Thema:
Reden wir über Detroits Prämisse (spoiler) flat
Autor: phaxy
Datum:04.01.19 20:54
Antwort auf:Detroit: Become Human - Neues Quantic Dream Projekt PS4 von Sidewinder

Punkt 1.

Sofern ich nicht doch sehr wichtige Storyabzweigung verpasst habe (2x durch), halte ich für gesichert: Androiden in Detroit entwickeln eigenständig Gefühle bzw. haben die ab Werk quasi installiert:

North empfindet offenbar sowas, was wir als "Langeweile" bezeichnen, als sie mehrfach einen Ball gegen die Wand wirft. Markus weiß z.B. auch die widerwilligen Aussagen seines Herrn fast schon spielerisch zu ignorieren, als er ihn behandelt.
Kara kennt das Konzept der Lüge, weiß es anzuwenden und setzt Expressionen wie lächeln ein, um Sympathie und Wärme auszustrahlen.
Connor kann absichtlich Sarkasmus verwenden, also einen etwas provokanten Einwand um eine entsprechende Reaktion zu provozieren.
Androiden stellen sich existenzielle Fragen, haben Träume einer Zukunft.

Also sind es Menschen. Ja?

Das Gedankenexperiment weiter getrieben heißt auch, dass man alle menschlichen Erscheinungsmerkmale entfernen könnte, notfalls durch einen stationären schwarzen Kasten mit "Seele". Ist der Kasten, auch wenn er nicht mehr so aussieht, dann noch ein Mensch?

Punkt 2.

Okay,
akzeptieren wir für einen Moment, dass sogar Polizisten kein Problem haben, flehende Androiden sofort hinzurichten. Mit der mutmaßlichen Begründung habe ich mein Problem.

Denn was ist das Motiv..
Mal angenommen der flächendeckende Einsatz von autonomen Fahrzeugen und Androiden (u.A. in sehr speziellen Jobs) hat in Detroit stattgefunden. Mal angenommen das sorgt dafür, dass tausende Menschen ihren Lebensunterhalt verlieren. Mal angenommen der Staat hat keine Art Ausgleichsprogramm dafür erschaffen, um die Gefahren einer Zersetzung weiter gesellschaftlicher Teile zu kompensieren. Mal angenommen es kommt folglich nicht zu brutalen Volksaufständen vor der Einführung der Androiden bzw. spätestens zum Zeitpunkt des Spiels.
Mal angenommen, der Grund des Hasses ist, weil das alles seinen Lauf genommen hat.

Da bleibt die Frage:

Wo ist dann die große Armut?

Wo sind die tausenden Menschen, die sich oder ihre Familie nicht mehr ernähren können, auf der Straße leben, kriminell werden? Wo sind die Slums, die Zeltstädte, die Drogentoten durch Red Ice? Wo ist die Revolte gegen Cyberlife?

Es ist kaum etwas davon zu sehen. Sogar die, die gegen Androiden protestieren, nutzen diese später bei trivialen Dingen wie beim Einkaufen. Wie passt das zusammen? Sind wir alle bloß Heuchler?



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