Thema:
Ein super Spiel, ich hab Spaß dran! (langer Text) flat
Autor: Pfombo
Datum:04.02.19 13:50
Antwort auf:Genesis Alpha One von Pfombo

Ich hab jetzt mehrere Stunden auf der Uhr und schreib mal was dazu.

Warum geht's?

Ziel ist es, Leben auf fremde Planeten zu bringen und diese zu besiedeln. Im Grunde ist es ein 1st-Person-Roguelike-Survival, in etwa wie Don't Starve (große Random-Map, Permadeath, Crafting etc), aber mit dem Unterschied, dass es im Weltraum spielt und man eine Crew hat.

Roguelike klingt erstmal nervig, aber es ist tatsächlich so, dass wenn man gekillt wird, man instant in die Rolle des nächsten Klons schlüpft. Die Anzahl der Crew ist also auch die Anzahl eurer Leben.

Um das Ziel zu erreichen, müsst ihr:
- den Alpha One-Quadranten erkunden und die Planeten scannen
- euer Raumschiff modular ausbauen und verbessern
- neue Crew-Mitglieder klonen, verbessern und ihnen Jobs zuteilen
- Erze sammeln (Weltraumschrott an Bord beamen oder mit dem Harvester-Shuttle eine Expedition auf nen Planeten schicken), die für den Raumschiffbau, für Waffen, für Munition und als Hyperdrive-Sprit gebraucht werden
- euch gegen Bedrohungen verteidigen: Beim Beamen und beim Ausladen von Fracht kann Aliengesocks aufs Schiff kommen, und manchmal kann man auch von intelligenten Humanoiden Aliens überfallen werden, die beamen sich dann an Bord und machen Action.
- Biomasse von erlegten Feinden sammeln, die man zum Heilen und zum Klonen braucht
- DNA Proben sammeln, um die eigenen Klone zu verbesseren sowie neue Rassen mit unterschiedlichen Werten zu erschaffen
- euer Raumschiff instandhalten, falls es beschädigt wurde

Hat man bei der Erkundung des Quadranten einen geeigneten Genesis-Kandidaten gefunden, sieht man die Anforderungen für dessen Besiedlung. Ihr braucht je nach Planet eine gewisse Anzahl von Siedlern, und die Siedler müssen auch für die Atmosphäre geeignet sein. Auf manchen Planeten können nur O²-Konsumenten leben (Menschen und Arachnoiden), auf anderen nur NH³-, KOH- oder HCI-Atmer - eine Ahnung was das alles is, ich war schlecht in Chemie.

Soviel zu den Grundlagen.

Was ist geil?

Ich mag die Atmosphäre, obwohl ich die anfangs abtörnend fand. Das ganze Spiel fühlt sichn bisschen an wie ein Sci-Fi-B-Movie: simple Synthiemusik, klischeehafte Ekelmonster und Billoanzeigen im MSDOS-Design versteh ich als Hommagen an alte Sci-Fi-Spiele und -Filme.

Außerdem ist die Atmo auf fremden Planeten ganz geil. Die Grafik saugt zwar große Zeit, und das begehbare Gebiet erstreckt nur sich auf eine kleine Biosphäre, die das Shuttle erzeugt, aber wenn die Luft sehr dunstig ist und das kalte Licht eines weit entfernten Sterns lange Schatten wirft, und dann auch noch der Motiontracker lospingt, begleitet von der Computerstimme "Lifeform detected", dann fühlt man sich so "richtig schön weit draußen im All".

Die Ökonomie funktioniert auch soweit sehr gut, also sprich das Verhältnis zwischen "Ressourcen finden, abbauen und verwerten" und "Kosten fürs Bauen oder der Verschleiß von einigen Dingen" (Muni, portable Energiebarrieren oder portable Turrets). Es ist auf jeden Fall kein endlos zähes Gegrinde. Will man was herstellen, hat man die fehlenden Materialen recht schnell beisammen.

Und ebenfalls top: Das ganze Raumschiff-Feature. Der Baumodus ist sehr simpel und eingängig, und wenn man sich vertan hat, kann man Räume zerstören und neu platzieren, beim Zerstören bekommt man nen großen Teil der Ressourcen zurück. Außerdem kann man auch in die Höhe/Tiefe bauen: Einfach einen Lift platzieren und man kreiert so ne neue Etage. Semigeil ist, dass es einige Räume gibt, die aufgrund ihrer Verbindungen eine 100% symmetrische Bauweise verhindern (zB der Hangar), das hat mich dezent abgefuckt.

Und nett ist auch, dass man einzelne Module oder das ganze Schiff einfärben kann, denn ich hab mir quasi Wegweiser aus Farben gemacht. Seh ich einen Korridor mit rotem Boden, weiß ich, dass der mich zum Tractor-Beam führt. Gelber Boden führt zu Brücke und Hangar, grüner Boden zu den Gewächshäusern und Pink zur Raffinerie. Schnelle Navigation im Schiff kann nämlich enorm wichtig sein: Erscheint die Meldung "Maintenance in Refinery", muss ich da schnell hin und die Energy-Node rebooten, denn wenn ich das nich mache, wird das Modul kollabieren und wegbrechen. Schaden kann durch Asteroiden hervorgerufen werden (erkennbar auf der Galaxiekarte durch rote Felder, ich geh da nie hin), oder durch Aliens.

Und das ist der nächste Punkt den Ich mag, man hat so ein bisschen versucht, Sci-Fi-Horror-Elemente reinzubringen. Alle Module des Schiffs haben unter den Bodenplatten Wartungsgänge, so Crawlspaces. Wenn man nun also durchs Beamen oder nach der Rückkehr von Expeditionen kleine Monster mit an Bord gebracht und NICHT alle erledigt hat, dann verkriechen die sich in diese Gänge und legen Eier und infizieren so das ganze Schiff. Es ist also wichtig, immer wieder mal mit der Taschenlampe da unten rumzukriechen und Kammerjäger zu spielen, und da fühlt man sich dann echt ein bisschen wie in "Alien". Richtig geil.

Ich hatte gerade gestern einen "Continue+"-Run gemacht, (sprich, ich hatte einen Planeten kolonisiert, was das Ende des Spiels war, durfte aber mit dem selben Save weiterspielen), und da ging einmal schlimm die Post ab: Kurz vor der Rückkehr eines Shuttles von einer Expedition wurde ich überfallen von "Framen" (Humanoide Piraten), und das erste was ich dann immer mache: Zur Brücke rennen und hyperspringen, damit die nicht ständig neue Leute nachbeamen. Währenddessen aber ist das Shuttle zurückgekehrt, und anscheinend hatten meine Leute sowie die vielen Turrets es nicht geschafft, die ganzen blinden Passagier-Monster an Bord zu killen. Während ich noch das Schiff nach Framen absuche, die meine Leute töten (die sich aber auch selbst gut wehren können), kommen langsam Warnmeldungen "MAINTENANCE IN CORRIDOR, MAINTENANCE IN TRACTOR BEAM". "MAINTANANCE IN WORKSHOP!", und irgendwann dann "MODULE COLLAPSING!", kurz: Aliens müssen sich rasant verbreitet und Energy Nodes zerstört haben, und da ich es nicht geschafft habe, dem gegenzuwirken, brach mir der hintere Drittel des Schiffs weg, quasi der ganze Arsch (Raffinerie, Workshop, beide Hyperdrives, Depot und GAAAAANZ viele Lagerräume mit all meinen Ressourcen).
War das ein Abfuck, aber ich wollte weitermachen: Ich hab noch viel Biomasse zum Klonen, viel Muni, vier Gewächshäuser und nicht zu vergessen die ganzen geilen Upgrades, die ich erforscht oder auf Planeten gefunden hatte, das geb ich nich auf! Also musste ich unnötige Räume killen, um wieder einen Tractor Beam bauen zu können, und ein Depot, um Erze zwischenzulagern, bevor die Roboter sie zur Raffinerie bringen. Erst DANN konnte ich wieder halbwegs ans Farmen denken. Richtig schlimm waren dabei aber die weiteren Piratenüberfälle. Weil mein Hyperdrive weg war, konnte ich auf der Galaxiekarte nich mehr 5-6 Kästchen springen, sondern nur noch 1! Und den Pennern auf diese Weise zu entkommen, ist echt scheiße schwer, mir blieb nur die Möglichkeit, in einen Cluster mit Gefahrestufe "Low" wortwörtlich zu kriechen, wo ich dann endlich Ruhe hatte, um mich wieder aufzurappeln. Aber ich habs geschafft und am Ende noch einen Planeten mit KOH-Atmern besiedelt! Richtig geil!

Ganz ehrlich, wenn euch derlei Spiele zusagen, holt euch das! Die 30 Euro sind gut investiert und ihr tut was für nen deutschen Indie-Entwickler. Aber Achtung, macht halt süchtig. Is eins dieser Spiele, bei denen man sich wundert, warum es draußen schon wieder dunkel is.


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