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Re:Lies den Porst erst wenn du aus dem Urlaub zurückkommst flat
Autor: incubation
Datum:15.03.19 20:35
Antwort auf:Lies den Porst erst wenn du aus dem Urlaub zurückkommst von Felix Deutschland

>Soulsbourne-Spiele arbeiten sehr effektiv mit Drohkulissen und dem generellen psychologischen Prinzip der Einschüchterung. Ich möchte so nicht von Sachen konfrontiert werden, die ich ausschließlich zur Unterhaltung konsumiere.(*)
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>Der entscheidende mentale Schritt, diese Spiele als Herausforderung anzunehmen, besteht darin, durch diese Drohkulisse hinduchzublicken und die Herausforderungen in ihrer mechanischen Banalität zu erkennen. Das gilt nicht für alle Gegner. Ich bin am Gamepad gewiss nicht Gott. Ich habe zu dem Zeitpunkt, an dem ich Father Gascoigne im ersten Versuch gelegt habe, bereits 70% des Whines, den droog dazu hier verfasst hatte, mitgelesen. Ich habe mich deswegen nicht wie Gott gefühlt, weil das im Zuge eines Hail-Mary-Runs entstanden ist, in dem ich einfach gucken wollte, wie weit ich komme wenn ich einfach einen Scheiß darauf gebe, was mir als Spieler passieren konnte. Und ich hab keine Lust, diesen psychologischen Loop mehrfach innerhalb eines Spiels durchexerzieren zu müssen. Ich hab Bloodbourne gespielt, da lag ich nach nem schweren Bandscheibenvorfall mehrere Monate lang flach. Ich hab mindestens 20 Stunden lang, weil ich es einfach nicht geschafft hatte, weiterzukommen, im Anfangsbereich gefarmt. Zwischen der ersten Laterne und dem Item, mit dem man anfangen kann zu leveln. Ich wusste nicht, das man ein Item braucht, um Leveln zu können. Ich wusste nicht, wie man da hinkommt. Ich dachte, man muss das doch als Spieler selber raffen können. Ich habs nicht gerafft. Irgendwann dann mal ein Video angeguckt, dann gedacht "WTF", selber probiert, keinerlei Problem, es ist alles nur das Ergebnis von simplen, Pickup-Artist-mäßigen Psychotricks. "Hm, ich find dich ganz schön attraktiv dafür, wie fett du eigentlich bist" ist das "Upps, 200000 Seelen weg, tja, git gud" der Soulsbornes-Spiele.


Ich liebe Dich, Mann.

>(*) Edit: Vielleicht sollte ich an dieser Stelle nochmal ausführen, dass ich es nicht mag, inwieweit mir Soulsborne-Spiele aktiv das Gefühl geben, ein Nichts zu sein das nichts kann. Diese Absicht wird manifest in der "Waste of Skin"-Klasse, die die Philosophie der Spiele explizit macht: Man ist, bzw. besser "man hat zu sein" eine Verschwendung von Sauerstoff (jajaja Haut jajaja). Das ist so ein Erniedrigungsding, das Soulsborne-Spiele an sehr vielen Stellen ins Gamedesign eingießen wie Schmiede. Und, wie gesagt, ich kann das als Spieler nicht anders nehmen als persönlich, und ich reagiere, als Mensch der ich bin, auf diese Art von Einschüchterung in dem ich einfach die Interaktion abbreche. Ich wollte Gascoigne legen, um herauszufinden, ob mich das Spiel wirklich zu seinem Knecht macht. Und nach zwei drei Stunden weiterspielen und exploren stellte ich fest, dass ich auf diesen emotional doch sehr intensiven und für mich zu persönlichen Motivations-Loop absolut keinen Bock hatte und es diesen Spielen bis heute prinzipiell übel nehmen, dass sie es für einen Kaufpreis von 60 Euro wagen, ihre Kunden derart anzusprechen. Aber das ist dasselbe Unverständnis, dass ein Nicht-Fetischist gegenüber Lack-und-Leder-Porno hat. Seht ihr, ich kann auch versöhnlich und muss nicht gleich zur naheliegenden German-Scheise-Porno-Analogie greifen. :zwinkersmiley:

<3


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