Thema:
Endless Legend – AoW trifft Civ trifft eigene Ideen flat
Autor: Slapshot
Datum:09.09.19 13:35
Antwort auf:„Ich zocke gerade“ - Thread No. 26 von wantan

(AoW = Age of Wonders)

Diese verdammten Steam Free Weekends. Neben Endless Legends gab’s noch Endless Space 2. Da ich da schon den Vorgänger ganz passabel fand, wollt ich eigentlich dem eine Chance geben, hab dann aber erstmal Endless Legends (EL) ausprobiert.

Aus dem ausprobieren wurden 26 Stunden, die dann in einen Kauf mündeten. Endless Space 2 kann ich mir auch in einem Jahr nochmal anschauen. Oder in zwei.

Dabei wirkt EL erstmal sehr stark von eben AoW und Civ „inspiriert“. Man siedelt, baut die Städte aus (wobei der Stadtausbau stärker an Civ erinnert), führt Einheiten zu Truppen zusammen, kauft Helden (die man Truppen und/oder Städten zuweisen kann) und trägt Schlachten aus, bei denen sich die Truppen auf einem Hexfeld gegenüber stehen, auf dem die Einheiten mehr oder weniger direkt befehligt werden können.

Um jetzt nicht zu langweilen, geh ich mal direkt auf die Besonderheiten ein:

Man kann seine Städte relativ frei platzieren, belegt damit aber immer einen kompletten Sektor. Innerhalb des Sektors kann dann die Stadt quasi unendlich erweitert werden. Für jeden neuen Bewohner lassen sich weitere Felder hinzufügen und damit das Einkommen (Nahrung/Dust (quasi die Währung des Spiels)/Industrieleistung/Forschung) weiter steigern. Darin liegende Dörfer können überredet werden sich anzuschließen, oder werden erobert, müssen dann aber wieder aufgebaut werden. Pro Dorf gibt es einen dann einen zusätzlichen Bewohner, den man zur Rohstoffgewinnung einsetzen kann.

Das ist anfangs verwirrend, hat mir aber schon nach kurzer Zeit sehr gut gefallen. Damit kann man sich schnell nach außen hin abschotten. Wenn man das will. Aber dazu später mehr.

Sobald es zu einer Schlacht kommt, hat man die Wahl, die Schlacht manuell oder automatisch (mit der Option zuzuschauen) ablaufen zu lassen.

Jetzt hat man allerdings nur eingeschränkt Einfluss auf den tatsächlichen Verlauf. Man hat die Möglichkeit, Einheiten ein Zielfeld oder ein gegnerisches Ziel zuzuweisen. Die KI macht das gleiche. Und danach läuft die Runde automatisiert ab. Befehle werden so gut es geht abgearbeitet. Ist ein Zielfeld belegt, oder ein Gegner besiegt, entscheidet die KI automatisch über andere Ziele (Gegner/Feld).

Auch das fand ich anfangs etwas verwirrend. Es sorgt aber dafür, dass die Schlachten relativ zügig verlaufen. Gleichzeitig hatte ich aber bis zum Ende nie das Gefühl, wirklich Kontrolle über meine Truppen zu haben. Deswegen hab ich viele Schlachten einfach auswürfeln lassen. Gerade wenn man eine große Übermacht hat, ist das eh empfehlenswert, weil die KI eben die Schlachten nicht aktiv führt, sondern das Ergebnis berechnet. Und dann richten auch mächtige Einheiten quasi keinen Schaden an den eigenen Truppen an.

Neben dem erwähnten Einkommen gibt es noch diplomatische Punkte. Die lassen sich, wie der Name schon sagt, für Diplomatie einsetzen. Damit lassen sich aber auch Perks aktivieren. Die halten dann für 20 Runden und müssen danach wieder aktiviert werden. Darunter so tolle Sachen wie -50 % Stadtunterhalt, erhöhte Truppenreichweite, mehr Schaden, oder mehr glückliche Stadtbewohner.

Glückliche Stadtbewohner ist dann auch ein gutes Stichwort.

Wie oben schon erwähnt, lassen sie Städte erweitern. Das geht aber auf Kosten der Zufriedenheit. Größere Städte bedingen unglückliche Bewohner. Sind die Bewohner unglücklich, sinkt auch das Einkommen aus der Stadt. Später im Spiel gibt es Techs, mit denen sich die Zufriedenheit steigern lässt. Manchmal gibt es auch Felder, die bei Besiedlung Zufriedenheit spendieren und es gibt Helden, die entsprechende Boni mitbringen.

Dann gibt es noch Luxusgüter, über die man für 10 Runden einen Boost aktivieren kann. Neben verschiedenen Boosts für diverse Multiplikatoren bringen die auch immer 5 – 10 % mehr Zufriedenheit in den Städten.

Dann gibt es noch strategische Rohstoffe, mit denen sich später spezialisierte Gebäude bauen lassen, die aber auch wiederum Boosts auf das Einkommen haben (Forschung, Nahrung, Dust und Industrie), aber nicht auf die Zufriedenheit.

So. Und das bringt mich dann direkt zum siedeln.

Pro Stadt werden jeweils 5 der Rohstoffe/Luxusgüter benötigt (erste Stadt 10 glaub ich), um den Boost auszuführen. Sofern man davon nur ein Vorkommen hat, gibt das 1/Runde. Bei einer Stadt lässt sich damit also alle 10 Runden der Boost ausführen. Bei mehreren Städten werden auch mehr Vorkommen benötigt. Die sind aber selten.

Ähnlich verhält es sich mit den Diplomatie-Perks: auch davon erhöht jede Stadt die für die Ausführung benötigte Menge.

Und darüber ergibt sich dann auch der Malus, den man mit schneller Siedlung erreicht: da man weniger Boosts ausführen und weniger Perks aktivieren kann, schleicht sich schnell Unzufriedenheit ein.

Irgendwann hat man aber den Punkt erreicht, in dem man so viel Kram erforscht hat, dass man jeden Malus abfedern kann.

Während mein erstes Spiel noch recht planlos in einer hoffnungslosen Sackgasse endete, konnte ich schon beim zweiten Anlauf auf Einfach (ehrm… ich bin ja noch Anfänger) meine Gegner entscheidend dominieren.

Im Gegensatz zu Civ find ich hier den Malus-Ansatz auch ohne Tutorial-Videos nachvollziehbar.

Nun, auf jeden Fall hab ich dann gestern schweren Herzens unterbrochen. Meine Gegner lagen am Boden, nur noch ein verbündeter KI-Spieler ist übrig. Das Einkommen bewegt sich zwischen 5 und 8 K pro Runde. Diplomatie hab ich mehr, als ich ausgeben kann. Ich erforsche schneller, als ich bauen kann, bzw. hab ich beinahe alles erforscht, was sich erforschen lässt.

Also genau genommen wurde es am Ende schon etwas langweilig.

Dafür stimmt die Performance. Civ V fand ich teilweise schon arg anstrengend/langsam. Hier wird’s zwar zum Endgame hin auch etwas zäher, aber es bleibt auf gleicher Hardware noch erfreulich flott.

Was ich nicht so gelungen finde:

Wie oben schon erwähnt die Kämpfe.

Dann gibt es nur eine Handvoll Helden. Ohne sie gezählt zu haben, sind das höchstens acht verschiedene Helden, mit gleichem Talentbaum/Fähigkeiten. Das fand ich etwas mäh, bzw. hätte mir besser gefallen, wenn die etwas einmaliger wären.

Das Endgame. Irgendwann ist es egal, weil man sich alles kaufen kann. Die Forschung spuckt irgendwann so mächtige Technologien aus, dass damit jeder Malus aufgehoben wird.

Alle Städte auf 100 % Zufriedenheit trotz riesiger Ausdehnung und Expansion?
Aber hallo!
5 – 8 K Einkommen pro Runde?
Bitteschön!
Forschungsergebnisse im drei Runden-Takt?
Hier nimm!
Neue Städte mühsam aufbauen?
Quatsch, einfach alle Gebäude innerhalb einer Runde kaufen. Mit 140K Dust in der Hinterhand sind das nur Peanuts!

Vielleicht liegt das aber auch am gewählten SKG.

Weder gut, noch schlecht:

Die Dorfmechanik. Es ist ja schön, dass man Aufträge erfüllen kann, damit sich die Dörfer freiwillig anschließen. Aber am Ende sind viele Aufträge zu umständlich (bekämpfe ein Monster am anderen Ende der Map!) und die Eroberung der meisten Dörfer zu einfach. Außerdem kostet es nicht die Welt, die Dinger wieder aufzubauen.

Was ich nicht verstanden habe:

Ein Gegner hat ohne Feindeinwirkung Siedlungen verloren/aufgegeben. Auf einmal war er von der Map verschwunden.

Ein Gegner (Kultist) konnte, obwohl er nur eine Siedlung hatte, massenhaft Kultisten spammen und hat damit mehrere Siedlungen platt gemacht, ohne sie zu übernehmen. Vielleicht liegt das an der gewählten Rasse/Klasse, aber dadurch hatte ich den Kerl etwas unterschätzt. Immerhin war mit damit klar, warum auf dem zweiten Kontinent plötzlich alle Siedlungen verschwunden waren. Was aber nicht das Verschwinden auf dem ersten Kontinent erklärt.

Ich hab dann gestern zur etwas teureren Edition gegriffen. Dort soll noch ein exklusiver Held enthalten sein. Dann wären es immerhin neun. :-)

Vielleicht gibt’s auch vernünftige Mods. Ich hab noch nicht geguckt, aber im Menü gab es einen entsprechenden Menüpunkt.

Kaufbefehl? Najaaaa….. Auch wenn ich begeistert war, glaub ich schon, dass das Spiel etwas speziell ist. Während Civ der Stadtausbau stärker betont wird, stehen bei AoW die Kämpfe im Mittelpunkt. Hier platziert sich EL etwas in der Mitte. Der Stadtausbau ist nicht so komplex wie Civ, aber auch nicht so easy peasy wie bei AoW. Die Kämpfe wiederum sind wichtiger als bei Civ, aber nicht so zahlreich (und strategisch) wie bei AoW.

Damit platziert es sich etwas zwischen den Stühlen. Auch finde ich jetzt die wenigen Alleinstellungsmerkmale als nicht sooo herausragend und im Gegensatz zu AoW hab ich auch keine Kampagne entdeckt. Aber die ist und war ja eh immer fies bis unschaffbar. Zumindest bei dem Teil, den ich gespielt hab.

Aber wer die Art von Spielen mag und es mal mit einem anderen Vertreter der Spezies versuchen will, kann beruhigt zuschlagen.

Warum kein eigener Thread? Das Spiel ist von 2014. Außerdem plane ich nicht, noch was dazu zu schreiben. :)

Heute gibt es das Basisspiel noch für 7,49 bei Steam. Die Onlineirgendwassupertollesedition für 9,99.


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