Thema:
Ok, jetzt hat es mich am Haken flat
Autor: Slapshot
Datum:17.04.19 09:37
Antwort auf:Conan Exiles (Multi) von Purple Motion

Jetzt, wo ich die Basics so halbwegs verinnerlicht habe, setzt dann doch langsam die Suchtspirale ein.

Um nicht von Sandstürmen überrascht zu werden, hab ich mir angewöhnt, nach einiger Zeit ein Basislager aufzuschlagen. Also vier Bodenplatten, eine Tür, sieben Wände und ein Dach. Darin Feuer, Kisten, Fackel und ein Schlafsack. Dss schöne: das lässt sich auch komplett transportieren, wobei ich Schlafsack, Fackel und Feuer meist vor Ort mache. Die entsprechenden Bauteile liest man in der Regel eh auf dem Weg auf (Äste, Steine, Fell, Pflanzen).

So hab ich mich jetzt weit nach Norden vorgewagt, hab ein gigantisches Eisenvorkommen entdeckt, bin zurück, hab Leibeigene "rekrutiert", bin wieder zurück, hab meinen Leibeigenen-Leibwächter an einen mächtigen Gegner verloren (schnief), bin weiter nach Norden, hab gewaltige Bauten entdeckt, ein riesiges Aquädukt, das ich überquert habe und hoch oben auf den Felsen eine Mauer. Mit einer Bresche. Also nach oben geklettert, die Bresche durchquert und ich bin in einer völlig anderen Welt. Nordisch rau würde ich das nennen. Ein zerstörtes Aquädukt versorgt das Tal mit Wasser und eine Siedlung mit Nordmännern ist in Reichweite. Dazu jede Menge Rohstoffe, wenig natürliche Feinde und Wild. Mein Entschluss stand schnell fest: hier entsteht meine neue Basis.

Die Nordmänner sind schon eine zähere Nummer als die bisherigen Gegner. Mit meinen Steinwaffen mach ich da nicht zwingend einen großen Stich. Bzw. Hieb.

Auch der eine Wolf, dem ich bisher begegnet bin, war ne harte Nummer. So einzeln war er aber jetzt kein großes Problem, im Rudel könnte das anders ausschauen.

Jetzt müsste ich nur noch rausfinden, wie man Ziegel fertigt, dann könnte ich endlich die Schmiede-Werkbank bauen.

Gestern hab ich zufällig rausgefunden, wie man Glas fertigt. Kristalle einfach in den Schmelzofen geben. Der schmilzt nicht nur Eisen, sondern auch Kristalle zu Glas. Wenn man's weiß...

Was mich grad so packt, ist der Entdeckerdrang. Die Welt ist zwar nicht schön im Sinne guter Grafik (die dümpelt eher auf PS3-Niveau), aber imposant. Riesige Bauwerke, teils begehbar, teils bar jeder Funktion, teils ein Relikt einer untergegangenen fortschrittlichen Zivilisation. Wie die Aquädukte. Hier lässt sich erahnen, wozu sie eins geschaffen wurden. Schade finde ich, dass sich so manch imposantes Bauwerk nicht betreten lässt. Da steht man vor einem riesigen Tempel oder was auch immer und findet keinen Eingang. Das meinte ich mit "bar jeder Funktion". Eine Zivilisation hat riesige Bauwerke in die Welt gepflanzt und keine Tür eingebaut. Vermutlich wird das im Spiel nicht erklärt. Aber es gefällt mir.

Und ich suche noch nach der Stadt. Eine Stadt voller Menschen, die mir nicht feindlich gesonnen sind, wie der verrückte Schamane meinte. Oder war er gar nicht verrückt?

Und wenn man das Spiel jetzt mit einem gewissen Exploration-Gedanken zockt, dann stört die nicht vorhandene Story plötzlich gar nicht mehr. Man schreibt sich seine eigene Geschichte. Kämpfen, farmen, grinden, leveln, craften: die Basics eines modernen Open World RPGs, ohne nervige Hauptstory, Nebenstory, oder irgendeine Story. Die wenigen Gespräche bisher fand ich sogar eher störend. Was auch daran liegen könnte, dass sie nichts interessantes zu erzählen hatten.

Aber so bleibt das Grundgerüst, die Basics eben. Und so geht die Spirale weiter. Und mit jeder Verbesserung dringt man tiefer in die Welt vor. Entdeckt neue Tiere, neue Gegner, neue Klimazonen, neue Bauten. Und je weiter man vordringt, desto mehr Fragen tun sich auf. Dann verzeiht man schon die eine oder andere Matschtextur, eine Vegetation wie aus dem Zufallsgenerator und die fehlenden Erklärungen. Irgendwann vergisst man auch, wie hart man vom Spiel zum Spielstart gefickt wird. Man lernt mit den Schwächen umzugehen, man lernt sich zu wappnen und aus dem anfänglichen Frust wird Freude, wenn man was neues entdeckt (GLAS!!!, Tal hinter Bresche...). Ist nicht für jeden und ich hätt's auch nach dem ersten anspielen beinahe wieder deinstalliert. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, viel mehr hab ich mir die Liebe erarbeitet. Es wird auch keine dauerhafte Liebe sein. Ein Strohfeuer, das abklingt, wenn ich dann gefühlt alles gesehen habe. Wie z. B. den Vulkan im Hintergrund. Der war anfangs so weit und ist jetzt so nah. Wer weiß, was es dort zu entdecken gibt?

Vielleicht sollte ich doch mal Fallout 76 ausprobieren. Da wäre zumindest die Grafik etwas besser. Aber wahrscheinlich hat mir das zu viel Story.

Edit: Ach, ncoh eine Ergänzung zu meinem untenstehenden Rant: Man kann auch im knietiefen Fluss trinken. Dazu muss man nur mit Dreieck in die Hocke gehen. Wenn das Wasser dann tief genug ist, kann man so seinen Durst stillen. Wird einem natürlich auch nie erklärt, aber als ich es rausgefunden hab, war die Freude groß (und der Ärger, dass ich deswegen mal draufgegangen bin).


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