| And I miss you, when you're gone, That is what I do,baby |  |
Gestern war ein schwarzer Tag in meiner Geschichte von Conan Exiles. Dabei begann alles ganz harmlos. Es war ein schöner Tag, die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und die Leibeigenen ächzten am Folterrad. Mein Avatar war noch voll der guten Hoffnung, als sie die Köpfe der Nordmänner mit ihrem Schwert vom Rumpf trennte und als sich das Stahl erneut in das Fleisch eines Angreifers bohrte, ahnte sich nicht, was sie noch erwarten würde.
Was Basenausbau und Ausrüstung angeht, bin ich an einem toten Punkt angelangt. Im Gegensatz zu Maxiplus finde ich keine Befriedigung darin, mir einen Palast zu erschaffen. Ein Dach, ein paar Kisten, viele Kisten, Werkbänke und ein Spawnpunkt. Das reicht mir, mehr brauche ich nicht. Daneben hab ich jetzt auch gefühlt jede Ecke des Lands zumindest einmal gesehen. Auch den Nordosten habe ich erforscht, die Schiffswracks bewundert und die dortige Population dezimiert. Sofern man das bei einem Spiel, bei dem Minuten später eh wieder alle Feinde neu spawnen, so nennen kann.
Aber nun gut. Die Rohstoffe stapeln sich in Kisten, die Leibeigenen stehen unnütz auf den Zinnen meiner Festung, und neuerdings auch ein paar Tiere davor. Tiger, Wölfe, diese Schildkrötendinger, ein Nashorn und sogar ein Elefant. Wobei der noch im Gehege ist, um Kacke zu produzieren. Die landet dann auf dem Kompost, als Blumendünger. Dann kann ich Knochen anderweitig verwenden. Muss man wissen.
Was man auch wissen muss ist, dass gemahlene Steine und gemahlene Kristalle Salz ergeben (!!!) und gemahlene Blumensamen Gewürze. Wenn man das weiß, vermag man gar köstliche Speisen zu kredenzen. Wenn man das nicht weiß, frisst man ewig nur ungewürztes Fleisch und schmeißt z. B. die Samen irgendwann weg, weil man so viel Schleimsuppe gar nicht fressen kann, wie man damit produzieren könnte. Haha. Samen und Schleimsuppe. Haha. Kalaueralarm! Haha.
So, nachdem ich den schlechten Kalauer selbst gebracht habe, zum Kern des Problems.
Es gibt in Conan die Möglichkeit, einen Teleporter zu bauen. Schnellreisen … das wäre die Lösung für viele meiner Probleme. Gut, so richtig Probleme sind es eigentlich nicht. Aber es ist halt oft nervig, zwischen meinen Basen zu wechseln, oder entfernt Rohstoffe zu farmen und in eine meiner Basen zu bringen. Also nochmal flugs nachgelesen wo ich da hinmuss, mein Sackerl gepackt (Turnschuhe, Pausenbrot, Sunkist) und mich auf den Weg gemacht. Das Archiv liegt in der Wüste in der Namenlosen Stadt und ein Online Guide rät dazu (ich zitiere): „Ihr könnt entweder direkt durch die niederen Skelette hindurch in seine Zuflucht sprinten, oder den Weg durch den Brunnenschacht etwas nördlich wählen.“ (Quelle: [https://mein-mmo.de/conan-exiles-kartograf/]).
Brunnenschacht. Toll. Der ragt nämlich kaum zu übersehen aus dem Wüstenboden. Also kletter ich da rein, lass mich nach unten auf einen Absatz fallen, sondiere kurz die Lage unter mir, lass mich fallen und noch während ich falle, denk ich mir so „die fällt aber lange“, bevor ich unten aufschlage und an Fallschaden sterbe. Zurück bleiben meine sterblichen Überreste, meine Begleiterin und meine ganze Ausrüstung. Schock. Blackout.
Eine innere Leere ergriff von mir Besitz.
Gleichzeitig … Gleichzeitig der Drang, dass ich mir meine Ausrüstung wiederhole. Respawn, nur das nötigste eingepackt und als Begleiter so ne Schildkröte… ich muss echt mal Google bemühen, wie die Dinger heißen … eingepackt. Schieferrücken. Die heißen wohl Schieferrücken. Vielleicht kann ich mir das bis zum nächsten Mal merken.
Nun gut. Also nur mit einem dürftigen Lendenschurz bekleidet, etwas Nahrung, Wasser und einem Speer (für alle Fälle), lauf ich wieder zur Namenlosen Stadt. Durch ein Lager, vorbei an Nashörnern (normal, episch) und Skorpionen. Wieder hin zum Brunnenschacht. Dieses Mal bin ich vorsichtiger, lasse mich langsam runter und sondiere erst den Boden. Gibt es eine erhöhte Stelle? Kann man sich vielleicht irgendwo gefahrlos auf den Boden fallen lassen, ohne an Fallschaden zu sterben? Tatsächlich meine ich, ein leicht erhöhtes Podest auszumachen. Vorsichtig balanciere ich am unteren Rand des Brunnens, bis ich die Stelle erreicht habe. Beherzt lasse ich mich fallen, versuche noch den Rand des Brunnens zu erhaschen, greife ins Leere und … bin tot.
Schock. Blackout. Innere Leere².
Wie paralysiert schaue ich auf den Fernseher. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Meine Finger verkrampfen sich um den Controller und ich bin kurz davor, das Ding Richtung Fernseher zu schmeißen. Irgendetwas pocht in meinem Kopf. Wahrscheinlich schwillt gerade eine Ader an und drückt irgendwo dagegen. Nur mühsam unterdrücke ich den Drang, ein lautes „FUUUUUUUUUUUUUUUUUUCKKKK!!!!!!“ in die Welt hinaus zu schreien. Es ist immerhin schon fast elf und Frau und Kind schlafen schon. Das sollte ich eigentlich auch, aber … nicht so! So kann ich nicht zu Bett gehen. Scheiß auf den Schieferrücken, scheiß auf den Speer. Ich will meine alte Begleiterin und meine Ausrüstung.
Also nochmal. Lendenschurz, Essen, Trinkschlauch, Speer und Gazelle (!!!) als Begleiter. Mei, besser als nix, denk ich mir. Außerdem muss ich sie ja eh zurücklassen, weil dort meine Level 3-Begleiterin auf mich wartet. Zusammen mit meiner Ausrüstung!!!!
Aber hey: Scheiß auf den Brunnenschacht. Scheiß auf den Guide. Scheiß auf mein-mmo.de. Ihr Ficker. Ihr scheißblöden Ficker!
Wieder laufe ich durch feindliche Lager, an allem vorbei, finde den Obelisken und versuche mich in der mittlerweile eingebrochenen Dunkelheit zu orientieren. Weil ich dauernd von Skeletten angegriffen werde, kann ich auch nicht auf die Map schauen. Stattdessen laufe ich Kreise, bis ich einen Eingang finde. Das ist nervig, aber grad fällt mir nichts besseres ein.
Irgendwann sehe ich einen Eingang, laufe hinein und tatsächlich scheine ich auf dem richtigen Weg zu sein. Vor mir tut sich eine Bibliothek auf, darin der Archivar. Der interessiert mich aber nicht. Stattdessen suche ich nach meiner Leiche. Meine Ausrüstung ist mir jetzt wichtiger. Und ich finde sie.
Aber nur die vom letzten Run. Auch von meiner Begleiterin: keine Spur. Verzweiflung keimt in mir auf. Nein. Nein. Ich will es nicht wahrhaben. Es ist offensichtlich, aber ich weigere mich, das Offensichtliche zu akzeptieren. Die verfickte Ausrüstung muss doch hier irgendwo liegen. Tut sie aber nicht. Aus meiner Leugnung wird Zorn. Zorn auf das Spiel, auf den verfickten Guide und auf mich. Fool me once, shame on you. Fool me twice, shame on me. :(
Dann hab ich die Konsole ausgemacht. Ins Bett. Es war schon spät.
Geschlafen hab ich nicht. Also teilweise schon. Aber dazwischen hab ich überlegt. Überlegt, was ich machen soll. Soll ich jetzt mit meinem quasi nacktem Charakter echt wieder zurück? Oder lass ich mich sterben? Hab ich wirklich überall gesucht? Könnte mein Begleiter eventuell noch überirdisch stehen? Vielleicht wieder raus, nochmal zum Brunnen und oben gucken? Oder ist das vertane Zeit? Was mach ich mir eigentlich Sorgen, ich kann doch alles neu craften. Die Rohstoffe stapeln sich!!! Das ist doch alles schnell neu gemacht. Neu und besser. Mittlerweile hab ich neue Gegenstände, um meine Ausrüstung zu verbessern. Vielleicht ist es ganz gut so. Vielleicht ist es aber auch einfach scheiße. Meine tapfere Begleiterin aus dem Norden lässt sich ja auch irgendwie ersetzen, aber dieses Gefühl, schon wieder einen Begleiter verloren zu haben, nagt an mir. Auch, wenn es namenlose NPCs sind, für mich hatte sie schon so eine Art Persönlichkeit entwickelt. Ja mei, wenn man nur alle Jahre mal einen gesprächigen NPC trifft, entwickelt vielleicht auch ein Ball eine Persönlichkeit. Sie war mein Mr. Wilson. :'(
Und so trauere ich um meine Ausrüstung und um meine Begleiterin.
Immerhin hab ich jetzt die Teleporter-Technologie. Mit der man sich übrigens nur zu den Obelisken transportieren kann und nicht zwischen verschiedenen Teleporter-Räumen. Immerhin liegt meine erste Basis in der Nähe eines Obelisken (Abschaumtiefen!), für den Rückweg nutzt mir das aber auch nix. Also alles umsonst? Joa, irgendwie schon. Kackenscheißendreck.