Thema:
Re:Ich blicke dann wohl nicht zwischen die Zeilen... flat
Autor: BOBELE
Datum:03.07.19 15:00
Antwort auf:Re:Ich blicke dann wohl nicht zwischen die Zeilen... von Schlomo

>>Stimme dir komplett zu. Im Wesentlichen wollen diese Indies, dass niemand die Keys kauft, die sie selbst bereits billig verkauft haben, sondern stattdessen weiter teuer woanders einkauft, wo sie noch keine Keys verkauft haben. Ein Problem, was sich ganz einfach löst, indem man keine Keys in Regionen verkauft, wo der Preis so niedrig ist, dass man offenbar eh nichts verdient. Aber da zeigt sich mal wieder die übliche Doppelmoral. Denn natürlich will man beides, Spiele teuer verkaufen und gleichzeitig 100.000 Dollar mit dem Verkauf von 50.000 Keys nach Russland oder Brasilien verdienen.
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>Was hat es mit Doppelmoral zu tun, wenn man den armen Schluckern in Entwicklungsländern eine Möglichkeit geben will, das eigene Spiel legal zu einem für ihren Markt angemessenen Preis zu kaufen? So kann doch nur jemand argumentieren, der zufällig im "richtigen" Land sitzt.


Ich mach mal ein Beispiel für Doppelmoral, dass Du dann auf die reale Welt übertragen kannst:

Stellen wir uns vor, auf dieser Welt gäbe es nur zwei Dörfer. In beiden wird mit Euro bezahlt, aber in dem ersten ist der Stundenlohn doppelt so hoch wie in dem zweiten. Ist aber egal, denn in dem ersten kosten auch alle Waren doppelt so viel wie in dem zweiten.

Und nun stellen wir uns vor, die würden da alle nur von einem Brötchen am Tag leben, sonst brauchen die nix. Da gibt's also im Dorf 1 den Bäcker, der beschäftigt einen Gesellen. Mit dem backt der Brötchen. Der Geselle bekommt dafür pro Tag einen Euro. Im Laden kostet dann das Brötchen einen Euro. Der Geselle kann sich das also von seinem Lohn kaufen und alles ist gut. Im Dorf 2 ist das auch so, aber da bekommt der Geselle nur 50 Cent. Da aber das Brötchen da auch nur 50 Cent kostet... alles schick.

Nun kommt der Bäcker in Dorf 1 auf den Trichter, dass er in Dorf 2 Brötchen für nur 50 Cent backen lassen kann, weil da die Löhne so niedrig sind. Macht er natürlich sofort. Zieht mit seiner Backstube nach Dorf 2 und lässt da einen Gesellen für 50 Cent Brötchen machen. In Dorf 1 in der Bäckerei verkauft er nun nur noch, und zwar die Brötchen aus Dorf 2 für den üblichen Euro. 50 Cent Gewinn.

Also, für den Bäcker aus Dorf 1. Nicht für den Bäcker aus Dorf 2, der weiterhin 50 Cent für die Herstellung des Brötchens bezahlen muss und darum auch 50 Cent im Laden nehmen muss... was er nicht mehr kann, weil der Bäcker aus Dorf 1 10 Cent von dem Gewinn, den er mit den Billigbrötchen aus Dorf 2 in Dorf 1 macht, im Rahmen eines Verdrängungswettbewerbes dazu nutzt, die Brötchen in Dorf 2 jetzt für 40 Cent zu verkaufen.

Und natürlich auch nicht für den Gesellen aus Dorf 1, der jetzt nämlich arbeitslos ist und sich keine Brötchen für einen Euro mehr leisten kann. Der kriegt jetzt Stütze und ist schlau genug und sagt sich: Kauf ich meine Brötchen eben in Dorf 2, kosten nur die Hälfte da.

Und DA kommt dann der Bäcker mit seiner Doppelmoral und moniert, das sei ein Grauimport. Er und NUR er habe das Recht, die Preise seiner Waren in einzelnen Regionen festzulegen und der Gesetzgeber habe zu unterbinden, dass Kunden einfach im andern Dorf einkaufen. Mimimi und Dorfalisierung sind plötzlich ganz ganz doof.

Doppelmoral. Ganz zu schweigen vom Ende des Gedankenspiels, dass das auf Dauer natürlich auch der Metzger, der Schneider und die Heißmangel so machen und darum irgendwann niemand mehr in Dorf 1 Geld verdient, um die Stütze von anderen zu bezahlen und in Dorf 2 die verdrängten Kleinunternehmer nach Pleite und Niedergang den Bäcker aus Dorf 1 irgendwann mit Mistgabeln und Fackeln vor den Ort treiben und an den Klöten aufhängen. Aber das kommt halt erst später.


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