Thema:
Re:Karriere und Zocken - meine Gedanken flat
Autor: Optimus Prime
Datum:27.05.19 13:52
Antwort auf:Karriere und Zocken - meine Gedanken von tralalu

>Hi,
>toller Schrieb, und sehr umfangreich, weswegen ich jetzt auf die Schnelle gar nicht auf alles eingehen kann und unbedingt muss. Nur kurz zum Thema Arbeit und Zocken:
>
>Es ist ja doch oft so dass in vielen Bereichen, bei fortschreitender Karriere (Promotion zähl ich da mal dazu) die Arbeitsprojekte langwieriger, schwieriger und komplexer werden - und wie du schon richtig schreibst die Erfolgserlebnisse seltener, härter erkämpft, aber deswegen leider nicht automatisch befriedigender werden, auf eine unintuitive Weise (quasi der inverse Dark Souls Effekt :) Man kämpft und kämpft und kämpft, aber statt Euphorie ist oft am Ende höchstens Erleichterung da, dass nur "wenig" schief gegangen ist. Und das ist ja der Positivfall, Projekte gehen natürlich auch oft schlecht aus, und dann muss man sich erst aus den dunklen depressiven Katakomben der Karriere, Schritt für Schritt rausziehen.


Das beschreibt es ziemlich gut - sich aus den dunklen depressiven Katakomben zu ziehen! Der inverse Dark Souls Effekt macht denke ich vielen Menschen zu schaffen. Für mich war der jedenfalls recht neu; hätte diesen Release gerne ausgelassen, aber man muss halt immer alles Spielen wovon alle reden ;)

>Deswegen find ich es komplett richtig und wahrscheinlich auch gesund dass das, was du und ich von Games in der Freizeit erwarten und "rausziehen", sich mit der Zeit wandelt. Wo früher, in der Schule, in der Uni oder bei frühen Jobs der schnelle Zock und das gewonnene Online match am Abend ausgereicht haben, um nen schlechten Tag uff Maloche wieder aufzuhellen, bringt mir das als instant "Erfolgsersatz" heutzutage so gut wie nichts mehr. Dazu hab ich mich als Mensch zuviel verändert, und haben sich meine Ansprüche verschoben, nach dreißig Jahren Zocken. Deswegen passiert es mir nur noch sehr, sehr selten dass ich ein Spiel als Erfolgssubstitut überhaupt noch in Betracht ziehe. Es bringt mir inzwischen soger mehr Befriedigung, ein Hosenloch zu stopfen, als ein für mich belangloses Spiel aus Komplettierungszwang einzuschmeißen! Peinlich, wenn das mein jüngeres Ich wüsste...

In der Regel reizen mich eher die Erfahrungen der Singleplayer Spiele. Deswegen gab es den "schnellen Zock" relativ selten bei mir. Je älter ich werde, desto weniger Zeit kann ich in gaming investieren weil einfach andere Dinge dazu gekommen sind. Ergo ist es auch recht schwierig bei komplexeren Spielen die einfach mal ne Stunde anzuwerfen. Kaum ist man "drin" ist es auch schon wieder vorbei. Deshalb wird, wenn möglich, gerne in längeren Sessions gezockt (Schlafentzug ahoi). Dabei dann allerdings nicht mehr richtig bei der Sache (also dem aktuellen Spiel) zu sein ist ein richtiges Scheiß Gefühl. Das haben weder das Produkt noch ich selbst verdient ^^

>D.h. ich zock nur noch...
>a. Zur Entspannung (entweder gemütlich wie bspw. Reiten in Zelda, Autofahren in GTA oder hochkonzentriert in Quake3, Ikaruga, Ridge Racer etc)
>
>b. sozial (eh klar)
>
>c. wenn ich ein Spiel wirklich interessant finde, also zB innovativ, individuell, persönlich (Indiegames!)



Das ist die richtige Einstellung! Just 4 fun :)


>Im Umkehrschluss habe ich absolut KEINERLEI Geduld mehr mit Durchschnittsware! Dafür gibt es einfach zuviel richtig geiles Zeug im Leben (Games, Filme, Bücher, Serien, und natürlich dieses ominöse Real Life) als dass ich auf die bescheuerte Netflixempfehlung höre und mir eine dieser furchtbar durchschnittlichen Zeitverschwendungsserien angucke, und mit Games geht's mir genau so. Ein Game muss mich entweder entspannen oder erheben. Ich hab da auch keine Skrupel mehr Sachen abzubrechen wenn ich merke dass es mir weder Entspannung noch Erleuchtung bringt, lieber ein Game ist nur Geldverschwendung, als Geldverschwendung UND Zeitverschwendung.:D
>Andersherum bin ich sehr geduldig geworden mit Sachen die vielversprechend sind, aber vielleicht roh und "schlecht" in der Umsetzung.



Da sprichst du was an. Die Serienlandschaft hat sich Qualitativ enorm abgehoben im Vergleich zu meiner Kindheit. Gab es früher keine Serie die besser war als ein guter Film ist das heute oft umgekehrt. Allerdings gibt es auch in diesem Bereich inzwischen ein so großes Überangebot, dass dir jeder Kollege 10 seiner Lieblingsserien nennen kann und sich nur die Hälfte davon überschneidet. Dort fällt es mir weitaus leichter zu selektieren als bei Games, aber das initiale Gefühl alles "coole" selbst erleben zu wollen schwingt dort ähnlich mit wie bei den Hypegames. Dieses Filme/Spiele/Serien abbrechen fällt mir, in dieser Reihenfolge, aber auch einfach nicht leicht. Wenn ich etwas begonnen habe, dann möchte ich in der Regel auch das komplette Produkt erfahren. Zum einen mag ich keine vorschnellen Beurteilungen und zum anderen ist meine Schmerzgrenze leider sehr hoch ^^
Was meinst du mit roh und schlecht? So etwas wie Deadly Premonition? Hab ich auch durchgespielt und kann solchen Projekten mit Herz auch einiges abgewinnen fernab von AAA hochglanz.

>Deswegen versteh ich total dass man mehr und mehr Befriedigung aus kreativeren Hobbies bekommt, oder einfach aus dem Erlernen von neuen Dingen. Nach Jahrzehnten des Zockens ist man halt einfach erfahren, anspruchsvoll und nicht mehr so leicht zu überraschen. Ein neuer Impuls von außen kann da Wunder wirken.
>Ich bin ja der Überzeugung dass zu den schönsten Sachen die man haben kann, die Entdeckung und die Überraschung gehören (also, natürlich die positiven!) Eine Entdeckung die man nicht vorhersehen konnte, ein Glück das nicht erwartbar war, eine schöne Überraschung die vielleicht nicht direkt "verdient" ist. Das kann ein evolutionäres Detail sein wie eine interessante Balancing-entscheidung im neuen Smash Bros, etwas großes und revolutionäres wie bspw Resident Evil 4 damals, oder einfach ein Genre an Games was man bisher gar nicht richtig ausprobiert hatte (Landwirtschafts Simulator2 in da house!). Oder eben ein komplett neues Hobby! Aber rein statistisch ist es doch wahrscheinlicher, überrascht zu werden wenn man ab und zu was neues ausprobiert. :)



Super schön gesagt. Man wird routinierter und so richtig vom Hocker haut einen vieles nicht mehr wo dir wahrscheinlich als Kind noch der Kopf explodiert wäre vor lauter gefühlter awesomeness. Wie geil zocken und Grafik heutzutage sind hätte ich mir vor 20 Jahren so nicht ausmalen können. Richtige Überraschungen sind seltener geworden, aber wer sucht der findet. Ist nur schade, dass oftmals einem Trend hinterher gejagt wird um möglichst lukrativ zu sein anstatt interessante Konzepte und neue Ideen zu fördern.
Und ja, neue Bereiche bringen neue Reize mit sich und auch hier würde ich sagen, dass es (in meinem Fall) die Mischung macht.


>(Sidenote: Es ist schwierig sich selbst ne schöne Überraschung zu bereiten, aber es ist wahnsinnig simpel jemand anderem ne schöne Überraschung zu machen. Deswegen ist ja Wichteln so geil, sogar mit Schrott :)

War das jetzt Werbung? :)


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