Thema:
Spielerisch flach und eine katastrophale KI flat
Autor: Boabdil
Datum:09.12.18 13:02
Antwort auf:Assassin's Creed Odyssey [Multi] von spinatihero

Mir macht das Spiel nach mittlerweile 14 Stunden überhaupt keinen Spaß. Meine Befürchtung, dass UBI im Grunde das altbekannte abliefert hat sich voll und ganz bestätigt. Neu hinzugekommen ist nur das Questdesign mit Zwischensequenzen eines Witchers und die aktiv nutzbaren Fähigkeiten. Das ist tatsächlich gut und macht Spaß, aber das wars dann auch schon.

Designtechnisch ist das Grundgerüst immer noch Origins. Also wieder mit dem Adler scannen und Lager mit völlig antiquiertem Spielfluss  auseinander nehmen: Pfeifen im Gebüsch etc. Gähn, sowas muss im Jahr 2018 nicht mehr sein. Und die übrigen Sachen wie Kopfgeldjäger, Schlachten etc. sind spielerisch einfach nur flach.

Dann kommt die völlig zerrüttete und geradezu desaströse KI hinzu. Die macht für mich alles kaputt. Und damit meine ich das Verhalten der NPCs in den Städten, den Gegnern und auch Tieren. Meine Güte wer hat das denn verbrochen? Was ich in den 14 Stunden erlebt habe schwankt zwischen Lachen und Weinen. Das ist Slapstick pur:

a) Die Gegner sind strunzdämlich. Mit einem Pfeil schieße ich einen Gegner ab, während zwei weitere das bemerken und "Was war das?" brabbeln. Schauen sich kurz um und setzen sich wieder. Ja genau, warum auch nicht.

b) Ein anderes Mal kille ich Gegner und lass den Körper liegen. Der nächste Gegner läuft einfach darüber. Keine Bemerkung, keine Untersuchung. Nichts.

c) Ich komme an einem Lager vorbei indem eine Frau um Hilfe bittet, weil sie gefesselt ist. Ihre Peiniger haben sich just in dem Moment flach wie eine Flunder (also von 90° auf 0° schlafen gelegt). Ja wozu auch; hinhocken und sich dann hinlegen sind ja ein bißchen zuviel Animationen. Die Frau befreie ich, sie setzt sich dann aber einfach zu ihren Peinigern ans Lagerfeuer. WTF, muss wohl das Stockholsyndrom sein.

d) Jetzt folgt die geilste Szene: Ich befreie in einem Lager der Athener (die wieder Mal strunzblöd sind und mich selbst aus 1m Entfernung nicht sehen) zwei Spartaner. Benny Hill hätte es nicht besser einfangen können. Die Athener nehmen die Verfolgung der Spartaner auf und zwar immer und immer wieder im Kreis. Ich beobachte die Szenerie währenddessen aus dem Türspalt eines Hauses.

e) Scheinbar hat Griechenland ein Problem mit Ziegenböcken. In den 14 Stunden sind immer wieder mehrere Ziegenböcke in Affenspeed durchs das Bild gerannt, und das in Banditenlagern, Städten etc. Einfach überall. Generell steht die Tierwelt dem strunzblöden Verhalten der Gegner in nichts nach. Das ist überhaupt nicht nachvollziehbar und erscheint unfreiwllig komisch. Kein Herdenverhalten, kein Futterverhalten. Gar nichts. Das sind einfach blöd programmierte Kulissen.

Dazu gesellen sich noch diverse Bugs. Einmal bin ich komplett in einer Säule verschwunden und kam auch nicht mehr raus. Ein anderes Mal frierte das Bild in Megara ein.

Das Spiel ist auch sonst überhaupt nicht auf Entdeckertum angelegt: Ich habe kurz bei einer Insel angehalten und die Banditen dort gekillt. Kurze Zeit später gelange ich zu einem Questgeber auf einer anderen Insel, der mich wieder zurück auf die alte Insel schickt, weil sein Bruder dort gefangen wurde. Ach Mensch, wie durch Zauberhand ist dann der Bruder auf der erst kürzlich gesäuberten Insel und wird von Banditen bewacht.

Es ist alles spielerisch so flach und altbacken. Ich kann jedenfalls die Lobeshymnen oder die 93% in Maniac nicht ansatzweise nachvollziehen. Auf mich wirkt das Spiel (KI und Designtechnisch) schon ziemlich vermurkst und crappy. Wer schon Origins langweilig fand, bleibt lieber auf Abstand. Wo UBI draufsteht ist UBI drin. Das wird sich wohl auch in 10 Jahren nicht mehr ändern.

Zum Glück habe ich das für einen guten Kurs bekommen.


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