Thema:
wohl eher ins Cyberspace-Geschäft flat
Autor: Joschi
Datum:20.03.19 08:23
Antwort auf:Stadia: Google steigt ins Videospiele-Geschäft ein von Kilian

Im DF Video weiter unten kams schon etwas raus. Was an Bildqualität und Bildrate im Downstream landet, ist vielleicht momentan relevant für Freaks. Otto Normalbürger merkt keinen Unterschied zwischen 1080p30 und 2160p60. Dass die Latenz bei ner X-Box One lokal schon bei insgesamt mehr als 140 Hz liegt, spricht Bände, auch für dieses Forum hier.

An schlechterer interaktiver Grafik wird es also nicht scheitern. Aber eine viel bessere Grafik können wir uns auch nicht so schnell erhoffen. ist aber eh schwer, weil der Aufwand exponentiell steigt bei den ganzen Assets. Da wird dann hoffentlich bald KI helfen.

Hier hat Google eh die Nase vorn. Ich will nicht wissen, wieviel Häuser und Gegenstände die schon als 3D Modell und tausenden von Texturvarianten vorliegen haben. Der Content-Editor der Zukunft braucht ggf. kein manuelles Modelling mehr.

Viel spannender aber bei der ganzen Geschichte ist die Serverseitige Vernetzung. Der bisherige Bottleneck ist doch, dass jeder Client Teile der Spielelogik selbst ausrechnen muss und mit einem oder mehreren Servern möglichst schnell zu syncen hat. Das geht derzeit auch gut, solange es keine Physik in der Welt gibt, die deterministisch auf allen Clients gleich ablaufen muss, während sie interaktiv auf mehrere Spieler reagiert - also dass verlässlich bei allen Spielern die gleiche Welt errechnet wird.

Google reduziert den Upstream auf den Input und den Downstream auf Grafik und Sound. Alles andere bleibt auf dem Server.

D.h. man kann zum ersten Mal glaubhafte Welten schaffen, die von vielen hunderten oder gar tausenden Spielern interaktiv manipuliert werden können und darauf mit komplexen Systemen reagieren. Das ist schon absolut fantastisch.

Was nicht so fantastisch ist, ist die Google Story dahinter: gratis oder lowcost service gegen Daten. Denn welche Daten der Konzern hier bekommt, ist der Wahnsinn. Google weiß zu jedem Zeitpunkt, wo ein Spieler hingeschaut hat, wie er auf Reize reagiert, wie schnell er reagiert, wieviel er kommuniziert, wie er mit Belohnungen und Bestragungen umgeht, wie die Frusttoleranz ist usw. Das alles mit Werbung zu verknüpfen und die Daten womöglich mit Partnern zu tauschen, passiert zwar schon peu à peu, aber nicht in der Größenordnung, die dann möglich sein wird.

Vor allem hat Google dann die Hoheit, wer was zu sehen bekommt. Ich kann ohne Probleme auf allen Clients im Nazireich alle Hautfarben weiß machen, woanders die Frauen entfernen, für Man!ac-Spieler die Farben politischer Parteien desaturieren und und und.

Fazit: ich hoffe, dass Cyberspace-Multiverse-Simulationen dadurch an Fahrt aufnehmen, dass vertrauenswürdige Konkurrenten auf diesen Zug aufspringt und Google mit dem Datenkrankenmonopol scheitert.


< antworten >