Thema:
Only the master race will prevail? flat
Autor: JPS
Datum:21.03.19 08:28
Antwort auf:Stadia: Google steigt ins Videospiele-Geschäft ein von Kilian

Ich denke, dass das Ganze tatsächlich mittelfristig typische Konsolen ersetzen könnte. Denn Konsolen sind rein technisch und abgesehen von Exklusiv-Titeln seit einigen Generationen ohnehin nur noch abgespeckte PC-Technik, für User die keine allzu hohen Ansprüche an Bildqualität, Framerates und Frametimes haben und die Plug&Play der Anpassung an die eigenen Bedürfnisse und Vorlieben vorziehen.

Wer für 500-1000 Euro Ersparnis und den geringeren Aufwand (mit Technik auseinandersetzen, Platzbedarf und optische Gründe) in Kauf nimmt mit der Hälfte (oder noch weniger) der technisch machbaren Framerate zu spielen und dabei auch mal den einen oder anderen Ruckler verzeiht, ist eigentlich genau die Zielgruppe für einen solchen Streaming-Service.

Denn der Streaming-Service kann die Kosten zumindest gefühlt noch weiter reduzieren, da die direkten, einmaligen Kosten wegfallen. Aus Erfahrung mit anderen Cloud-Diensten ist die tatsächlich Ersparnis zwar gering oder auch gar nicht vorhanden, das wird aber durch die Verteilung der Kosten auf die Nutzungszeit verschleiert wie bei Smartphones über den Mobilfunk-Vertrag.

Auch der Platzbedarf wird noch weiter reduziert - im Idealfall hat man gar keinen mehr, da man ohnehin für Netflix & Co. ein Device hat das auch einen solchen Streaming-Service bedienen kann.

Im Endeffekt muss die Technik also nur am eigenen Standort stabil genug laufen um einen halbwegs erträglichen Input-Lag, halbwegs erträgliche Bildfehler und halbwegs erträgliche Frametime-Probleme hinzubekommen.

Die Auflösung/Schärfe sollte in 4k trotz Komprimierung zumindest mit 1080p oder Fake-4k mithalten können - wenn nicht jetzt dann in wenigen Jahren. Instabile 60fps könnten gegenüber leicht instabilen 30fps sogar als Fortschritt wahrgenommen werden.

Von daher sehe ich, sobald ein gewisses Minimum an Qualität erreicht wird und das Ganze mit genügend Marketing (da hat Google mit den Youtube-Influencern direkt eine wichtige Gruppe am Start) und anfänglich subventionierten Preisen und zugekauften Exklusiv-Deals aggressiv in den Markt gedrückt wird, durchaus das Ende klassischer Konsolen auf uns zukommen.

Klar wird es Leute geben, die empfindlich auf Input-Lag reagieren oder User die auch in 10 Jahren noch nicht über die nötige Internet-Anbindung für eine sinnvolle Nutzung eines solchen Dienstes verfügen - die Frage ist aber wie groß diese Gruppe ist und ob es sich für eine solche Gruppe weiterhin lohnt Konsolen zu produzieren - geschweige denn dass wie bisher 3 Konsolen-Systeme gleichzeitig vom verbleibenden Markt getragen werden.

Durch den technischen Fortschritt, der mobile Systeme von der Leistung immer näher an ein ausreichend hohes Niveau heranbringt, sehe ich am ehesten 1-2 Hybrid-Systeme für solche User als sinnvolle verbleibende Alternative an. Oder eben für die anspruchsvollen User ein PC-System.

Theoretisch könnte man sogar diese anspruchsvollen User mit einem Streaming-Service abholen. Wenn das System in der Cloud z.B. 8k120 liefert und dabei die Grafikleistung mehrerer Highend-GPUs und entsprechend hohe CPU-Leistung zur Verfügung stehen, dann blieben einem High End PC eigentlich nur noch der geringere Input Lag und die stabileren Frametimes als Argument. Damit wäre dann zumindest eine Abwägung pro Spiel nötig.

Wobei das eher ein Gedankenspiel ist, da ich nicht glaube dass Dienste wie Stadia überhaupt ein Interesse an diesem Kundenkreis haben, für den man ein Vielfaches an Rechenleistung gegenüber einem Durchschnitts-User aufbringen müsste und die dann auch noch mit überdurchschnittlich hohen Nutzungszeiten das System noch weiter belasten würden. Solche Kunden will man in der Regel nicht haben - so wie auch die Internet-Provider keine intensiven P2P-Filesharer haben wollen.

Eher glaube ich, dass man sich hier am Massenmarkt orientiert - evtl. wird es noch ein Premium-Angebot für etwas anspruchsvollere Kunden geben, das aber auch in einem Rahmen, der das Angebot grafisch noch nicht einem High-End-System spürbar überlegen macht.

Von daher sehe ich in 10-20 Jahren tatsächlich nur noch einen halbwegs tragfähigen Markt für Mittelklasse-Notebooks, High-End PCs und 1-2 Hybrid-Systeme. Klassische Konsolen werden hingegen von allen Seiten so stark bedrängt, dass sie irgendwann nicht mehr rentabel sind.

Um dieser Entwicklung möglichst lange entgegenzuwirken, müssen Sony & Co. sehr intensiv auf Exklusivtitel setzen, sonst gehen sie schon bald den Weg von Sega zum reinen Softwareentwickler.

Bei Microsoft sehe ich eigentlich jetzt schon, das man die Konsolen langfristig aufgegeben hat und Spiele auf verschiedenen Plattformen (PC, Switch, Streaming) anbieten wird. Mehr als eine echte Konsolen-Hardware hat Microsoft IMO nicht mehr ernsthaft auf der Roadmap.


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