Thema:
Wirklich gut flat
Autor: michelangelo99
Datum:20.04.19 23:17
Antwort auf:World War Z von dk_

Wundert mich ja echt ein bisschen, hier bislang nicht mehr davon gelesen zu haben...  Naja, hier mal mein Crosspost aus dem PP, bevor das Game hier völlig untergeht. Was es nämlich nicht verdient hat, da schlummert echt Potential.

New York habe ich nun hinter mir, einmal komplett im Solo-Modus mit KI, und zu 2/3 im Online-Koop.

Das ist schon wirklich sehr dreist bei L4D geklaut, muss ich sagen.
Es fängt bereits direkt beim kurzen Intro und der Kamerafahrt auf die 4 Protagonisten an, die auf einer Dachterrasse vor einer Tür stehen und ein Heli über die Gruppe davon fliegt. No Mercy und Dead Center lassen schon mal grüßen.

Es gibt hier Special Infected, die ebenfalls beinahe 1:1 übernommen wurden. Zum einen der "Schleicher", der sich mit markantem Krächzen/Stöhnen ankündigt, sich leise ranpirscht und einen dann bespringt und am Boden festnagelt, bis die Teamkollegen helfen. Na, welches ist wohl das L4D-Pendant dazu?

Dann gibt es den sog. "Bullen", einen ziemlichen Hühnen, der sich vor einer fiesen Rammattacke breit vor dem Opfer aufbaut und nach erfolgreicher Aktion dieses immer und immer wieder auf den Boden klopft, bis auch hier die Teammates eingreifen. Na?

Dann gibt's noch die "Stinkbeutel" (??), das sind Schutzanzug tragende Specials, die beim Abschuss eine leicht giftige und schädigende Gaswolke hinterlassen, so ähnlich wie Spitter-Schleim halt.

Achja, dann gibt's auch noch den "Screamer". Steht irgendwo in einer Ecke und sollte möglichst fix lokalisiert und ausgeknipst werden, da er mit seinem Geschrei jede Menge Zombie-Kollegen herbeischreit und weitere Gefahr anlockt. Ähnlich dem Clown im L4D2 - Dark Carneval.

Großer Star des Spiels sind natürlich die Horden, die ständig über die Gruppe herfallen und mit ihrer schieren Masse eine coole Dynamik entwickeln. Wenn sich so eine Gruppe zu Dutzenden und Aberdutzenden vor hohen Zäunen versammelt, entsteht schon mal ganz fix ein hübscher Zombieturm und quasi eine "natürliche" Leiter, über den weitere Horden irgendwann mal das Hindernis überwinden, sofern man nicht mit Waffengewalt einschreitet.

Und das ist dann auch tatsächlich herrlich befriedigend, in so einen Turm einfach mal mit dem Raketenwerfer, Granaten oder einem stationären MG reinzuschnetzeln, um sich Luft zu verschaffen.

Die Engine geht dabei trotz dieses Spektakels nie in die Knie (OneX) und bleibt immer Herr der Lage. Wie gesagt, habe jetzt nur New York gespielt und kann den Rest nicht beurteilen.

Der Rest ist grafisch einfach gut und überzeugend. Keine Referenz wir RDR2, aber jederzeit sauber, detailreich und wirklich beeindruckend während des Gemetzels.

Der Spielablauf ist ebenfalls altbekannt. Bleibt als Gruppe zusammen, findet den Ausgang des Levels, legt hier und da einen Schalter um und wappnet euch mit allem, was ihr habt für vereinzelte Crescendos und große Hordenangriffe, bis das Gebiet gesäubert oder ein bestimmter Durchgang geöffnet ist. Nichts überraschend Neues hier. Klassisch gut.

Schön gelöst ist hier auch die Levelführung durch Einblendung der nächsten Missionspunkte und der Laufrichtung auf dem HUD. Da ist kein großes Rumirren nötig, das Ziel ist immer schön vor der Nase.

Waffen und Equipment liegen an jeder Ecke rum, da hat man schnell mal die Qual der Wahl, was man denn als nächstes mal für einen Ballermann mitnimmt. Jeder Waffengebrauch gibt EXP, der am Ende des Levels pro Waffe fein aufgelistet wird und die verbleibenden EXP zum nächsten Levelaufstieg anzeigt.

Ebenso gibt's am Ende für den Abschluss des Levels Punkte, für die man sich diverse Waffenupgrades und Perks, wie z. B. verbesserte Nachladezeiten, erhöhten Schaden, stärkeres Anfangsequipment etc. blabla kaufen kann. Angesichts der Anzahl an Waffen kann man sich da wohl endlos austoben. Grinder sollten wohl auf ihre Kosten kommen. Nunja, ich halte da wie gesagt bekanntermaßen nicht viel von. Bereits jetzt habe ich für meine Charakterklasse (Revolverheld) 8 oder 9 Perks erspielt und kann mich nicht entscheiden, welche ich nehmen soll. Genau das hab ich vorher befürchtet. Je mehr Optionen und Freiheiten ich habe, umso mehr fühle ich mich ausgebremst, weil ich schlicht zu viele Optionen habe.

Das Gunplay kann ich nach so kurzer Zeit noch nicht zu 100% einschätzen. Das Feedback ist aber definitiv nicht ganz auf L4D-Niveau. Dafür fehlt zum einen deutlich der Wumms der Knarren, zum anderen ist das visuelle Feedback nicht immer ganz optimal. Letzteres ist häufiger bei kleineren bis mittleren Gruppen von Gegnern der Fall. Da pumpt man schon mal 1-2 mehr Salven in die Gegner, als nötig wäre, weil nicht ganz klar ist, ob der erste Schuss schon gereicht hat. Klingt jetzt aber alles vielleicht schlimmer als es ist. Unterm Strich kickt das schon, die Messlatte liegt halt aber seit über einem Jahrzehnt schon ziemlich weit oben.

Zum Sound nochmal (wegen dem o. g. "Wumms"). Ich musste die Musik und die Dialoge auf 60% runterdrehen, um den Waffensounds etwas mehr Gewicht zu geben. Das ist mir deutlich zu dünn. Gerade die Shotguns klingen wirklich zahm, echt nicht gut und stinken gegen die L4D-Wummen deutlich ab. Die schieren Massen an Gegnern verdienen einfach einen ebenbürtigen, brachialen Sound. Ich bin der Meinung, dass man hier noch wesentlich mehr Impact hätte zaubern können. Gut, kann natürlich sein, dass mit fortschreitendem Waffen-Level auch entsprechend mehr Macht und mehr Bumms kommt.

Es hat schon eine Weile gebraucht, bis ich richtig drin war im Spiel, dazu ist es halt sehr hektisch und man muss schnell schauen, wo es was zu holen gibt, wo es lang geht, die Controls wollen gelernt werden, das Switchen der Waffen, das Heilen, all der Kram halt. Beim Finale in New York hatte ich allerdings ein echt fettes Grinsen im Gesicht, das war einfach nur ein herrliches Schnetzeln und absoluter Zombie-Heaven. Fand ich ganz hervorragend.

Am Abschluss der Kampagne, wer hätte es geahnt, werden fein säuberlich die Stats eingeblendet. Wer hat die meisten Kills, wer hat die meisten Specials abgemurkst, wer die meisten Teammates beschützt etc. Wo hab ich das nur schon mal gesehen ;)

Ich bin noch viel zu früh im Spiel, als dass ich mir ein Urteil erlauben könnte, aber ich kann sagen, dass mir vor allem die letzte halbe Stunde extrem Spaß gemacht hat, als ich die Basics drauf hatte und mich warm gespielt habe. Wenn man gemeinsam alles was man hat in die größten Horden reinrotzt, die ich bislang in einem Shooter gesehen habe, geht der Mundwinkel schon zügig nach oben.

Bin mal auf die nächsten Missionen und die höheren Schwierigkeitsgrade gespannt.
Ersteindruck ist trotz der genannten Mängel auf jeden Fall gut.


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