Thema:
zwischen den Stühlen flat
Autor: Baseman
Datum:26.03.19 13:15
Antwort auf:Sekiro (2019 PC/PS4/XBOX) von _MORPH_

Auf der einen Seite ist da die Mobilität, die Agilität, das Kampfsystem, auch noch mit einer Prise rudimentären Stealth was praktisch zu 100% meinen Nerv trifft. Sekiro spielt sich für mich auch ganz klar am "fluffigsten" von allen From Titeln, ohne Zweifel. Auch das Leveldesign halte ich für außerordentlich gut: Erkunden macht richtig Spaß und die eingestreuten Kampf-Spielwiesen sind mit vielen Entry Points sehr durchdacht und geben viel Spielraum für Eigenkreativität -- es macht einfach Bock diese kleinen "Rätsel" zu planen und dann effektiv auszuführen.

Und dann sind da die Bosse (egal ob "Mini" oder whatever). Die geben mir nix, ich fühl' dabei nix. Es hat auch überhaupt nichts mit dem Schwierigkeitsgrad zutun (das Grundprinzip des Kampfsystem liegt mir persönlich viel mehr als jedes Soulsborne). Egal ob ich 'nen Boss beim ersten mal, dritten oder 20. Versuch klatsche, es macht mir keinen Spaß. Dieses -für FROM Titel- schon klassische Glücksgefühl, dieser Mini-Orgasmus danach ist hier bei mir 0 vorhanden -- ich bekomme praktisch keinen "Payback" für diese Hürden was sich natürlich stark auf die eigene Motivation auswirkt. Ich habe keine Ahnung wieso das so (bei mir) ist, bestenfalls die ein oder andere Vermutung:

a) Das Kampfsystem
Prothesen und auch die ordentliche Auswahl an Skills geben dem Spiel in der horizontalen ein gutes Spektrum an Spielmöglichkeiten. Häufig leider nur vermeintlich, in meinen Augen. Vieles davon ist doch sehr speziell und gar nicht so breit anwendbar wie ich es mir wünschen würde. Gerade bei Bossen fühle ich mich weniger wie ein Großmeister im ZEN-Mode, mehr wie eine Marionette. Ich lerne gedankenfrei das Moveset wie ein Goethe Gedicht im Deutschunterricht auswendig, trage es möglich fehlerfrei vor. kthxbye, next. Ich bekomme nicht das Gefühl als Spieler etwas ernsthaft beigetragen zu haben, sondern mich eher an ein sehr enges Design Skript gehalten zu haben. Eingestreute Anekdote: Ich habe mir im nachhinein das Video von Trant weiter unten gegen den Samurai Spacken im Turm angeschaut und mein Kampf (zumindest in Phase 1) sah _absolut identisch_ aus.

Bei den meisten Spielen wäre dieses Vorgehen vermutlich vollkommen in Ordnung, aber die versuchen mich auch nicht permanent von hinten zu penetrieren -- die berieseln mich stattdessen mit anderen Kram. Nach der Penetration brauche ich mein Zuckerl und das bekomme ich hier irgendwie nicht.


b) Die Frequenz der Bosse
Das Gebiet nach dem Reiter (Animuschi Castle oder so) ist dafür ein gutes Beispiel. Machst den Reiter platt, gehst 100m Luftlinie schon ist der nächste im Anschlag. Gehste danach 20m weiter durch ein Tor, siehste auf der Treppe schon das nächste Arschloch rumstehen. Ok, gibt ja mehrere Wege, also schau'ma nach links. Cool, nette kleine Spielwiese und wer hockt da an der Hütte am Ende? Generisches Speer Samurai Arschloch #21. Gut, alle weg, gehst mal zurück zum Tor und schaust was rechts auf den Dächern so abgeht. Ein paar witzige, neue Gegner später hockt schon das nächste Arschloch da. **Nach 8 komplett fruchtlosen Versuchen meinen eigenen Playstyle (und diverses Equipment) irgendwie einzubringen, renne ich verzweifelt wie ein American Football Spieler auf ihn zu und prügele ihn stupide wie ein Neanderthaler in die Ecke, aus der er mit verzweifelter Dickköpfigkeit versucht gegen die Wand im Rücken auszuweichen. 15 Sekunden später ist der Spaß rum. Habe ich den eigentlich gerade ge-cheesed? Mal kurz YT gucken wie man den "richtig" macht. Die ersten 3 Videos die ich anklicke sind eine exakte Kopie meines Fights! wtf! Gut, was solls. Ein neues Fenster hat sich geöffnet, es geht noch einen Stockwerk höher. Mal schauen welche Reichtümer mich erwarten. Oh...

Wenn ich noch auf der Leiche stehe und im Augenwinkel schon seinen Nachfolger sehen kann, trägt diese Frequenz vermutlich erheblich dazu bei, das dieses Glücks/Erfolgserlebnis einfach aus bleibt.


Ich kann es nicht mit absoluter Gewissheit sagen, beides sind nur Vermutungen die mir aber doch deutlich negativ aufgefallen sind. Es gibt wirklich sehr viele Dinge an Sekiro dir mir sehr gut gefallen, es wäre wohl töricht (zumindest ist das mein Bauchgefühl) das Spiel abschließend jetzt schon ad acta zu legen. Ich mach' einfach mal eine Woche Pause und schaue dann, ob sich für mich doch noch ein anderes Gesamtbild ergibt. Wenn das so weiter geht, fehlt mir einfach der Payback und das macht mir leider schlicht keinen Spaß.


**eigentlich eher eine Anekdote für Punkt a)


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