| Der gestrige Abend |  |
Geht mir genauso wie Dir. Ich habe schon ewig viele Stunden in dem Spiel versenkt und bin immer noch am Anfang des dritten Kapitels.
Ich ahne, dass es kein gutes Ende nehmen wird mit der "van der Linde-Gang" und insbesondere mit Arthur Morgan, daher versuche ich den offiziellen Missionsstrang so selten wie möglich anzutasten und verliere mich vielmehr im Erkunden der großartig designten Welt. Ich jage, fische, erkunde, nehme Zufalls- und Nebenmissionen an. Was ich alleine dabei schon erlebt habe, hat mir mehr gegeben als jedes andere Spiel in den letzten Jahren (eigentlich seit dem Vorgänger).
Nehmen wir den gestrigen Abend (es folgen milde Spoiler, nix zu Hauptmissionen): Ich starte im Camp, trinke Kaffee und bemerke, dass ich noch einige perfekte Felle auf dem Pferd habe. Für das Camp-Verbessern kann ich die jedoch nicht mehr nutzen, so dass ich zunächst (per Schnellreise) nach St. Denis reite. Dort zum Trapper und alle Felle zwecks späterem Crafting bzw. für schnöde Kohle verkauft. Dann denke ich, der Angelladen ist nicht so weit weg, da werde ich mal die Special-Lures holen, von denen mir der Meisterfischer erzählt hat.
Auf dem Weg dorthin finde ich im Sumpf einen Metallbehälter. Dieser enthält einen Brief von Penelope Braithwaite an Beau Gray, in dem Sie ihm schreibt, dass Sie sich wünscht, sie könnten ein normales Leben als Liebespaar an einem weit entfernten Ort führen. Witzigerweise befinde ich mich gerade dort im Hauptmissionsstrang und habe immer versucht, einen der Briefe der beiden aneinander zu lesen, die man ja als Bote überbringen soll. Das geht jedoch nicht, denn Arthur ist ja gut erzogen... Fand ich super, dass ich auf diesem versteckten Weg doch noch einen Brief der beiden lesen kann!
Nachdem ich im Angelladen die "Special-Lures" erworben habe und da so im Sumpf stehe, sehe ich Lichter im Dunkeln und entdecke ein verlassenes Dörfchen. Am Ortseingang sind kleine Totenköpfe auf Stöckern platziert und das ganze bekommt so einen Voodoo-Vibe! Und was passiert? Ich entdecke eine am Baum aufgeknüpfte Leiche und schieße das Seil durch, damit ich sie untersuchen kann. Da stürmen drei Männer mit weiß bemalten Gesichtern auf mich zu und attackieren mich mit Messern. hab mich vor Schreck fast vollgeschissen! Naja, ich habe den Angriff ganz knapp überlebt und entdecke bei dem Aufgehängten einen Brief, den er wohl nicht mehr abschicken konnte. In diesem nimmt er Bezug auf das "Nite Folk" oder so und prognostiziert seinen baldigen Tod. OK, das waren also "Nite Folk"-Leute... Aber was hat es mit denen auf sich?
Ich entscheide mich ob meiner angeschlagenen Physis zum Camp-Aufschlagen, mache mir am Feuer noch ein leckeres Oregano-Steak und haue mich dann bis zum Morgen aufs Ohr. Kurz nach Sonnenaufgang widme ich mich dann dem verlassenen Dorf. Während ich am Ufer des Sumpfes stehe, entdecke ich ein kleines Loch im Sand und stelle fest, dass ich die kleinen Krebse, die ich als Köder bei der Angel-Frau erwerben kann, auch hier "pflücken" kann, sehr schön. Und direkt danach kommt eine Einblendung, dass ich hier im Gebiet eines legendären Fisches bin. Super, habe ja gerade die Special Lures erworben und zücke direkt die Special Swamp Lure und fange an zu angeln. Die Luft ist feucht, die Sonne steht immer noch tief und das Moor hat sich in ein oranges Meer aus Nebelschwaden verwandelt. Ich habe das Gefühl, in einem impressionistischen Gemälde zu stehen ... "Angler im Moorfeuer".
Da beisst etwas Großes an, denn ich habe kurz bevor ich den Biss gespürt habe, eine ziemlich große Bugwelle vor meinem Köder erkennen können. Der folgende Kampf mit dem Fisch ist episch! Gefühlt mindestens fünf Minuten kämpfe ich. Immer wieder Leine geben, rechts, links und dann wenn er stillhält Angel hoch und wie ein bescheuerter den rechten Analogstick drehen. Meine Hände verkrampfen derart, dass ich mir einen Kunstgriff erdenke, mit dem ich einen Krampf vermeiden kann. Erinnerungen an "Daley Thompsons Decathlon" werden wach, das war glaube ich das letzte Mal, dass ich kurz vor einem Krampf bei der Bedienung eines Joysticks/eines Pads stand. Dann habe ich ihn, den Legendary Longnose Gar und bestaune meinen Fang. Das war ein harter Kampf und ich habe Respekt vor der Leistung des Fisches, der mich an die Grenzen meiner Pad-Beherrschung gebracht hat. Aber zurück ins Wasser kommt er nicht. Ich bringe ihn zur nächsten Post-Station an der Emerald Station und schicke ihn zum Meisterfischer. ich bin gespannt auf meine Belohnung, die kommt aber (ebenfalls per Post) erst in 24 Stunden.
Ich trete aus dem Postamt und sehe in der Ferne einen seltsam verkrüppelten Baum auf einer Anhöhe stehen. Ich reite dorthin und erkenne, dass sich unter dem Baum ein Grab befindet. Ich kann hier aber nichts machen, außer den Baum in mein Journal zu malen. das Journal ist eine der geilsten Sachen im gesamten Spiel und ab und an blättere ich darin herum und erinnere mich an das, was alles schon passiert ist, Super!
Plötzlich werde ich angesprochen. Ein Farmer mit gezogener Waffe steht vor mir und sagt, ich soll von seiner Farm verschwinden und tatsächlich liegt unten am Abhang auf der anderen Seite des Hügels eine Farm. Ich beschwichtige und hoffe, dass er zur Vernunft kommt, aber nun wird er ausfallend und droht zu schießen. Ich versuche, noch einmal beschwichtigend auf ihn einzuwirken, aber da fliegen mir schon die Kugeln um die Ohren. Nun ja, der Farmer liegt jetzt tot neben dem Grab. Als auch noch sein Hund kommt und traurig jault, tut mir das alles ziemlich leid... Vielleicht liegt ja hier seine Frau begraben und er wollte nicht, dass ich die Ruhe an diesem Ort störe, aber das hätte er ja sagen können und nicht gleich anfangen, rumzuballern...
Wo die Farm nun einmal keinen Besitzer mehr hat, mache ich einen kleinen Loot-Rundgang und freue mich über vier perfekte Ziegenfelle (ich musste die Ziegen hierfür leider erschießen, aber das Camp braucht Ziegenfelle als Sitzgelegenheiten für das Campfeuer...). Ich lasse den einsamen Hund zurück und begebe mich zurück ins Camp. Hier lasse ich Pearson die Ziegenfelle für das Campfeuer präparieren und setze mich dann auf die neue Sitzgelegenheit zu Javier und Uncle ans Feuer und genieße Javiers Geklimpere auf seiner spanischen Gitarre...