Thema:
Shadow of the Tomb Raider flat
Autor: Slochy
Datum:16.12.18 22:57
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 36 von wantan

Als Techdemo für meine neue Glotze erworben, hat das Ding recht schnell eine sich primär über die Technik definierende Sogwirkung entfachen können. Irgendwann war ich dann derart knietief im Schlamassel gefangen, dass ich's komplett durchgezogen habe und nach ~40 Stunden der fünf Ewigkeiten andauernde Abspann über die Bühne flimmerte.

Ich weiß irgendwie gar nicht, was ich davon zu halten habe. Es hat zwischendurch echt mächtig Laune gemacht, insbesondere die Gräber waren ein Hochgenuss. Aber die komplette Füllscheiße dazwischen, allem voran die Hubs, sind eine absolute Katastrophe. Alle NPCs sehen gleich aus, alle quatschen irgendeinen dummen, belanglosen Scheiß daher, dass sich selbst Frollein Croft nicht einmal die Mühe machte, das Eingeborenen-Kauderwelsch in der vorherrschenden Landessprache zu kontern, sondern stattdessen einfach mit allen Englisch redet, als wäre das im von Menschenhand unangetasteten Urwald völlig normal. Und das Design erst. Wer sich Paititi ausgedacht hat und damit durchkam, kann auch Sonnenbrillen an Blinde verkaufen. Vom ersten Moment an löste dieser Ort Erinnerungen an irgendein traumatisches Kindheitserlebnis bei mir aus. Und zwar dieses:

[https://i.imgur.com/tZ84ktd.jpg]

Generell lässt sich dieser Titel eigentlich komplett über das missratene Pacing definieren. Wirklich alles, was sich außerhalb der Gräber abspielt, ist belanglos wie nur irgendetwas. Sobald jemand seinen Mund aufmacht, kann man getrost etwas anderes machen. Es ist der absolute Storytelling-Bodensatz, nichts wirkt auch nur im Ansatz packend oder interessant, und wenn man irgendwann im besagten Paititi eine "Nebenquest" erledigt, in welcher man einen Mörder überführen soll, sich dieses Elend aber auf einem Raum von ~20m² abspielt und man abwechselnd Dialoge mit ~fünf NPCs führt, um dieses "Rätsel" zu lösen, weiß man, was die Uhr geschlagen hat. Nämlich null Uhr Spaß. Es ist einfach alles so unfassbar egal. Bis es dann auf einmal doch wieder Spaß macht, weil auch die Action-Abschnitte wirklich cool sind und sich auch echt geschmeidig spielen. Und so sinust sich die Spielspaßkurve dann munter bis zum Ende durch, nur um im letzten Viertel dann plötzlich noch einmal ein paar zusäzliche Tortenstücke auf's bis dahin ohnehin schon üppige Optik-Buffet nachzuschieben. Als hätte man das Leckermäulchen Solchi bestechen wollen. Mit Erfolg!

Unter'm Strich mit viel Wohlwollen eine schwache 7. In seinen tollen Phasen ist es ein mächtig gutes Tomb Raider, das Beste der letzten drei Teile. Nur bleibt davon unter dem Strich leider nicht viel hängen, wenn im selben Spiel derart viele Phasen des Leerlaufs eine eigentlich gute Zeit erfolgreich torpedieren.


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