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Re:Lies den Porst erst wenn du aus dem Urlaub zurückkommst flat
Autor: Shoryuken
Datum:15.03.19 11:23
Antwort auf:Lies den Porst erst wenn du aus dem Urlaub zurückkommst von Felix Deutschland

Erstmal: Willkommen zurück, freue mich ehrlich wieder von dir zu lesen.

>Das ist die Ultra-Kurzfassung, ja. Die Kurzfassung ist, dass ich die Reihe verabscheue, weil sie mit den Mitteln schwarzer Pädagogik (Think "Struwwelpeter", nur als Gamedesign) arbeitet, was mir auf einer ganz grundsätzlichen weltanschaulichen Ebene widerstrebt.

Finde ich einen sehr spannenden Punkt. Habe ich noch nie so betrachtet, könnte aber  durchaus auch ein Punkt sein warum mich das Konzept anspricht, weil ich wie ich kürzlich erfahren habe - genau nach diesem Prinzip erzogen worden. Spürbare Konsequenzen wenn es nicht richtig lief, und Belohnung war das Dinge ohne entsprechende Konsequenzen abliefen. Als Soldatensohn und mit Großeltern die noch gut was vom 2. Weltkrieg mitbekommen haben, ist dieser Ansatz von Souls sich über konstante Gegenwehr zu erheben und durchzuziehen, zu kämpfen bis zum umfallen tief in mir drin. Fehlverhalten wird bestraft und dementsprechend abkonditioniert. Das kommt mir sehr bekannt vor.

>Soulsbourne-Spiele arbeiten sehr effektiv mit Drohkulissen und dem generellen psychologischen Prinzip der Einschüchterung. Ich möchte so nicht von Sachen konfrontiert werden, die ich ausschließlich zur Unterhaltung konsumiere.(*)

Guter Punkt, ich denke deshalb sind die Leute da teilweise auch so verbissen dabei - weil da unterschwellig vielleicht mehr arbeitet als reine Unterhaltung.

>Und ich hab keine Lust, diesen psychologischen Loop mehrfach innerhalb eines Spiels durchexerzieren zu müssen.

Was du beschreibst ist, finde ich, aber nur eine Möglichkeit diese Situation anzugehen. Man muss sich a) nicht einschüchtern lassen und b) kann man das auch anders anpacken, indem man es bspw. als Training bewertet und ausprobiert oder das ganze ehrlich als (un)sportlichen Wettstreit begreift.

>Ich hab Bloodbourne gespielt, da lag ich nach nem schweren Bandscheibenvorfall mehrere Monate lang flach. Ich hab mindestens 20 Stunden lang, weil ich es einfach nicht geschafft hatte, weiterzukommen, im Anfangsbereich gefarmt. Zwischen der ersten Laterne und dem Item, mit dem man anfangen kann zu leveln. Ich wusste nicht, das man ein Item braucht, um Leveln zu können. Ich wusste nicht, wie man da hinkommt. Ich dachte, man muss das doch als Spieler selber raffen können. Ich habs nicht gerafft. Irgendwann dann mal ein Video angeguckt, dann gedacht "WTF", selber probiert, keinerlei Problem, es ist alles nur das Ergebnis von simplen, Pickup-Artist-mäßigen Psychotricks. "Hm, ich find dich ganz schön attraktiv dafür, wie fett du eigentlich bist" ist das "Upps, 200000 Seelen weg, tja, git gud" der Soulsbornes-Spiele.

Kann man so sehen, aber das ist ja auch das was viele Leute sagen die sich mit der Reihe beschäftigen. Dieses ganze "die hard, play harder"-Scheiße ist halt marketingtechnischer Schall und Rauch, der sich mit Spielfortschritt auflöst. Das Regelwerk wird halt nicht kommuniziert (deswegen liebe ich es die Spiele mit Guide zu spielen) - aber irgendwann / irgendwie löst sich das dann in Wohlgefallen auf. 200.000 Seelen weg ist halt auch ein Klassiker der immer angeführt wird - diese Erfahrung macht man vielleicht 1-2 Mal, aber dann kommt man doch sicher auf die Idee vielleicht nicht mit vollen Taschen Gebiete zu erkunden? Ich spiele die Spiele zumindest immer so, das diese ganze Frustscheiße größtenteils ausgehebelt wird. Soll das Spiel doch mein 800 Seelen haben, dafür habe ich mir Item X geholt und brauche diesen Abschnitt nicht mehr betreten.

Ehrlich gesagt finde ich die Spiele unfassbar variabel in der Art und Weise wie man mit der Herausforderung umgeht, das bietet kaum ein anderes Spiel in der Form. Dabei werden auch soviele unterschiedliche Charaktereigenschaften abgedeckt, egal man eher der vorsichtige, analytische ist oder lieber balls to the walls reinrotzt - das sind alles valide Möglichkeiten in Soulsspielen voranzukommen und in diese Rollen kann sich die eigene Spielfigur reinentwickeln, weshalb da auch eine Bindung besteht die etwas tiefer geht als in anderen Spielen. Klingt vielleicht kitschig und verschwurbelt und ist Teil dessen was Du anprangerst, aber in meinen Souls-Figuren steckt mehr von mir drin als in jedem Openworld-Spiel mit selbstgebasteltem Avatar.

>Ich hab null Bock darauf, von den Sachen die ich zocke in so ein Negging-Verhältnis hineinbugsiert zu werden. Ich urteile aber auch nicht negativ über die, die genau das genießen. Ich finde diese Leute nicht scheiße oder halte sie für dumm. Umgekehrt wird aber leider kein Schuh daraus, es wird als eine Art Selbstbestätigung und Verdienst betrachtet, von diesen Spielen nicht angepisst zu sein. Und das sagt mehr über die Leute aus, die diesen "Verdienst" möglichst nicht "befleckt" sehen möchten durch einen Easymode als über mich, der das ganze ohnehin für äußerst japanisches Guilttripping-Sadomaso für eine erlesene Zahl an besonders perversen Individuen hält.

Okay, das ist verständlich. Schätzungsweise tue ich genau das einen Abschnitt drüber. Vielleicht möchte man das gute Gefühl (und die Souls-Spiele geben mir ein gutes Gefühl welches analog zu Fightinggames bei mir ist) mit anderen teilen. Ich denke nicht, das es bei allen Leuten aus böser Absicht geschieht oder weil die sonst halt nichts gebacken kriegen. Hier haut natürlich wieder diese marketing/meme-Scheiße voll rein, wo sich das ganze verselbstständig ohne das es hinterfragt wird. Schon das erste Dark Souls war VIEL spielbarer als Demon's Souls und das hat sich so durchgezogen, Bloodborne ist ein Abziehbildchen dessen was Demon's Souls an Sperrigkeit und Undurchsichtigkeit gebracht hat. Und ich finde das auch verdammt gut so.

On top glaube ich aber auch das beide Seiten hier durch die immer gleichgeartete Diskussion zu jedem neuen Teil einfach vom get go verhärtet sind. Neue Impulse gibt es nur wenig (wie gesagt, der Ansatz von dir mit schwarzer Pädagogik ist spannend, verstehe ich aber auch nur weil ich mittlerweile ein Kind habe und dementsprechend mit der Begrifflichkeit und diesem ganzen Komplex mehr anfangen kann als noch zum Bloodborne-Release).

>Ich wollte lediglich einen Beleg dafür bieten, in wie vielen Genres und Formen den meisten hier schon Spiele begegnet sein dürften, die für bestimmte Aspekte zur Legende wurden, aber bei denen konsequent vergessen wurde, dass sie einen Easy-Mode mit dicken Stützrädern hatten. Und es deren Legendenstatus keinerlei Abbruch tat.

Hehe, ich habe RE2 Remake nur wegen dem Casual-Mode gekauft, finde es aber trotzdem zu anstrengend. Werde es aber leider nicht los, weil es die PEGI-Version ist - GOTY my ass, nur Ärger mit dem Ding!!1!elf!


>(*) Edit: Vielleicht sollte ich an dieser Stelle nochmal ausführen, dass ich es nicht mag, inwieweit mir Soulsborne-Spiele aktiv das Gefühl geben, ein Nichts zu sein das nichts kann.

Aber ist das nicht genau der Punkt? Am Ende vom Spiel bist du effektiv Gott. Heldenreise: Das Videospiel.


>Diese Absicht wird manifest in der "Waste of Skin"-Klasse, die die Philosophie der Spiele explizit macht: Man ist, bzw. besser "man hat zu sein" eine Verschwendung von Sauerstoff (jajaja Haut jajaja). Das ist so ein Erniedrigungsding, das Soulsborne-Spiele an sehr vielen Stellen ins Gamedesign eingießen wie Schmiede. Und, wie gesagt, ich kann das als Spieler nicht anders nehmen als persönlich, und ich reagiere, als Mensch der ich bin, auf diese Art von Einschüchterung in dem ich einfach die Interaktion abbreche. Ich wollte Gascoigne legen, um herauszufinden, ob mich das Spiel wirklich zu seinem Knecht macht. Und nach zwei drei Stunden weiterspielen und exploren stellte ich fest, dass ich auf diesen emotional doch sehr intensiven und für mich zu persönlichen Motivations-Loop absolut keinen Bock hatte und es diesen Spielen bis heute prinzipiell übel nehmen, dass sie es für einen Kaufpreis von 60 Euro wagen, ihre Kunden derart anzusprechen. Aber das ist dasselbe Unverständnis, dass ein Nicht-Fetischist gegenüber Lack-und-Leder-Porno hat. Seht ihr, ich kann auch versöhnlich und muss nicht gleich zur naheliegenden German-Scheise-Porno-Analogie greifen. :zwinkersmiley:

Ist nachvollziehbar. Bei mir bewirkt diese "against all odds"-Scheiße immer extreme Motivation. Und es sind die kleinen Psychospielchen die mich dann eher antreiben über mich hinauszuwachsen, aber wie eingangs erwähnt - das ist nichts anderes als die Art wie mein Vater mich zu Höchstleistungen angespornt hat und vielleicht liegt da wirklich der Hund begraben.

Und for the record, mir ist es ehrlich gesagt latte ob das Ding einen Easymode kriegt oder zugänglicher wird oder eben nicht. Ich denke das sie es könnten und vielleicht sogar wollen (ihre Spiele sind konstant runder und zugänglicher geworden), aber solange der Rubel rollt, weil mit dem Elite-Ding und SoulsXY ist soooo hard geworben wird, wird das nicht kommen. Ich hätte ehrlich gesagt auch auf das ganze Geheule (militante Last Jedi-Fans haben mir da echt gereicht) im Anschluß keinen Bock.


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