Thema:
State of Mind flat
Autor: Sockenpapst
Datum:12.08.19 08:54
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 37 - 0/10 oder GOTY? von wantan

Nee, das war irgendwie nichts.

Da hat man ein 10-stündiges Sci-Fi-Adventure über Transhumanismus, dass sich irgendwie nie entscheiden kann, ob es jetzt auf echte Kombinationsrätsel, oder vielleicht doch auf kleinere Action- bzw. Stealtheinlagen setzen soll, oder nicht lieber ein glorifizierter Walking Simulator sein soll. Im Ergebnis fehlt es spielerisch deutlich an Zug, zu vieles bleibt allein der schöne Schein.

Das wäre noch akzeptabel, wenn Story und Writing hier alles rausreißen würden. Tun sie aber nicht. Ganz und gar nicht. Tatsächlich bleibt auch hier vieles Stückwerk: Es bleibt offen, warum die "Horrorvision" einer parallen Virtual Reality überhaupt eine solche sein soll. Der herrschende "Bürgerkrieg" wird vom Spieler nicht als ein solcher wahrgenommen. Die Motive und Hintergründe quasi aller Nebenfiguren werden nicht sauber herausgearbeitet, während die Hauptfigur vor allem unsymphatisch ist und über den kompletten Verlauf der Handlung bleibt. Allen Dialogen fehlt es an Tempo, Witz und Pointiertheit. Viele Storystränge laufen einfach ins Nichts. Und die wenigen einschneidenden, an und für sich dramatischen Storyentwicklungen nimmt der Spieler wie ein solider Buchhalter einfach zur Kenntnis, und denkt erst in der Nachbetrachtung "Oha, das war ja wichtig!".

Das Ergebnis dieser erzählerischen wie spielerischen Schwächen ist, dass sich der Titel farb- und kraftlos wie ein Veganer dahinschleppt und einfach zu keinem Zeitpunkt ins Rollen kommt. Ich werde mal beantragen, künftig State of Mind als spezifischen Anwendungsfall der Legaldefinition von "Langeweile" zu betrachten.


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