Thema:
Kein Meisterwerk aber trotzdem gut (Spoiler markiert) flat
Autor: tHE rEAL bRONCO 2ND
Datum:27.11.18 15:50
Antwort auf:Red Dead Redemption 2 #5 - Open World im Rockstar Style von JPS

Heftige Story-Spoiler sind entsprechend markiert, alles andere NICHT. Zudem dient dieser Beitrag auch als Antwort auf den Tödlichen Techniker weiter unten im Thread :-)

Nun ist es also vollbracht. Die Story zu 100% abgeschlossen und der Gesamt-Progress ist überraschenderweise auch bei 75-80% gelandet. RDR2 hat mir unterm Strich gut gefallen, stellenweise sogar sehr gut.* Leider war da einiges Filler und und nur weniges Killer, wie der Franzose sagt. Aber wenn RDR2 mal aufdreht, dann richtig. Und narrativ denke ich, dass die teils zähen Momente im Unterbewusstsein dazu führen, dass man eine Bindung zu den Charakteren aufbaut und dann im richtigen Moment voll in die Story eintauchen kann. Ich weiß, Captain Obvious, aber was soll's ;-)

Leider geht das aber deutlich besser: Sowohl von der narrativen als auch spielerischen Struktur her. Aber das meiste wurde hier schon zigfach diskutiert, deswegen nur die imo störendsten Punkte: Wie erwähnt ist die Main Quest zu umfangreich und linear, das Story-Gerüst konnte nicht glaubhaft in die Open World eingebettet werden.

Viel schlimmer ist jedoch, dass quasi alles vollkommen egal ist. Damit meine ich sämtliche Items, Boni und spielmechanischen Systeme, die Rockstar eingebaut hat. Man kann alles machen, muss es aber nicht. Und das ist imo für ein OW-Spiel der Todesstoß. Ich habe im ganzen Spiel einmal zu Testzwecken die Waffen gereinigt und zweimal in einem General Store alle Heilgegenstände gekauft, indem ich konstant auf die X-Taste gehämmert habe bis ich nichts mehr kaufen konnte. Bereits nach Kapitel 2 habe ich das Spiel durchschaut und spätestens am Anfang des dritten Kapitels mich ausschließich auf die Story beschränkt. Denn diese Erkenntnis hat meinen Explorationsdrang völlig gekillt. Ich hatte keine Motivation mehr, abseits der Story-Pfade auf Erkundungstour zu gehen. Da das Spiel abseits von komischen Challenges imo auch kaum einen Schwierigkeitsgrad hat, habe ich weder neue Waffen gekauft noch sonst irgendwelche Perks organisiert.

Unterm Strich macht das Spiel aber auch viel richtig, denn ab Kapitel 4 war ich nach dem grandiosen ersten Kapitel wieder motiviert und im späteren Verlauf sogar sehr angetan. Dennoch: Schade um das Potential, da hätte einiges besser gemacht werden können.








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S P O I L E R
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* Das Schicksal von Arthur Morgan etwa war wirklich toll zu Ende gebracht und hat mich mitgerissen. Da ich RDR1 nicht kenne, fand ich den Epilog zu lange und muss Deadly Engineer zustimmen: Das hat sich in die länge gezogen wie Kaugummi. Vor allem muss man so viel langweiliges Zeug erledigen. Der Epilog hat quasi so aufgehört wie Kapitel 2 begonnen hat. Das fand ich maximal unbefriedigend. Dafür hat das Ende ein Stück weit entschädigt. Ich habe anschließend den Inhalt von RDR1 nachgelesen und für Kenner des Vorgängers dürfte der Epilog einen beeindruckenden Aha-Moment darstellen. Aber da kann ich nur spekulieren.


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