Thema:
Erste Eindrücke flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:14.05.19 03:24
Antwort auf:Rage 2 [PC, PS4, Xbox One] von Fred LaBosch

Puh, also das vehicular movement ist richtig grottig, bei aller Liebe. Wenn man ein Spiel mit so viel Fahrzeug-Nutzung entwickelt, dann sollten sich die Fahrzeuge auch gut steuern. Oder zumindest besser als im Vorgänger. Ich hab Open-World-Spiele mit so einer wurstigen Fahrzeugsteuerung 2008 noch spielen können, aber in sowas wie Just Cause 3 fand ich es einfach nur noch ärgerlich, sowas liebloses zu zocken. Vor allem, wenn so ein großes Gewicht auf Autofahren gelegt wird im Spiel, mit Rennen und wasweißich. Das war wenn mich nicht alles täuscht in Mad Max ja sogar besser. Alle Fahrzeuge fahren sich wie billige ferngesteuerte Autos, das ist echt nicht geil.

Echt geil hingegen sind die Shootouts, die bocken mal so richtig. Nices Trefferfeedback; Headshots geben ein schön befriedigendes Schmatzgeräusch, Granaten nehmen kein Tempo aus dem Holy-Trinity-Gameplay (Schießen - Melee - Nades), Steuerung auf dem Pad würde Rainer Calmund "Allah Bonnöhr" nennen.
Auf Normal imo wohl für die meisten zu easy, für mich passts so, ich brauch bei sowas wirklich keine Challenge, einfach die Möglichkeit, Massen an Knilchen wegzuspratzen genügt mir erstmal. Ich frag mich aber, wie akribisch ich die Welt erkunden werde, wenn mich nach anderthalb Stunden das Autofahren schon so nervt.

Auch nicht schön sind einige andere Kleinigkeiten. Die Gesichtsanimationen sind teilweise auch schwer Last Gen bis schlimmer (Einige NPCs erinnern mich ernsthaft an Deus Ex: Invisible War, brrrr) und, wenn ich nicht völlig verkalke, schlechter als im Vorgänger. Einige wichtigere Figuren und Questgiver haben ordentlich modellierte Gesichter, aber die allermeisten Trash-NPCs sehen schlicht räudig aus.

Wenn man sich an irgendwelchen Ledges nach oben zieht, zuppelt man manchmal so komisch in der Geometrie rum; so richtig sauber wurde das irgendwie auch nicht programmiert. Durch die miese Fahrzeugsteuerung bin ich einmal so unglücklich mit der Kante einer Brücke kollidiert, das sich das Motorrad ohne mein zutun verkeilte und in die Luft flog, fast nahtlos direkt nach der Kollision, auch weil es eben wie ein Flummi in dieser Kante rumtitschte und entsprechend rasant Kollisionsschaden ansammelte. Genauso ist das Aufsammeln von Sachen mit X fummeliger als es sein müsste; das man dann auch noch diese flachen Supply-Kisten aus Holz, wenn sie nicht wirklich hüfthoch stehen sondern auf dem Boden, ernstlich im Bücken per Melee zerklatschen, das geht meistens nicht im Stehen. Solche Sachen. Wenn einem sowas schon in 90 Minuten mehrfach passiert, wirkt das einfach billo.

Ich hatte in einer Mission auch einen Boss Encounter, der exakt so ablief wie in dem Giant-Bomb-Video: Gegner spawnt, ich hau Overdrive an, weiche nichtmal aus sondern bleibe stehen und klatsche eine Schrotladung nach der anderen in den Kameraden, der sich genausowenig bewegt und scheinbar nichtmal groß auf mich schießt, zehn Sekunden geht das und dann ist er down, ohne dass ich mich überhaupt bewegen musste. Hmmm.

Bei einigen Sachen kann ich hoffentlich selbst noch was dran drehen. Ich finde die Grafik an sich ziemlich klasse, aber das Depth of Field ist irgendwie fucked und kriegt es hin, dass meistens die Bildmitte total unscharf ist, während man selber seine Wumme und den Horizont scharf sieht. Als hätte ich irgendeine Art von postapokalyptischem Zukunfts-Glaukom. Kann man hoffentlich abstellen. Performt ansonsten auf Ultra mit locked 60 fps ziemlich cremig, bis auf die angesprochenen Unsauberkeiten und Nachladeruckler/-stocker (GTX 1070 i7 6900K 16GB RAM/ HDD install). Wenn man mal ein paar Movement-Features aus den Arks gefischt hat, kommt schnell Stimmung auf. Überhaupt iwie witzig, in wie vielen kleinen Aspekten das Spiel Doom emuliert, vom Feeling her. Mit dem Anzug, den Handscannern, dem Beastmode durch den man Health kriegt usw.

Die Story ist super egal, was ich schade finde. Vertane Gelegenheit. Figuren werden ultra faul durch Freezeframes eingeführt, in denen die wichtigsten drei Eigenschaften wie bei einer Powerpoint-Präse kurz angerissen werden, muss reichen. Coole Szenen oder so sind Fehlanzeige. Manchmal wirken die Animationen auch sehr wie Pupsburger Augenkiste, wenn eine Figur bspw. als Hologramm mit ihrem Ballermann rumfuchtelt, als wär sie ein Legomännchen.

Edit: Drei Stunden später muss ich zudem sagen, dass die Ostereiersuche in den Stützpunkten jetzt schon nervt. Die Kisten sind ätzend versteckt und es geht zu viel tote Zeit drauf, diese kleine Blase auf der großen Knallfolie einzeln zu poppen für das Completion-Häkchen einer Location. Gerade wirklich ne halbe Stunde in nem längst von Feinden geclearten Pups-Stützpunkt gelatscht auf der Suche nach den doofen Chests. Da man kein Flashlight hat und gerade Interiors oft seltsam mies beleuchtet sind, übersieht man die Chests oft. Die Fokus-Fähigkeit highlighted die bei mir auch (noch?) nicht. Macht das Ganze mühseliger als es sollte. Mich beschleicht die Befürchtung, dass man die Schokoladenseite, das Gunplay, viel zu selten erleben wird im Gegensatz zu den weniger erfreulichen Gameplay-Elementen. Gut hingegen gefällt mir das Upgraden und -leveln des Equipments, man macht in einem angenehmen Tempo inkrementelle, aber trotzdem spürbare Fortschritte. Wie grindy das nach hinten raus wird, kann ich an dem Punkt natürlich noch nicht beurteilen.

Random Beobachtung: Irgendwer bei Avalanche hat ein mega faible für Schaufensterpuppen. Schon in Mad Max gabs merkwürdig viele Schaufensterpuppen, die zwischen den Leichenbergen evtl. einfach als kleiner visueller Akzent zwischengesprenkelt waren. Auch in Rage 2 stehen überall Schaufensterpuppen rum. Dafür ists aber okay, das Leichen nicht mehr so inflationär als Deko-Element eingesetzt werden. Trotzdem, überall Schaufensterpuppen. What up with that?


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