Zunächst einmal bin ich erstaunt, dass ein optisch so vielversprechender Kickstarter es geschafft hat in einem angemessenen Entwicklungszeitraum zu erscheinen und optisch das zu halten was versprochen wurde (soweit ich es beurteilen kann). Da hab ich mal ausnahmsweise blind zugeschlagen ohne mich gross zu informieren, ausser in sofern, dass Blasphemeus keinen Follflop darstellt.

Und was soll ich sagen? Audiovisuell war ich sowieso hin und weg, das Spiel kommt gerade richtig, wo ich seit einigen Monaten , spätestens seit Balzing Chromes, wieder einer 16 Bit Nostalgie Verfallen bin. Sowohl die Details, man kann sogar die winzigen Dornen am Schwert des Heldens erkennen, als auch der Artstyle sind superb (diese trollen Hintergründe und riesigen Endgegner Sprites), ohne technisch jetzt viel rauszuholen (zumindestens bin ich nicht in der Lage das so zu beurteilen). Es erinnert mich an Grafisch das, was ich damals auf dem Amiga 500 für möglich gehalten hätte und den 16 bit Konsolero in mir in Neid erblassen lässt. Hinzu kommen die morbiden Themen aus der Fantasie eines katholischen Gross-Inquisistors aus dem Mittelalter. Was an sich das Hauptthema der Lore ist. Imo sehr gut eingefangen und trotzdem eigenständig genug. Lore wird übrigens durch Dialoge im Spielverlauf, aber vorallem , ganz im Dark Souls Style, durch Itembeschreibungen vermittelt.  Es ist alles recht kryptisch gehalten, verfolgt durchgehend das Thema Büse, Schuld und Sühne. Wobei die Kryptik des Erzählten ein wenig aufgesetzt wirkt, und nicht den Eindruck macht, als könne man grossartig zusammenhänge ziehen. Eine Tiefe wie bei DaS darf man hier nicht erwarten. Gerade bei den Itembeschreibungen scheint  es um ganz kurze Geschichten zu gehen, die sonst in keinem Zusammenhang stehen (sicherlich gibt es mal hier und da Überschneidungen oder Fortführungen von Einzelschicksalen) . Aber spielt auch keine Rolle, das Spiel ist nicht Storydriven, Story und Lore sind nur Beiwerk und schmücken die Atmosphäre aus, was wiederum sehr gut gelungen ist.
Die wenigen Zwischensequenzen sind auch einfach nur Krank und technisch sehr Retro gemacht. Ein bisschen mehr animationstufen hätten dabei nicht gestört , aber dann wäre die 16 Bit illusion dahin. SFX sind auch einfach gehalten, aber effektiv. Gerade die Monstersounds passen gut ins Ambiente rein. Die Musik hingegen ist qualitativ deutlich moderner Angesetzt, und recht Instrumental gehalten, nicht zu nervig, eher begleitende einfache Melodien, die recht eingägnig und gut anzuhören sind.
Voice Acting ist Ok, hat seine Höhepunkte, aber teils sowohl technisch als auch qualitativ tiefpunkte, aber nix, wo es mich raussreissen würde, geht völlig klar, und lässt sich zur not wegdrücken.


So, genug nun über das Audiovisuelle Grundgerüst gelaber, das wichtigste ist doch das Gameplay, und das haben die Entwickler imo sehr gut hinbekommen. Es spielt sich recht simpel, und baut die Movepalette langsam aber sinnvoll aus. Es ist ne Bunte Mischung aus passiven und aktiven Fähigkeiten, die mit der Zeit auch wirklich wichtig sind, um weiterhin die Oberhand zu behalten.
Aber natürlich lebt das Spiel auch vom lernen der Grundmechaniken.
Es gab ein paar Stellen, die ich in den ersten Versuchen als Schwer empfunden habe., aber mit ein bisschen Geduld und der richtigen Taktik und Timing sind diese auch kein Problem mehr. Joypad Akrobaten kommen hier in den Genuss. Im Gegensatz zum 16 bit zeitalter empfinde ich den SKG aber dank den unendlicher Leben und fairen Checkpoints aber als verzeihender und weniger frustrierend, da man an entsprechende Passagen schnell wieder ran kommt und nicht wie damals, nach aufbrauchen der Continues wieder von vornerein losziehen muss.

Ich würde das Genre als Action Adventure mit Soulselementen Bezeichnen: Es ist eher ein Souls Lite denn wirklich ein Soulsclone in 2D. Die Bestrafung beim Ableben hält sich in Grenzen, stirbt man bei dem Versuch, die verlorenen Fragmente der Magie Leiste zu bergen (so fällt die Bestrafung aus), verschwinden diese nicht, man kann dann einfach beide aufsammeln. Wie oft das geht weiss ich aber nicht, bisher hatte ich höchstens 2 Tode am Stück gehabt, bis ich die wieder einsammeln konnte. Leider ist es aber so, wie Token an anderer stelle schrieb, dass man diese nicht immer Bergen kann. Ob es sich hierbei um Absicht oder Schludrigkeit der Entwickler handelt, weiss ich nicht. Ist aber nicht allzu tragisch, denn man kann gegen einen (bisher) relativ kleinen Betrag sich von der Schuld (so wird die Bestrafung bei ableben genannt) wieder freikaufen.

Anonsten erinnert der Aufbau der Welt durch seine Abkürzungen eher an Souls denn an ein Metroidvania, auch wenn es hier und da Passagen gibt, die erlernbare Fähigkeiten vorraussetzen. Die meisten Abkürzungen aber erspielt man sich durch Progress.

Bisher (ca 6 Stunden) bin ich gut vorangekommen: Es gab zwar einige Passagen, die mehrere Anläufe brauchten, seien es Geschicklichkeitspassagen oder etwas kniffligere Mobs, aber dementsprechend bin ich an den Herausforderungen gewachsen, bzw streut das Spiel immer wieder Belohnungen ein. Es gibt genug Items zum finden, entdecken. Manch einer dient dem Sammelaspekt (keine Ahnung, was es für das Komplettieren der KAtegorie gibt), andere kann man bei bestimmten NPCs einlösen, und andere Wiederum lassen sich Ausrüsten und haben passive Fähigkeiten.

Der Umfang erschien mir am Anfang recht übersichtlich, bin ich doch direkt mit 90 Minuten Spiel bei 15% gewesen. Jedoch, vermutlich weil einige Passagen ein paar Anläufe benötigten, sind die Werte nach ca. 4h Spielzeit nicht mehr propotional gewachsen. Spieldauer hängt aber natürlcih vom Skill ab, und vbom eigenen pacing, bzw Forschungswillen: man kann natürlcih bestimmte entdeckte Items soforet zum jeweilligen NPC bringen, oder versuchen, mit einer neuen Fähigkeit ein Anfangsgebiet auskundschaften, oder man sammelt den Kram und wartet, bis das Spiel einem eine Passage zu den jeweilligen Abgabestellen eröffnet.



Ich bin soweit sehr zufrieden mit dem Spiel, bereue meinen BLindkauf unter keinen Umständen, und kann es nur jedem ans Herz legen, der mit der Optik viel anfangen kann, und dem Dead Cells mit seiner Rouge Lite mechanik auf die Nüsse ging. Abenteurer werdne bedient, auch wenn das KS system insgesamt Übersichtlich bleibt und der eine oder andere mit ein wenig mehr RPG elementen glücklicher geworden wäre. Das Spiel hat meine Erwartungen Audiovisuell erfüllt  und spielerisch sogar um einiges übertroffen!


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