Thema:
Metro Exodus flat
Autor: Slochy
Datum:09.05.19 22:57
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 37 - 0/10 oder GOTY? von wantan

Ich mach's kurz, weil unter dem Strich dann leider doch Enttäuschung übrig blieb: Das bombastische Niveau der riesigen Wolga- und Caspian-Border-Abschnitte konnte leider nicht im Ansatz gehalten werden. Den kurzen Bunker-Abschnitt (Yamantau) dazwischen fand ich noch ganz okay, aber mit dem Erreichen der Taiga ging's bergab. Das lag kurioserweise hauptsächlich an einem Ärgernis, das seine hässliche Fratze vorher eigentlich so gut wie gar nicht präsentierte: Die Steuerung bzw. das Movement des Charakters. Plötzlich blieb ich an jedem Scheiß hängen. Jeder Stock, jeder Stein, jede noch so kleine Elevation in der Landschaft wurde zu einem unwägbaren Schlagloch, das oftmals völlig grundlos Springen erforderte, um sich wieder freizustrampeln. Dazu die Gräser und Schilfe, die einen verlangsamen, als würde man durch Pudding laufen. Einen solch immensen Disconnect zwischen Spielwelt und Spielcharakter habe ich echt noch nie gefühlt. Der Riverdance-Tippelschritte-Sound-Bug, der einem das Gefühl gibt, man würde mit mindestens sechs Füßen durch die Gegend juckeln, hat das leider verstärkt, so dass ich's mittendrin für ein paar Wochen geschrankt habe und erst am vergangenen Wochenende recht zügig beendete.

Im Untergrund der "Dead City" gab's dann wenigstens mal wieder etwas vom alten Metro-Flair, aber architektonisch blieb nichts mehr hängen, was man in den ersten Teilen nicht schon erlebt hätte. Den letzten Abschnitt mit seinen sich wiederholenden Büroräumen und den ätzenden Halluzinationen fand ich nahezu komplett scheiße, die Primaten als Bossgegner regelrecht peinlich. War dann auch froh, als es vorbei war.

Insgesamt also ein für mich äußerst ambivalentes Erlebnis. Die ersten beiden offenen Riesenabschnitte waren für mich ein absolutes Highlight der letzten Jahre, an das ein möglicher Nachfolger unbedingt anknüpfen sollte. Technisch mit Raytracing in 4K samt HDR das Fetteste, was es derzeit zu sehen gibt und permanent mit einem S.T.A.L.K.E.R.-Flair gesalzen, dass es eine Wonne war. Allein in diesen Abschnitten habe ich insgesamt fast 50 Stunden verbracht, so sehr hat es mich verschlungen. Der Rest dann leider nicht mehr so sehr, womöglich hätte es auch einfach früher vorbei sein müssen. Statt GOTY bleibt's daher bei einem: Schade.


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