Thema:
Kommt drauf an... flat
Autor: JPS
Datum:11.10.18 18:42
Antwort auf:wann ist ein Punkt erreicht ... von Montana

Wenn das Spiel ein Grafikblender ist, wird es immer recht schnell veraltern. Dann ist am PC nach 5 Jahren und bei Konsolen mit der nächsten Generation der Zauber weg und spätestens nach 10 Jahren oder 2 Konsolengenerationen will man es nicht mehr anfassen.

Wenn hingegen das Gameplay passt, ist eigentlich alles noch gut spielbar, bei dem sich die Macher nicht schon beim Release technisch überhoben haben, so dass das Spiel einen deutlich sichtbaren grafischen Mangel hat.

In Frage kommen dabei:

1. Grafikfehler

Spriteflackern beim NES (zum Glück mit der FPGA-Version von Analogue weitestgehend abstellbar), verzerrte Matschtexturen (erste 3D Generation wie PSX/SAT/N64) oder unruhiges Bild, z.B. Kantenflimmern (einige PS2 Spiele) können auch gute Spiele deutlich schlechter machen.

2. Schlechte Framerate

Das ist am PC zum Glück oft kein Thema, so lange das Spiel keinen Lock auf 30fps hat und mind. 60fps erlaubt sind. Dann können ältere Titel sogar spielerisch besser werden, da sie ihren technischen Mangel automatisch verlieren.

Wenn beliebige Framerates gehen, hat es schon einen ganz speziellen Reiz ein älteres Spiel mit 120+ fps zu spielen - das fühlt sich nochmal alles spürbar direkter als bei 60fps an und die Grafik bleibt auch bei Drehbewegungen sehr scharf.

60fps (oder meinetwegen auch 50fps mit G-Sync oder einem Setup das 50Hz darstellen kann) braucht man aber, damit Eingaben sich smooth anfühlen und die Grafik in Bewegung nicht deutlich sichtbar vermatscht.

Auf Konsole ist das kritischer. Dort gibt es leider einige Titel die nicht einmal 30fps stabil hinbekommen. Das fördert natürlich in Kombination mit veralteter Grafik den Eindruck, dass man ein grafisch schlecht gealtertes Spiel vor sich hat.

Ein gutes Beispiel ist z.B. Perfect Dark (N64) - das war damals schon so schlecht von der Framerate, dass es mir den Spielspaß zerstört hat. Die Version aus der Rare Collection auf der XOX ist hingegen sehr gut spielbar, so dass ich mit dem Spiel tatsächlich noch immer (besser gesagt zum ersten Mal) Spaß haben kann.

30fps wird künftig IMO ein Qualitätsmangel sein, der viele Spiele aus der aktuellen Konsolengeneration schlecht altern lässt. Denn irgendwann ist ja Schluss mit der Erhöhung der Auflösung, dann braucht die Industrie ein neues Zugpferd und das ist Framerate - das müssen gar nicht unbedingt 60fps sein, sondern wird wohl eher über ein Durchsetzen von Techniken für variable Framerate laufen.

Wenn dadurch auch Konsolenspieler erkennen, dass Spiele besser sind, wenn sie eher im 45-60fps als im 30fps Bereich laufen und sich an 45+fps und variable Framerates gewöhnt haben, werden sie 30fps und sichtbare Framerate-Einbrüche als grafischen Mangel wahrnehmen.

3. Auflösung

Unter 720p sieht 3D Grafik eigentlich immer stark veraltet aus. Ab 1080p (da das auch eine Auflösung ist die oftmals der nativen Auflösung von Displays entspricht und auch auf 4k Displays noch gut darstellt werden kann) sehe ich aber keine wirklichen Probleme mehr.

Von daher ist bei der Auflösung IMO bereits lange ein Punkt erreicht, der gut genug ist um entsprechende Spiele auf lange Zeit nicht mehr in die Schublade "schlecht gealtert" packen zu müssen.

Neuerscheinungen unterstützen nahezu durchgehend schon 4k (PC, PS4 Pro, XOX), was dann endgültig ein Niveau ist, das nicht mehr schlecht altern kann.

Fazit

Ich kann mir selbst in 20 Jahren nicht vorstellen, dass man ein Spiel das in mind. 1080p60 läuft und keine offensichtlichen technischen Mängel aufweist als "grafisch schlecht gealtert" bezeichnen würde.

Klar wird man dem Spiel sein Alter ansehen und daher bei der Beurteilung deutlich mehr Wert auf gutes Gameplay legen, aber es wird trotzdem ohne Einschränkungen funktionieren. So wie auch jetzt Spiele aus der 16bit-Zeit noch immer funktionieren - trotz lächerlicher 4 MHz CPU des SNES.


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