Thema:
Re:Boah flat
Autor: token
Datum:19.11.18 15:15
Antwort auf:Re:Boah von Kilik2001

>>>Zelda hat ja seiner Welt auch viel Gewicht verliehen, ich mag den Asatz weit mehr als immer nur schnell, schnell, Hauptsache Effektiv.
>>
>>Eigentlich wollte ich mir das neue AC ja nach RDR2 holen, aber nach deiner Beschreibung habe ich jetzt erst einmal gar keinen Bock mehr drauf. Ich hasse sowas, wenn die ganze Welt nur Kulisse ist. :(
>>Dann reite ich in RDR lieber 10x kreuz und quer über die Map und genieße jeden Stock und Stein, über den ich reite und den ich spüre!
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>die welt von RDR2 ist echte handwerkskunst, wie ein samurai-schwert von hattori-hanzo, AC ähnelt da eher dem messer-set von WMF. wenn ubisoft mal wegkommen würde von ihrer "größer ist geil" einstellung, sich mehr zeit lassen und nicht immer wieder dieselben assets verwenden würden, könnten die vielleicht mal etwas aufschließen. aber was solls, würde es genauso machen, verkauft sich ja auch so gut genug.
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>aber vor allem dingen ist es nicht nur das worldbuilding bei RDR2, nicht dieser perfekte bach oder fluss, der sich absolut harmonisch eingliedert, als wäre er schon immer da gewesen, oder die fünfzehn-millionen toll animierten tierarten, es sind halt auch die "random encounters", auch wenn die im grunde alle gescripted sind (who cares?), die bringen halt trotzdem eine ganz andere lebendigkeit in das spiel.
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>NPCs die sich über ihre arbeit unterhalten, einen eigenen tagesablauf haben, verzweifelte ehefrauen die mit ihren männern schimpfen das die arbeit am hafen doch nicht alles sein kann, tierkadaver am straßenrand um die sich geier und kojoten streiten, ich will nicht weiter spoilern, aber es gibt unzählige solcher details. mit denen alleine könnte man bücher füllen und zaubern mir jedes mal ein grinsen ins gesicht :)


Es ist halt brutal geil gemacht und entsprechend auch brutal aufwendig.
Eine Art Westworld. Sehr realistisch, sehr authentisch, ziemlich faszinierend.
Aber ich bin da nur Tourist. Eine Art Zeitreisender der da rumläuft und sich alles anschaut, und es ist beeindruckend, herrje, es ist fucking beeindruckend.
Es ist nur nicht das was ich mir unter einem Videospiel vorstelle.
Dear Esther im wilden Westen um es mal überspitzt auszudrücken.

Ich will aber zocken und nicht einfach nur abhängen und aufsaugen und kucken.
Ich kann den Reiz dahinter verstehen, aber ich sehe nicht ein dass man diesem Reiz das Spiel opfern muss. Das muss man nämlich nicht. Das hat GTA5 gezeigt.
Es gibt einen goldenen Mittelweg für die Rockstar-Formel.
Und RDR2 ist rein spielerisch wirklich worst of Rockstar, und rein vom world building halt ihr bisheriger Höhepunkt.

Ich kann mich echt nicht erinnern wann ich das letzte mal etwas gezockt habe was in der Symbiose von Scripting und Gameplay derart restriktiv ist, echt nicht.
Ich hatte zuletzt ein Script mit Gunfight, ich bin mit einem NPC in so einer Art Deckungsarena und durch diese strömen Feinde auf uns zu. Ich verlasse die Deckung und spiele den Fight dynamisch indem ich die Gegnerwelle offensiv angehe und die Deckungen der Gegner mit Vorrücken zu meinem eigenen Vorteil verwende. Ich habe mich gerade mal 7 Meter oder so vorgearbeitet und die Mission bricht ab weil ich die Spielzone verlassen habe. Repeat. Jetzt verlasse ich meine Deckung aber bleibe einfach dicht dran, strafe quasi in der zweiten Reihe hin und her und bin krass effizient, die Gegner fallen wie die Fliegen. Jetzt Spielabbruch weil mein NPC erschossen wurde. JA VON WEM DENN?

Nein, es ist schlicht und ergreifend so dass das Skript will dass ich da in der Deckung bleibe und Moorhuhnschießen mit den Feindwellen mache. Ich kann noch nicht mal normal kämpfen, nichts kann ich! Es ist so unglaublich krass was die Skripte da treiben, es ist schlicht und ergreifend unfassbar, nicht mal ND, die Könige des Kinospiels sind so bescheuert ein Skripting von Events derart eng zu schnüren wie es RDR2 tut.

Ich muss ein Drehbuch spielen, nichts darf ich selber machen, nichtmal so eine pipaposcheiße wie meine Deckung verlassen wenn es das Spiel nicht will, wenn ich das doch tue schreit der Regisseur CUT! SO NICHT TOKEN! HALT DICH AN DAS DREHBUCH! ALLES AUF ANFANG! UUUUUUUND ACTION!

Ich würde es nicht glauben wenn ich es selbst nicht sehen würde und es quasi ständig passieren würde. Und das Storyskript ist auch so scheiße, als ob diese ganzen Entwicklungen was damit zu tun hätten was ich im Spiel mache. Alles wurscht. Jetzt hat Arthur und das Spiel sagt das ist weil ich mich beim . Als ob! Arthur hat weil das Spiel will dass Arthur hat, und egal was ich tue oder nicht tue, Arthur wird immer haben. Freiheiten? NULL! Unterschiedliche Stränge? NULL! Entscheidungen? Nichts. Alles wird nur vorgegaukelt, stattdessen spiele ich ein Drehbuch nach, und dieses Drehbuch beißt sich permanent mit den Designentscheidungen im OW-Spiel.

Oh, OW arbeitet mit Waffenrestriktionen? Was macht also das Skript? Greift ständig in das Setup ein, stellt die Bewaffnung um, entfernt Waffen, sperrt das Waffenrad, stoppt das Skript damit ich eine bestimmte Waffe aufhebe obwohl ich sie schon habe, oder beamt mir auch mal eine Waffe obwohl ich sie vorher nicht hatte und auch nirgends bekam oder aufgehoben habe einfach so in die Hände. Wayne! Alles wurscht!

Das Skript ist also permanent damit beschäftigt mit der OW-Entscheidung der Restriktion zu kämpfen, und ich als Spieler muss es ausbaden. Und was war die Idee dahinter? Immersion? Ist es immersiv wenn ein Spiel dauernd im Hintergrund in meinem Setup rumwurschtelt? Nein, das ist die Definition von Immersionsbruch, warum baue ich also so eine Sperrigkeit ein, wenn 80% des Spiels nicht auf dieses Design klar kommt, und den Ansatz im Hintergrund PERMANENT aushebelt? Warum?
Dann lass mich halt alle Waffen tragen und wählen und das Spiel muss den Quatsch schlichtweg nicht mehr machen! Stattdessen leide ich an beiden Fronten, alles super fummelig, ständig muss ich die Eingriffe korrigieren, und wenn es wieder eine Quest gibt geht die Scheiße von vorne los.

Und was ist meine Freiheit? Was darf ich machen?
Naja, ich kann ja jagen gehen, und wenn ich in diesem Clusterfuck aus mehreren Händlern, einer bis zum Irrsinn verschachtelten Menüstruktur und drölfzig Stunden Aufwand endlich etwas craften kann, dann ist es in der Regel ein Hirschgeweih das im Camp an mein Mobilheim geheftet wird oder ein Teppich auf einem Baumstamm.
JA VOLL SCHÖN!

Ey, sorry, bei mir ist es letztes WE echt in blanken Hass gekippt was ich beim Spielen gefühlt habe, da hat mein Geduldsfaden eine Art Kreuzbandriss erlitten.
RDR2 und ich werden keine Freunde mehr ;)


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