Thema:
Astral Chain (Spoiler) flat
Autor: KikjaR
Datum:13.09.19 19:58
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 37 - 0/10 oder GOTY? von wantan

Fand ich rückblickend leider nicht so gut wie erhofft bzw. eher enttäuschend.
Ich denke einen großen Anteil daran hatte für mich der selbsterstellte empathielose Charakter in Verbindung mit der schwach vorgetragenen vorhersehbaren Geschichte.
Dabei mag ich den Erzählkniff, das sie den Hauptanteil und das Gewicht der eigentlichen Story auf dem anderen Geschwisterteil gelegt haben. Nur leider wurde mir zur keiner Sekunde vom Spiel irgendeine Form von Sympathie und Verbundenheit für meinen Bruder/Schwester vermittelt. In imo schwachen Dialogen wurde das zwar thematisiert, aber szenisch kam da null an Emotionen rüber. Eigentlich fehlte mir insgesamt im Spiel irgendeine Form von Interaktion und Ansprache zum Spieler, die mich gefühlsmäßig an die Charaktere hätte binden können. In ganz raren Momenten ist mir das mit Marie, Olive, Hal und Kyle(der Typ mit der Holo-Maske) gelungen, die noch am Interessantesten im Spiel für mich herausgestochen sind.
Aber letztlich wird nichts davon aufgegriffen und weitergeführt bzw. im Abspann halbherzig abgehakt.
Das gesamte Worldbuilding rund um die Figuren empfand ich daher als sehr enttäuschend.
Richtig gut dagegen hat mir in vielen Stunden des Spiels das Kampfsystem gefallen. Das wirkt in dieser Form herrlich frisch und lässt durch vielfältige Variationen des Legioneinsatzes Raum für unterschiedliche Heransgehensweisen an die Gegner.
Schade ist, das die Gegner eben nicht so variantenreich wie erwartet sind bzw. in stärkerer Form recycelt werden oder sich wiederholen. Und letztlich erwischte ich mich dabei, das ich mit meiner Lieblingslegion immer wieder die gleichen Aktionstasten und Syncmoves absolvierte, um sicher zum Erfolg zu kommen.
Ich glaub die Pfeil-Legion hab ich ausser zum Leitern, Astralobjekte und Items runterzuschießen nie im Kampf genutzt.
Ich mochte zwar auch das allgemeine Neon-Setting vom Spiel, hätte mir aber weitläufigere und vorallem optisch interessantere Areale gewünscht.
Irgendwann in der Mitte des Spiels fand ich dann auch die vielen vom Spiel vorgegebenen manchmal auch willkürlich gesetzten Absperrungen ärgerlich. Ich fühlte mich sinnlos begrenzt und bestraft in meinem Charakter als Polizist. Das hätte man einfach besser lösen müssen, um zumindestens eine gewisse Form von Immersion für die Umgebung zu erreichen.
Wo ich den Text so schreibe und drüber nachdenke, hätte mir ein RPG-Ansatz fürs Spiel viel eher zugesagt als dieser imo halbherzige Versuch eines Action-orientierten Adventures.
Die Stadt als großzügig Story-unterteiltes und frei begehbares Areal mit optionalen Zufallskämpfen, wo sich vor jedem Kampf die Astralebene grafisch ausbreitet um genug Platz fürs Handling der Legionen zu haben, könnte ich mir viel eher vorstellen. Dazu variantenreiche Gegner, die mich zu unterschiedlicher Heransgehenweise im Zusammenspiel mit den Legionen fordern.
Aber das gab das Budget für diesen Titel von PG vermutlich nicht her?!
Naja, und so wirkt das Spiel eben auch für mich wie ein gutgemeinter Versuch einer Idee, für dessen Umsetzung man für den Rest des Spiels nicht zuviel investieren wollte.
Nach Nier: Automata empfind das schon als größere Enttäuschung.
Reiht sich für mich im hinteren Mittelfeld der PlatinumGames ein.


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