| Durch. Spiel = solala. Aber bestes Spielerlebnis ever. |  |
SPOILER! SPOILER! SPOILER!!!
Hat nicht mehr in den Header gepasst, daher gleich nochmal:
SPOILER! SPOILER! SPOILER!!!
Ich weiß jetzt gerade echt nicht, ob ich meine GOTY-Reihenfolge doch noch ändern sollte.
In Sachen Gameplay haben sich die zu Beginn dokumentierten Macken bis zum Abspann hin durchgezogen. Da hat das Spiel einfach eklatante Probleme. Die Steuerung ist überladen, unpräzise (wie oft ich mit Arthur epileptische Anfälle simulieren musste, bis endlich mal der gewünschte Buttonpromt wie "Sleep" oder "Hitch Horse" erschien...), das Missionsdesign ist für ein Open-World-Spiel unangenehm starr, kurz: RDR2 kommt hier ziemlich anachronistisch daher.
Maßgeblich gerettet wurde das Spielerlebnis für mich durch den Money Glitch mit den endlosen Goldbarren in der abgebrannten Sherrif-Bude. So hatte ich sehr früh im Spiel $20.000 und damit keinerlei Geldsorgen mehr. Und nur so konnte ich auf viele Spielelemente verzichten, auf die ich NULL Bock hatte. Ich habe einfach ständig alle General Stores leer gekauft, hatte stets die besten Waffen, voll upgegradet und nie Munitionsknappheit. Dafür musste ich nie jagen, craften usw. - hätte ich das alles in den ersten beiden Kapiteln auch noch bis zum Abwinken tun müssen, hätte ich das Spiel höchstwahrscheinlich abgebrochen. Aber so konnte ich zum Glück eine rettende Abkürzung nehmen.
Kommen wir zu den Paradedisziplinen dieses Ausnahmewerks:
Arthur Morgan ist der beste Videospielcharakter, den ich je steuern durfte. Dessen ganzer Handlungsstrang und seine charakterliche Entwicklung ist so dermaßen meisterhaft erzählt...das habe ich so noch nie in einem Videospiel erlebt, und selbst in Filmen oder Serien ist diese Qualität die absolute Ausnahme.
Wie einem der Typ ans Herz wächst, wie man sich als Spieler durch meisterhaft gestrickte Dialoge und Storyentwicklungen gemeinsam mit Arthur entwickelt - das ist echt ganz großes Kino. Das übertrifft alles bislang dagewesene in diesem Medium bei weitem. Sein Tod (und sein Leben!) wird mich noch einige Zeit verfolgen. Applaus, einfach nur Applaus.
Auch die Spielwelt ist absolute Referenz; sowas hat man mit einem Controller in der Hand noch nie gesehen. Aber dazu wurde sicher auch schon alles gesagt.
Fazit: Ich bin noch am grübeln, ob RDR2 jetzt nicht doch mein GOTY wird. Die genannten Macken sind da, keine Frage, und sie sind sehr bedauerlich; ja geradezu ärgerlich. Als hätte fucking Rockstar nicht die Ressourcen, hier den nötigen Feinschliff reinzubringen. Es kann doch nicht sein, dass ein gewaltiges Mammutwerk wie RDR2 punktuell selbst Spielen wie dem 2015er "Mad Max" hinterherhinkt; von der noch älteren Konkurrenz aus dem eigenen Hause ganz zu schweigen! Das ist einfach unwürdig.
Aber gleichzeitg führt RDR2 in anderen Bereichen mit Anlauf eine gewaltige Grenzverschiebung durch und hebt die nachweisbaren Möglichkeiten des ganzen Mediums auf eine neue Stufe. Und übertrifft hier sogar die eh schon extrem hohen Erwartungen nochmal bei weitem. Was RDR2 in Sachen Story und Charakterentwicklung emotional und intellektuell in mir veranstaltet hat, ist echt beispiellos für ein Videospiel. Da werden existenzielle Fragen aufgeworfen, wie man sie sonst nur aus den besten Vertretern von Film, Fernsehen und Literatur her kennt.
RDR2 ist das vielleicht denkwürdigste Spiel, das ich je gezockt habe. Ein unvergessliches Erlebnis, das mich noch eine ganze Weile beschäftigen wird. Aber eben auch eine qualitative Achterbahnfahrt. Und das liegt nicht nur daran, dass manche Spitzen so hoch sind - einige Tiefen sind auch echt tief.
Aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass RDR2 das wichtigste Spiel des Jahres 2018 ist. Es ist der Pflichttitel der vergangenen zwölf Monate. Mindestens. Und jeder, der in den ersten 10, 15 Spielstunden hadert und über das Aufhören nachdenkt: Tut es nicht. Cheatet notfalls und macht Euch das Spiel so weniger sperrig. Aber hört bloß nicht auf, Euch dieses Ausnahmespiel in seiner kompletten Länge zu Gemüte zu führen!