Thema:
Ruiner flat
Autor: Sockenpapst
Datum:07.01.19 08:09
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 36 von wantan

Twin-Stick-Shooter in einem Cyberpunk-Universum. Düster, mit gelungener Steuerung gesegnet und angemessen - d.h. vollkommen überdreht - brutal, setzt Ruiner auch stark auf seine Story. Und das ist ein Problem.

Denn ständig wird die Action, die im Wesentlichen aus hektischen Arenakämpfen besteht, durch wirre Storysequenzen oder kurze Botschaften unterbrochen, dummerweise meist in wegzuklickender Textform. Später wird es zwar besser, aber ein echter Spielfluß stellt sich schlicht zu selten ein, zumal der klare inszenatorische Fokus auf Style over Substance wirklich nerven kann. Ultranervig ist diesbezüglich schon der Prolog; ich kann jeden verstehen, der hier entnervt abbricht.

Sprachausgabe gibt es nicht, was nicht nur ärgerlich und in diesem Fall sogar spielerisch nachteilig ist, sondern auch in einem auffälligen Kontrast zur ansonsten für´s Genre hochwertigen audiovisuellen Machart steht. Denn die Grafik ist durchaus hübsch und effektvoll, obgleich auf die Dauer stilistisch zu gleichförmig. Und der Sound ist Gott. Selten einen so passenden Elektro-Soundtrack gehört. Treibend, und dabei doch melodisch. Genial.

Generell wirkt die fehlende Sprachausgabe paradigmatisch für einige seltsame Designentscheidungen: So kommt man bspw. zwischen den eigentlichen Levels in eine Art Oberwelt, dort gibt es aber nichts von Relevanz zu tun. Oder es werden spielerisch anspruchslose Sequenzen (Hyperloop, "Foltern") bis zum Erbrechen wiederholt. Das ganze Fähigkeitssystem mit Währung, Leveln, Fähigkeitspunkten und Sammelobjekten ist überdimensioniert. Das Spiel wirkt ehrlich gesagt, als wäre es mal deutlich größer und komplexer angelegt gewesen, und die Entwickler hätten irgendwann mittendrin die Budget-Reißleine ziehen müssen.

Dazu passt, dass Ruiner kürzer ist, als zunächst gedacht, nach fünf Stunden war ich auf normal durch. Blöderweise schafft es das Game trotzdem, sich zwischendurch zu ziehen, da die regulären Level extrem lang sind, ich glaube, es gibt derer tatsächlich nur drei (?). Nee, vieles passt hier einfach nicht zusammen.

Dass ich trotzdem eine eingeschränkte Empfehlung ausspreche, liegt daran, dass das eigentliche Gameplay funktioniert. Es ist simpel und hektisch, ja, aber es wird durch den ständigen Waffenwechsel und sinnvoll einzusetzende Spezialfähigkeiten einerseits, und ständige Modifikationen am Arenagameplay andererseits ausreichend aufgelockert. Zudem passt der standardmäßige Schwierigkeitsgrad hervorragend. Und. Diese. Musik.


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