Thema:
Nani? Das ist ja schon fast eine Visual Novel... flat
Autor: hoover2701
Datum:02.08.19 09:48
Antwort auf:Judgment (von den Yakuza-Machern) von Rac

Bin noch immer in Chapter 1 und liebe es, wie die Spielmechaniken old-school in Textkästen erläutert werden, während das Spiel pausiert. Überhaupt wirkt Judgment auf mich bis jetzt wie eine nochmals entschleunigte Yakuza-Variante. Dadurch, dass das Spiel so gut wie jeden Location-Wechsel im Rahmen der Story-Mission mit langen Einstiegsfilmchen und Dialogen versieht, kommen mir die Charaktere jetzt schon vertraut vor und haben auch eine (für Videospiele) angenehme Tiefe.

Rein äußerlich finde ich den neuen Helden Takadingsbums kacke, aber so langsam wird er mir durch die erzählte Geschichte sympathisch. Ich hoffe, dass ich ihm irgendwann noch vernünftige Pimp-Klamotten kaufen kann, damit er Kiryu wenigstens äußerlich ein wenig mehr ähnelt, denn ich liebe dessen veralteten Luden-Style.

Die Detektivarbeit ist bislang an Anspruchslosigkeit nicht zu unterbieten und ich hoffe, das bleibt so! Man kommt schnell voran und wird im Minutentakt mit grandiosen Zwischensequenzen (die Gesichter und deren Animationen sind Weltklasse) belohnt. Dabei ist das Erzähltempo betont langsam und schafft es so, dem Spieler die Charaktere behutsam und eindringlich näher zu bringen. Wie im Titel erwähnt ist das fast so, als würde ich eine Visual Novel mit Bewegtbildern und unfassbarem finanziellen Aufwand spielen. So ein bisschen David-Cage-Style ohne die ganzen Konsequenzen, bei denen man sich alle dreißig Sekunden ärgert, dass man nicht die andere Antwort gewählt hat. Wie ein schöner alter Film, den man Sonntag Vormittag mit 'nem Kaffee guckt und der sich schön Zeit nimmt für alle Figuren, bevor es irgendwann so richtig losgeht.

Kamurocho ist natürlich wieder mal der Star! Das ist alles so liebevoll, stimmig und abwechslungsreich inszeniert. Ich liebe diese kleine und überschaubare Open-World, in der man sich bereits in der Mitte des Spiels wie in der eigenen Wohnung auskennt.

Die Kämpfe sind bislang gewohnte Kost und waren auch noch nie ausschlaggebend für die Güte eines Yakuza-Spiels. Das Treffer-Feedback ist nach wie vor über jeden Zweifel erhaben und die Finisher gehen einem wirklich bis ins Mark. So muss das! Einzig die Mortal Wounds finde ich affig und unnötig. Wo finde ich denn übrigens den Doktor, der diese Wunden angeblich heilen kann? Oder kommt der erst später in der Story? Musste mich derweil mit einem Medikit wieder zusammenflicken, weil ich den Doc auf der Karte nicht lokalisieren konnte.

Erstaunlich viele Gebäude lassen sich betreten und wenn man einfach mal irgendwo reinspaziert und in den vierten Stock fährt, um dann aus einem Restaurant auf den belebten Theater Square runterzublicken, hat das schon was beeindruckend Lebendiges. Ich will deswegen am liebsten alles ganz langsam spielen, renne kaum und gucke mir alles ganz in Ruhe an, um möglichst viele Eindrücke aufzusaugen. Super!

Wenn ich mir überlege, dass ich gerade mal im Prolog an der Oberfläche des Spiels gekratzt habe, dann ist das echt wahnsinnig, was das Ryu Ga Gotoku - Team da aus dem Hut gezaubert hat! Auch scheint der Humor wieder nicht zu kurz zu kommen und wechselt sich in dieser einzigartig gelungenen Weise mit den ernsteren Tönen der Story ab. Das kriegt einfach keine andere Spiele-Reihe in dieser unterhaltsamen und grandiosen Qualität hin!

Hach, ich freue mich schon auf meinen Feierabend!

edit: Spiele natürlich japanisch mit englischen Untertiteln!


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