Thema:
Durchgespielt - großartig (spoilerfrei) flat
Autor: FS
Datum:22.01.19 12:02
Antwort auf:Red Dead Redemption 2 #5 - Open World im Rockstar Style von JPS

Vorweg die Kritikpunkte welche fast nur designtechnischer Natur sind. Den Abschnitt kann man skippen wenn es einem um die Meinung zum eigentlichen Spielinhalt geht.

Negativ:

Ja, die Steuerung ist teilweise unlogisch (mal it Objekt aufnehmen Dreieck, dann Quadrat) und überladen was zu Fehlbedienung führt (falsche Taste und man spricht nicht den Shopkeeper an sondern schießt im aus der Hüfte in den Bauch) und auch zu echten Problemen da das Savegame System leider recht nervig gelöst ist. Man kann innerhalb einer Storymission nicht speichern und wenn man aufgrund eines kleinen Fehlers (z.B. wenn man im vollen Gallop einen Passanten in der Stadt rempelt dann wird man sofort von der Polizei gesucht das endet im Knast oder dem Tod - in beiden Fällen teuer) neu laden will ist man relativ weit weg, diverse Klamotten sind weg und muss vieles neu machen. Auch fehlt ein vernünftiges Fast Travel System. Das rudimentäre System was man im Camp durch upgrades freischalten kann war nur selten eine Hilfe. Auch macht das pathfinding manchmal Fehler und man erleidet ab und zu tödliche Unfälle im cinematic Autotravel. Das alles ist aber echt egal und first world Problems angesichts dieses Meisterwerks.

Zum Spielinhalt:

RDR2 ist meiner Meinung nach eines der ersten wirklich erwachsenen Spiele. Damit meine ich nicht die Gewalt, nach der Logik wäre Mortal Kombat das erwachstenste Spiel. Nein ich meine die Art wie Aktionen Konsequenzen haben welche über den Moment hinausgehen (im Gegensatz zu einem GTA5). Die Vergangenheit holt einen ein. Man kann machen was man will, aber die Rechnung dafür wird man irgendwann zahlen. Das gilt auch für gute Dinge. Wer das Anständige und Gute tut der kriegt evtl. kurzfristig weniger oder gar nichts, aber längerfristig zeigen sich die Vorteile dieses Verhaltens (ich bemühe mich jetzt keine konkreten Beispiele zu nennen auch wenn diese großartig sind).

Die Ruhe und Besonnenheit mit der die Story sich entwickelt ist sicher für Leute welche viel Action wollen etwas nervtötend, aber wenn man sich darauf einlässt dann lebt man die Rolle auch zeitlich überzeugend. Es ist also ein bewusstes Designelement welches den Takt vorgibt. Sprich man merkt wie sich ganz schleichend Dinge ändern, wie sich Beziehungen langsam transformieren und wie auch die eigene Figur emotional wächst und lernt. Dass der Wilde Westen dem technischen und politischen Wandel erfährt unterstreicht dieses Thema. Es geht um Wandel und Konsequenz und RDR2 zeigt dies mit einer Offenheit die teilweise erbarmungslos ist aber dafür unglaublich ehrlich. RDR2 ist traurig und lustig, episch und kleinlich, wunderschön und grausam, deprimierend und hoffnungsvoll. Die Welt von RDR2 ist eine Welt voller Gegensätze und das macht sie so beeindruckend und berührend.

Ich habe am Ende sogar Tränchen im Auge gehabt.

9/10 und den 10/10 kriegt es nur wegen der Nervigkeiten in der Bedienung nicht.
Es ist ein Meisterwerk.


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