Thema:
also ich bin dezent enttäuscht nach dem hype flat
Autor: denda
Datum:16.10.18 21:06
Antwort auf:Assassin's Creed Odyssey [Multi] von spinatihero

hatte hier gesten einen ellenlangen text zu abgetippt, der leider über den Jordan gegangen ist. Also muss jetzt die Kurzfassung meines kleinen Rants ausreichen.:-)

Ich sehe viele Dinge des Spiels eher kritisch.
Die ganzen Zahlen hätte es imho nicht wirklich gebraucht, und durch die Levelcaps ist man bzgl. der tatsächlichen Reisefreiheit eher auf semi-lineares Apklappern der Gebiete angewiesen. Wer frei nach Schnauze Lust auf Location XY hat- der muss sich u.U. viele Stunden gedulden ehe es soweit ist.

Machen die RPR-Elemente das Spiel besser? Für mich gar nicht so leicht zu beantworten. Ich empfinde vieles davon als oberflächliche Augenwischerei und der komplette loot levelt natürlich mit, und man bewegt sich immer in einem engen Loot-Fensterchen, immer in der Loot-Komfortzone. Dadurch entsteht bei mir nie das Gefühl etwas wirklich uniques, Einzigartiges oder Wertvolles gefunden zu haben. Und warum müssen z.B. in einer Höhle von der Größe eines Wohnzimmers an zehn verschiedenen spots Eisenbrocken kleben?

Ein annderer Nachteil durch das Mitskalieren der Gegner: Man ist immer gleich stark, bzw. schwach. Die Ausrüstung ist immer gleich gut/schlecht- es ist einfach nur eine Frage, ob man sich in Stunde 10 oder Stunde 40 befindet. Nichts anderes bestimmt die Güte der Ausrüstung. Nicht wie gut man explort hat, nicht wie sehr man sich dafür angestrengt hat, Himmel, noch nichtmal wie viel Gold man beim Schmied lässt... das ist sowieso völlig irrelevant. Oh klar, "bringe mir 400 Hirschfelle und 800 Eisenbrocken damit ich dein Schwert auf Stufe 5 verbessere, und Gold aus deinen letzten 10 h Rumgeloote"..Ja, logen, bringe ich dir das....Nicht.
Nur um mit Sicherheit 10 min später auf der nächsten Stufe eine überlegene Waffe zu finden? Wie kann ein solches System sich selbst so effektiv egalisieren? Das Alles entspricht überhaupt nicht meiner Vorstellung wie ein sinnstiftender Progress in so einem Titel auszusehen hat.

Der ganze Loot und die Locations sind auch extrem austauschbar, ich habe bisher kaum memorable Stellen erlebt, obgleich sie optisch alle schön anzuschauen sind, aber das ist Beiwerk. Es fühlt sich vieles einfach zu belanglos an.
Mehr Quantität als Qualität. Zeitschinderei. Sämtliche Erinnerungswürdigkeit geht im Hintergrundrauschen der schieren Menge von 0815-Content unter.
Und das nach meinen 15 bisherigen Stunden auf jeder Ebene.

Das gilt für mich auch für die Quests.
Man hat so deutlich versucht beim Wischer abzukupfern, aber bekommt es imho nicht im Ansatz so gut hin. Auch hier muss ich für mich konstatieren, dass es sich für mich einfach aufgesetzt anfühlt. Mein Interesse den Dialogen zu lauschen tendiert jedenfalls gen Null. Kein Charakter, dem ich bisher begegnet bin war eine gut geschriebene "Person"- das mag sich im weiteren Verlauf wandeln wenn mehr und mehr Facetten hinzu kommen, aber bisher finde ich das eher enttäuschend.

Das Kampfsystem empfinde ich als eine der wenigen generalüberholten Mechaniken wirklich ziemlich gelungen und es macht zum großen Teil wirklich Spaß, auch wenn die Feinde in der Levelrange doch allesamt viel zu Damage-Spongy sind.

Auch das Klettern könnte "egaler" nicht sein. Vorbei die Zeiten in denen man auf irgendein Pathing achten musste oder einfach etwas Acht geben muss und seine Umgebung beobachten muss. Dadurch würde ja eine besondere Bindung zur Spielewelt entstehen können. Immersion. Und das darf natürlich nicht sein. Das Ganze Geklettere ist komplett sinnbefreit, man kann noch nichtmal zu Tode stürzen, egal wie tief man fällt. Muss soetwas sein? Muss man das so regeln, weil sich sonst zu viele Spieler vor den Kopf gestoßen fühlen? Ich denke nicht.

Ich sehe es trotzdem als eines der besseren Ass. Creeds an, und finde viele Dinge auch sehr gelungen, allen voran das einfach herrliche Design- die Entwickler haben extrem viel Talent bewiesen, aber das war immer schon die Stärke dieser Reihe.
In Summe muss ich für mich feststellen, dass ich vielen der generellen spielerischen Entwicklungen sehr skeptisch gegenüber stehe, und ich mir die Frage stelle wo diese Auswüchse in Zukunft noch hinführen. Imho nicht zu besseren Spielen.

Für mich ist eine Spielwelt von derartiger Größe mit so viel austauschbarem Content einfach ein konzeptionell mindestens fragwürdiges eher aber fehlgeleitetes Werk. Ich wäre für wesentlich kleinere Welten, wenn es die Entwickler mit so viel Manpower nicht hinbekommen einen Content zu erschaffen der sich meiner Freizeit würdig anfühlt, und sich nicht wie die totale ABM anfühlt.

Das sind im Grunde Dinge, die ich seit Jahren in sämtlichen OW-Titeln kritisch beobachte, jetzt ist es eben Odyssey an welches ich dies adressiere. Ich weiß, dass die allermeisten gleichartigen Titel "halt so sind" und das Allermeiste in Odyssey dem Genrestandard entspricht- und hier vielleicht sogar vieles überdurchschnittlich gut gelöst wird- sicherlich ist an diesem Titel nicht zuletzt bemerkenswert, dass Nichts wirklich schlecht ist. Das macht es aber mMn nicht weniger hinterfragenswert.

Just meine zwei Flöten.

Beste Grüße
denda


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